Lesetipp:
"Hohles Marketing-Getöse, erschreckend viele Fehler": Ex-G+J-Ausbilder macht den "Stern" rund
Berndt Schramka, ehemals Vize der Gruner-eigenen Henri-Nannen-Schule, hat schon vorab viele Patzer im neuen Gesamtauftritt des "Stern" ausgemacht...
Mit dem neuen "Stern" ist ausgerechnet ein Sprachwahrer und Ex-Manager von Gruner + Jahrs Henri-Nannen-Schule gar nicht zufrieden. Der langjährige Journalist Berndt Schramka, elf Jahre lang Stellvertreter von Wolf Schneider und unter anderem Multimedia-Ausbilder bei der "Stern"-Mutter, reibt sich in seinem Blog (schon vor Start) an vielen handwerklichen Fehlern. Seit 14. März liegt das überarbeitete Flaggschiff des Hamburger Verlags zum Kampfpreis von einem Euro am Kiosk und wird breit beworben.
Schramka pickt beispielweise den Slogan "Sorry Henri Nannen, es musste sein." heraus, mit dem das Team um Chefredakteur Dominik Wichmann für den breiten Neustart trommelt.
"Im neuen Blog heißt es dazu: ‚Immer wenn sich etwas ändert, liegt die Frage nahe: Was hätte wohl der Gründer, Übervater, Vordenker vergangener Tage gesagt.‘ Ich glaube, er hätte getobt. Liebe Kollegen, ich habe in der Grundschule gelernt, dass am Ende einer Frage ein Fragezeichen steht",
schreibt Schramka, der nach seiner Zeit bei Gruner + Jahr in die Schweiz wechselte und dort das Büro für Kommunikation und PR in Zürich leitet. Auch stoßen ihm die Parolen auf:
"‘Veränderung ist Fortschritt.‘ Bravo! Als die Schleckers anfingen, ihr Imperium zu verändern, wurden in der Folge 10.000 Schlecker-Frauen entlassen. Jawohl, Veränderung ist Fortschritt. Als der Stern die Geschichte verändern wollte, veröffentlichte er die Hitler-Tagebücher",
stichelt Schramka in seinem Sprachblog Deleatur.
Besonders unzufrieden scheint Berndt Schramka mit der Arbeit von Wichmann zu sein – schon vor dem Konsum des gedruckten Magazins:
"Die Redaktion bloggt dann auch. Das Grußwort hat Dominik Wichmann geschrieben, seit Januar neuer Chefredakteur: ‚Und wo viele Menschen zusammenarbeiten wird diskutiert, bisweilen gestritten, werden viele Entscheidungen getroffen, großartige Dinge geschaffen und Fehler gemacht.‘ Zumindest das mit den Fehlern stimmt. Nach zusammenarbeiten kommt ein Komma",
meint der Neu-Schweizer nach dem Konsum der begleitenden Website und zieht folgendes Fazit:
"Viel hohles Marketing-Getöse, erschreckend viele Fehler für ein Magazin mit diesem Anspruch, der neue Look ist für mich ein Me-too-Design, eben was man derzeit so macht. Nur dass der Stern dafür um die Welt gejettet ist und mit den teuersten Leuten gesprochen hat."