Leserzuwachs?:
"Handelsblatt" ersetzt "FTD" im Abo
Seit dem heutigen Montag wird jeder Abonnent der eingestellten "Financial Times Deutschland" mit einem "Handelsblatt" beliefert.
Nach dem Ende der "Financial Times Deutschland" ("FTD") nach fast 13 Jahren will das "Handelsblatt" von der Lücke im Markt profitieren: Seit dem heutigen Montag wird jeder bisherige "FTD"-Abonnent mit einem "Handelsblatt" beliefert. Damit kommt die Abo-Datei von Gruner + Jahr beim Düsseldorfer Wirtschaftsblatt zum Einsatz. Die Verlagsgruppe bestätigt der "dpa", dass sie am Montag das "Handelsblatt" an einen Teil der bisherigen "FTD"-Leserschaft geschickt habe. Bis Weihnachten wolle man ihnen die Möglichkeit geben, das "Handelsblatt" kostenlos kennenzulernen. Man habe aber nicht die gesamte Abonnentendatei vom "FTD"-Verlag Gruner+Jahr gekauft, sondern lediglich eine bestimmte Zahl von Lieferadressen erhalten.
Die potenziellen neuen Leser begrüßt der "Handelsblatt"-Chefredakteur und künftige geschäftsführende Gesellschafter Gabor Steingart auf einer vorgeschalteten Umschlagseite. Dort geht er mit Bedauern auf die Einstellung der "FTD" ein: "Ihren Machern und ihren Lesern gebührt unser Respekt." Steingart freue sich auf das "neue Miteinander" und er wolle die kommenden Wochen nutzen, um die beiden Leser-Gruppen bekanntzumachen. Über die Zeitung, die Webseite oder über das Morning-Briefing per Mail werde er mit den neuen Lesern in Kontakt treten. Und Steingart verrät: Es fänden derzeit Gespräche mit den führenden Kommentatoren der "Financial Times Deutschland" statt, um über deren neue "geistige Heimat" zu sprechen.
Dass Steingart schon ankündigt, dass zwei ehemalige "FTD“-Chefredakteure künftig für sein Blatt schreiben, finden diese unterdessen wenig bis gar nicht komisch. Auf der noch bestückten Website der "FTD“ wundert sich Christoph Keese, weil er davon nichts weiß. Und Andrew Gowers, der in der Tat am Montag mit einem Kommentar vertreten ist, reagiert britisch direkt: "I have not agreed to write regularly for HB, and am most unlikely to do so, not least because as you know I regard HB as a deeply inferior newspaper." Später legt Gowers nach: "I just sent him a note complaining about his tasteless, poorly-judged and misleading remarks and saying I will never write a column for his shit, declining newspaper! You can tell that to the colleagues too."
In der letzten Ausgabe der "FTD" am Freitag hat sich Gruners Sorgenkind mit einer Sonderausgabe samt Retourkutsche bei den Pressabteilungen und mit besonderen Optiken von ihren Lesern verabschiedet. W&V Online hat ermittelt, dass vor allem in Frankfurt viele Käufer der "FTD" sitzen – dort könnte auch das "Handelsblatt" eventuell profitieren, wenn nicht die Banker ohnehin schon die Düsseldorfer Zeitung abonniert haben....