Geschäftsjahr 2013:
Digitales prägt Springer-Bilanz, RTL Group wird Youtube-Größe
Springers Digital-Umbau dämpft die Gewinnmargen in der Bilanz 2013. Auch die RTL Group legt ihre Zahlen offen und belegt ihre Macht auf Youtube.
Axel Springer spürt den Umbau zum Digitalkonzern in der Bilanz. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist 2013 wegen der Investitionen in den Ausbau des Digitalgeschäfts um 8,9 Prozent auf 454,3 Millionen Euro zurückgegangen, wie der Pressemitteilung des Medienkonzerns am Donnerstag zu entnehmen ist. Die Rendite liegt bei 16,2 Prozent. Der Konzernumsatz legt um 2,3 Prozent auf etwas mehr als 2,8 Milliarden Euro zu - vor allem dank der deutlichen Umsatzsteigerung bei seinen "Rubrikenangeboten" um 22 Prozent. Die Werbeerlöse des Konzerns legen um 7,1 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro zu (2012: 1,53 Miliarden) zu. "Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der Werbeerlöse entfielen dabei auf die digitalen Aktivitäten von Axel Springer", heißt es. Weil es so gut läuft, erhalten alle berechtigten Mitarbeiter der Axel Springer SE eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von 800 Euro.
"So viel Veränderung war nie!", kommentiert Vorstandschef Mathias Döpfner das vergangene Jahr. Der Konzern habe ein Jahr des Umbaus und erheblicher Zukunftsinvestitionen angekündigt und dafür auch ein rückläufiges Konzernergebnis in Kauf genommen. "Der Aufbruch in die Zukunft des digitalen Journalismus ist uns gelungen, jetzt kommt es darauf an, dass wir in den nächsten Jahren diese Weichenstellungen und strategischen Entscheidungen auf dem Weg zum führenden digitalen Verlag mit voller Kraft umsetzen", so Döpfner, der 2013 den Verkauf eines Großteils des Printgeschäfts an die Funke Mediengruppe besiegelt und zugleich den Nachrichtenkanal N24 gekauft hat, um ihn mit der "Welt" zu einer Multimediaredaktion zu verschmelzen.
Vergleichbar mit dem Vorjahr sind die Zahlen indes nicht. Springer teilt mit: "Die Kennzahlen enthalten somit nicht mehr die Aktivitäten, die Gegenstand der Transaktion mit der Funke Mediengruppe sind. Ebenfalls nicht enthalten sind die Aktivitäten der Ringier Axel Springer Media AG in Tschechien." Der Konzern bündelt zudem die Geschäftsaktivitäten in drei operativen Segmenten: Bezahlangebote, Vermarktungsangebote und die oben angeführten Rubrikenangebote, die ihre Erlöse überwiegend mit Stellen- und Immobilienanzeigenkunden erwirtschaften. Hinzu kommt das Segment Services/Holding. Anhand der neuen Einteilung rechnet Springer nun vor, dass sich die Pro-forma-Erlöse der digitalen Medien um 6,7 Prozent erhöhten. "Ihr Anteil am Konzernumsatz erhöhte sich damit von 44,6 Prozent auf 47,9 Prozent. Das Ebita der digitalen Medien stieg um 14,1 Prozent. Damit erhöhte sich der Anteil des digitalen Geschäfts am Ebitda von 49,4 Prozent auf 61,8 Prozent." Fest steht: 2014 sollen die Gesamterlöse im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Dabei könnten die voraussichtlich sinkenden Vertriebserlöse unter anderem durch den geplanten Anstieg der Werbeerlöse mehr als ausgeglichen werden, teilt Springer weiter mit.
Indes hat das bewährte deutsche Fernsehen der RTL Group ein weiteres stabiles Geschäftsjahr beschert. Der Umsatz ist bei der Bertelsmann-Tochter 2013 um 1,8 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro zurückgegangen, teilt das Unternehmen ebenfalls am Donnerstag mit. Einen wachsenden Anteil daran hat das Digitalgeschäft. Der Nettogewinn der RTL Group ist um satte 45,7 Prozent auf 870 Millionen Euro gestiegen, die Gruppe spricht vom höchsten Ebit-Ergebnis seit Bestehen. Der Digitalumsatz ist um 26 Prozent auf 236 Millionen Euro angewachsen. Im Bereich Online-Video habe sich die RTL Group zum größten europäischen Medienunternehmen entwickelt, heißt es. Für 2014 rechnet die größte werbefinanzierte TV-Familie Europas mit einem stabilen Geschäftsjahr.
Schon gewusst? Wie aus der Bilanz hervorgeht, ist die RTL Group mit gezielten Investitionen inzwischen zum drittgrößten Anbieter weltweit auf Youtube geworden – nach Anzahl der Videoviews und Musikvideodienste ausgenommen. Nach diesen Abrufzahlen nimmt der Konzern über alles gesehen Platz sechs der Weltrangliste ein (siehe Grafik der RTL Group unten). So hält die Gruppe mittlerweile 26,1 Prozent an Style Haul, einem führenden Online-Video-Netzwerk für Mode und Kosmetik. Im Juni 2013 kaufte die RTL Group 57,5 Prozent an BroadbandTV, dem drittgrößten Multi-Channel Network (MCN) auf Youtube. BroadbandTV verwalte derzeit mehr als 15.000 Kanäle und zähle etwa 1,45 Milliarden Videoabrufe pro Monat. Die RTL-Produktionstochter FremantleMedia erwarb eine Beteiligung an Divimove, dem zweitgrößten Youtube-MCN in Deutschland. Weitere Youtube-Aktivitäten sind im Anrollen, zumal Fremantle gerade eine Inhalte-Ehe mit dem expansiven Medien-Netzwerk Vice geschlossen hat. Die Catch-Up-Dienste wie etwa Mediatheken und die Websites der RTL Group erzielten 2013 insgesamt 16,8 Milliarden Online-Videoabrufe. Das sei ein Zuwachs um 143 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Wir haben bei der Stärkung unseres Kerngeschäfts und dem Aufbau neuer Wachstumstreiber große Fortschritte gemacht, vor allem im Digitalbereich", teilten die Geschäftsführer Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch in der Mitteilung. Die RTL Group gehört zu 75,1 Prozent dem Medienkonzern Bertelsmann.