Auflagenzahlen III/2013:
IVW: Wo Print noch wächst und wo es verliert
"Landlust" steht im dritten Quartal erneut in der Phalanx der IVW-Auflagengewinner. Dazu zählen dieses Mal aber auch "Der Spiegel" und "Bravo".
Die positiven Nachrichten zum regelmäßigen Auflagen-Check durch die IVW kommen einmal mehr aus Münster: Die "Landlust" vom dort ansässigen Landwirtschaftsverlag meldet im dritten Quartal eine verkaufte Auflage von 1.031.171 Exemplaren. "Die Steigerung zum Vorjahresquartal beträgt 2,4 Prozent. Damit erzielt Landlust das beste dritte Quartal seit Bestehen", bilanziert das inzwischen erfolgsverwönhte Team um Chefredakteurin Ute Frieling-Huchzermeyer. Die "Landlust" kann zwischen Juli und September die Zahl der Abonnenten um sechs Prozent auf 395.646 steigern (reine Verlagsabonnements). Der Anteil der hart verkauften Auflage beträgt 98 Prozent.
Erneut kann die "Landlust" die einstigen Dickschiffe des Zeitschriftenmarktes hinter sich lassen, obwohl sich "Der Spiegel" nach dem Tiefstand bei der verkauften Auflage (878.954 Exemplare) im zweiten Quartal dieses Jahres unter dem Interims-Cheftredakteurs-Duo der Stellvertreter Klaus Brinkbäumer und Martin Doerry gut entwickelt hat. Von Juli bis September hat sich die verkaufte Auflage des Hamburger Nachrichtenmagazins mit 896.298 Exemplaren wieder nach oben entwickelt. Nun heißt es abwarten, ob der neue Chefredakteur Wolfgang Büchner mit seinen Heftideen die Auflage weiter vorantreiben kann. Bei Burdas "Focus" kann indes Chefredakteur Jörg Quoos immer weniger Käufer vom Themenmix überzeugen. Laut IVW haben die Münchner, die immer mehr Redaktionsteile nach Berlin verlagern, im dritten Quartal 530.931 Exemplare verkauft – ein Tiefpunkt auf der Auflagenkurve.
Genereller Print-Pessimismus, wie er mittlerweile fast schon salonfähig geworden ist, ist nicht angezeigt. Gerade auch mit neuen Titeln können Verlage überzeugen. Beispiel: "Couch", das junge Wohn- & Fashion-Magazin im Pocketformat aus dem Haus Gruner + Jahr, das zehn Mal im Jahr erscheint. Der Titel ist mit dem dritten Quartal erstmalig in der IVW-Auflagenstatistik erfasst und erzielt zum Auftakt eine verkaufte Auflage von 177.150 Exemplaren. 10.870 verkaufte Exemplare stehen für den Abo-Bereich. Matthias Frei, Publisher der G+J Community of Interest "Living", sieht sich im Lesekonzept für Frauen zwischen 20 und 39 Jahren bestätigt, begründe "Couch" doch durch die Zusammenführung der Themen Living, Fashion und Beauty "ein völlig neues Genre". Das Flaggschiff "Stern" tut sich nach dem umfassenden Relaunch im Frühjahr da schon schwerer im Lesermarkt, scheint aber den Sinkflug immerhin abgebremst zu haben: 812.429 Exemplare insgesamt hat Gruner im dritten Quartal vom Magazin verkauft, das sind nur rund 1600 Exemplare weniger als im Vorquartal und rund 900 mehr gegenüber Vorjahresquartal. Das erneute Unterschreiten der 800.000er Marke hat das Team um Dominik Wichmann zwischen Juli und September verhindern können.
Bestehendes auf dem Printmarkt muss sich nicht verstecken – im Gegenteil. Gerade Bauer meldet einen guten Lauf für viele Titel des Hauses. Man nehme nur das junge Peoplemagazin "Closer", das bereits 2012 gute Erfolge am Kiosk erzielt hat. Das Magazin gewinnt im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 38,4 Prozent an Auflage hinzu – macht nun laut IVW durchschnittlich 241.692 verkaufte Exemplare. Das "New Luxury-Magazin", wie Bauer "Happinez" bezeichnet, verzeichnet ein Auflagenplus von 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (durchschnittlich 142.678 verkaufte Exemplare inkl. der Verkäufe aus früheren Berichtszeiträumen und Remissionen). Bei den monatlichen Frauenmagazinen bleibe Bauer Media marktführend, analysiert der Verlag – dank der Zukäufe aus dem MVG-Reich: "Cosmopolitan" und "Joy" setzen mit zweistelligen Zuwächsen zum Vorquartal ihren positiven Auflagentrend fort; die "Cosmo" listet jetzt 311.170 Exemplare auf, "Joy" 344.841. Im Segment der Best Ager hat "Meins" anscheinend den Nerv der Leserin getroffen: Das Heft für Frauen 50plus wächst um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal (durchschnittlich 145.859 verkaufte Exemplare), ein Vergleich zum Vorjahr ist noch nicht möglich.
Überraschung bei der "Bravo": Die neue Chefredakteurin Nadine Nordmann kann den seit Jahren andauernden freien Fall der Jugendpostille stoppen. "Bravo" legt im Gesamtverkauf um 1,6 Prozent zum Vorquartal zu, im wichtigen Einzelverkauf um 4,5 Prozent. 228.340 Exemplare hat Bauer vom Jugendmagazin im vergangenen Quartal abgesetzt. Das letzte Mal mehr als 500.000 Exemplare verkauft wurden von "Bravo" Ende 2009. Bei den Programmzeitschriften behauptet sich "tv14" – entgegen dem Markttrend - auf nahezu stabilem Vorjahresniveau bei jetzt 2,33 Millionen verkauften Exemplanre. Der Titel bleibe damit "die weltweit größte Kaufzeitschrift", heißt es bei Bauer. Der Verlag sieht sich auch bei einem neuen Heftkonzept bestätigt: mit "MyWay". Die aktuelle Ausgabe des Magazins für Frauen über 40 erreicht mit Steffi Graf auf dem Cover und im Exklusivinterview voraussichtlich erstmals die Marke von 100.000 verkauften Heften.
Wissen verkauft sich gut in gedruckter Form. So meldet der Zeit Verlag eine deutliche Steigerung der Auflage bei "Zeit Wissen". Das Wissenschaftsmagazin aus der Verlagsgruppe verkauft laut IVW im dritten Quartal durchschnittlich 107 685 Exemplare, 23,4 Prozent oder 20 452 Exemplare mehr als im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das Abonnement wächst im Vergleich zum Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 48.842 Exemplare und erreicht damit einen neuen Rekordwert. Aber die Sektkorken dürften im Haus vor allem wegen der Mutter "Zeit" knallen: Mit 503.723 verkauften Exemplaren verzeichnet die Wochenzeitung erneut das stärkste dritte Quartal seit Bestehen. Die Kurve zeigt weiter nach oben, auch wenn das dritte Quartal bei den Hamburgern traditionsgemäß das schwächste ist.
Noch ein Blick auf das "Handelsblatt", das ebenfalls einen neuen Chefredakteur bestellt hat: Hans-Jürgen Jakobs kann den Kurs seines Vorgängers und jetzigen Geschäftsführers Gabor Steingart fortsetzen. Der Titel legt im dritten Quartal als einzige überregionale Tageszeitung bei der harten Auflage - Abonnement und Einzelverkauf - um 1,8 Prozent auf 87.791 Exemplare zu. Die Zahl der Abonnements steigt gegenüber Vorjahresquartal um 1,5 Prozent auf 81.461 Abos. Macht 1239 neue Abonnenten – wobei unklar bleibt, wie viele der neuen Dauerbezieher aus der Datenbank des Ende 2012 eingestellten Gruner+Jahr-Konkurrenzblatts "FTD" stammen. Verkaufsstärkster Titel des "Handelsblatts" im Einzelverkauf war die Ausgaben "Die stille Enteignung" vom 9. August 2013 mit 10.054 Exemplaren. Steingart weist zudem auf "die signifikante Steigerung der E-Paper-Verkäufe" hin: Die elektronische Auflage des "Handelsblatts" ist demnach von 1162 Exemplaren im Vorjahresquartal auf 9068 Exemplare gewachsen. "Damit hat sich die E-Paper-Auflage innerhalb eines Jahres fast verachtfacht (plus 680 Prozent)", analysiert das Team.
Wer sich für die IVW-Auflagenzahlen aller gemeldeten Titel interessiert: Vor einem Jahr haben die Verleger die Serviceseite PZ Online neu aufgestellt. Dort werden im Einzelabruf die Kenndaten aufgelistet und die Auflagenentwicklungen mit Kurvendiagrammen anschaulich gemacht.