Musik-Streaming:
Spotify beendet exklusive Zusammenarbeit mit RMS
Der Streamingdienst holt die Audio-Vermarktung ins eigene Haus. Doch ist das Tischtuch mit dem Audiovermarkter nicht ganz zerschnitten.
Zwei Jahre lang hat der Sales-Spezialist RMS den Musik-Streamingdienst Spotify in Sachen Audio-Advertising exklusiv vermarktet. Nun holt Spotify die Audiovermarktung aus strategischen Gründen ins eigene Haus. "Wir sind mittlerweile erwachsen geworden und Audio ist sehr wichtig für uns geworden", sagt Stefan Zilch, Geschäftsführer von Spotify. Mittlerweile erwirtschaften Audio-Anzeigen mehr als die Hälfte des weltweiten Werbeumsatzes. Vor allem in den USA. "Deutschland als unser drittgrößter Werbemarkt befindet sich aber auch auf starkem Wachstumskurs", sagt Zilch. In allen anderen Ländern hat Spotify schon die Hauptverantwortung für die Audiovermarktung inne.
"Unsere Sales-Truppe ist nicht nach Themen sortiert, ob ein eigener Verantwortlicher für Audio-Ads eingestellt wird, ist noch offen", sagt Zilch. Die Struktur wird nun aufgebaut. Zilch setzt dabei auf einen stärkeren Einsatz von Daten, um die Audio-Ads genauer auszusteuern. Der Werbemarkt im Bereich Musik-Streaming ist umkämpft: Auch Konkurrent Deezer hatte zuletzt angekündigt, für Deutschland eine eigene Sales-Truppe aufzubauen.
Der bisherige Vermarktungsvertrag läuf noch bis Ende des Jahres. "Wir reden nun mit der RMS, ob wir unsere Zusammenarbeit auf anderer Ebene weiterführen, etwa bei der regionalen Vermarktung", sagt Zilch. Auch der Vermarkter RMS zeigt sich für eine nicht-exklusive Zusammenarbeit offen. Beide Partner sind mit der bisherigen Zusammenarbeit nach eigener Aussage sehr zufrieden. So hat RMS bis Juli schon den Werbeumsatz des gesamten letzten Jahres erwirtschaftet. Spotifys Entscheidung beruht auf strategischen Überlegungen.
Eine Reaktion der RMS-Gesellschafter auf den Verlust des exklusiven Mandats steht noch aus. Die Radiosender waren aber mutmaßlich sowieso nicht besonders erfreut über die Zusammenarbeit, da sie selbst im Streaming-Geschäft unterwegs sind. Sie duldeten jedoch die Partnerschaft. "Spotify diente uns als Türöffner bei den Werbekunden im Segment Streaming", sagt Alexander Sempf, RMS Geschäftsführer Verkauf. Der Vermarkter könne den Verlust verkraften. „In der digitalen Welt ist eine komplette Exklusivität in Zukunft eher auch die Ausnahme“, sagt Sempf. Wie viel Reichweite die Hamburger durch die Beendigung des Spotify-Deals verlieren werden, steht noch aus. Sempf steht aber auch einer Zusammenarbeit mit Spotiy-Konkurrenten aufgeschlossen gegenüber.
Apropos Reichweitenmessung: Die Gremienarbeit in der MA Audio will Spotify wegen der Änderung der Vermarktungsstrategie nicht beenden.