
Videostreaming-Studie:
Ist für die Nutzer Qualität wichtiger als Quantität?
Disney+ wird nach dem Launch zunächst deutlich weniger Filme und Serien anbieten als die Konkurrenz. Kann laut einer Studie von Ampere Analysis aber mit Qualität punkten.

Foto: The Walt Disney Company
Im ersten Jahr nach dem Launch im November wird das Film- und Serien-Angebot von Disney+ deutlich kleiner sein als das der konkurrierenden Videostreamingdienste, insbesondere das von Netflix und Amazon Prime Video.
Abonnenten von Disney+ können nach Angaben von Disney zunächst auf rund 7500 Serienepisoden und etwa 500 Filme zugreifen. Dies entspricht nach Schätzungen des Londoner Marktforschers Ampere Analysis bei den Serienepisoden nur etwa 16 Prozent des Netflix-Katalogs mit 47.000 TV-Episoden und bei den Filmen nur 12,5 Prozent der 4000 Filme in der Netflix-Filmbibliothek.
Was die Zahl der Serienepisoden angeht, wird Disney+ aber nicht nur vom Marktführer Netflix, sondern auch von Hulu, Amazon Prime Video und CBS All Access übertroffen und bei den Filmen ebenfalls von Amazon Prime Video mit seinen mehr als 12.000 Titeln sowie von Hulu, Starz Play und HBO Go.
Die entscheidende Frage ist allerdings: Wie wichtig ist bei den Videostreamingdiensten die Quantität des Angebots im Vergleich zur Qualität? Denn was die Qualität der angebotenen Serien und Filme angeht, so liegt laut der Ampere-Analysis-Studie das voraussichtliche Disney-Portfolio vor dem der Konkurrenten Netflix und Amazon.
Verglichen hatten dafür die Marktforscher jeweils 100 originale Film- und Serientitel der einzelnen Streaminganbieter, die derzeit auf den verschiedenen US-Plattformen angeboten werden. Ausgewertet wurde der Content mittels eines firmeneigenen Algorithmus, der die Bewertung einzelner Titel durch die Nutzer gewichtet.
Auf einer Skala von 1 bis 100 (mit 100 als Bestmarke) kommt Disney dabei auf rund 88 Punkte, Amazon auf knapp über 86 und Netflix auf knapp über 80 Punkte. Vor Disney liegt einzig der "Game of Thrones"-Anbieter HBO mit 90 Punkten.
Netflix will reale Nutzung transparenter machen
Welche Gründe aber letztendlich für die Nutzer entscheidend sind, wenn es darum geht, ein Abonnement abzuschließen oder ein bestehendes zu kündigen, und welche Bedeutung dabei die Quantität oder die Qualität eines Angebots spielt, ist nur schwer einzuschätzen.
Wie viele der Serien und Filme aus dem riesigen Netflix-Portfolio werden von einer relevanten Anzahl Abonnenten tatsächlich angesehen? Netflix hat es seit Jahren tunlichst vermieden, hierzu konkrete Angaben zu machen.
Vor wenigen Tagen hat Chief Content Officer Ted Sarandos allerdings angekündigt, dass der Streamingdienst in dieser Frage künftig mehr Transparenz herstellen und "spezifischere und detaillierte Daten" herausgeben wolle – zunächst an die Content-Produzenten, dann an die Abonnenten und schließlich an die Presse.
Unklar ist allerdings weiterhin, wie Netflix die Nutzungsdaten genau erfasst und in welcher Form sowie in welchen Zeiträumen die Daten veröffentlicht werden sollen.