Noch ein US-Deal!:
Digitaler Heißhunger: Springer will jetzt auch noch Thrillist haben
Springer hat eine weitere US-Digitalmarke im Visier: das beliebte Lifestyle-Portal Thrillist mit Fokus auf der Zielgruppe der 18- bis 34-jährigen Männer.
Axel Springer, bald Besitzer des US-Dienstes Business Insider und damit ein digitales Schwergewicht im US-Markt, hat Appetit bekommen - und gibt nur einen Tag später bekannt: Jetzt will der Konzern auch noch einen Minderheitsanteil an der in New York ansässigen Thrillist Media Group (TMG) erwerben. TMG zählt zu den führenden digitalen Medienunternehmen und steht hinter dem Lifestyle-Medium Thrillist für männliche "Millenials". Die Investition sei ein wichtiger nächster Schritt in der Strategie von Axel Springer, "die digitale Reichweite weltweit zu steigern, englischsprachige Angebote auszubauen und mit innovativem digitalen Journalismus zu wachsen.", heißt es. Angaben über den Kaufpreis werden nicht gemacht.
Geht der Deal über die Bühne, dann ist Springer nach Abschluss der Transaktion der größte externe Anteilseigner der Thrillist Media Group. Der Konzern feiert sich in der Mitteilung vom Mittwoch so:
"Durch den Erwerb von Business Insider steigt Axel Springer in den Kreis der sechs reichweitenstärksten Digital-Verlage der Welt auf."
Zu Thrillist: Die Medienmarke wurde 2005 von Ben Lerer, CEO, und Adam Rich, Chefredakteur, gegründet. Sie erreicht laut Springer monatlich 15 Millionen Unique Visitors auf thrillist.com sowie über 80 Millionen monatliche Leser über seine digitalen, sozialen und mobilen Plattformen. TMG betreibe das beliebte Lifestyle-Portal Thrillist in Verbindung mit täglichen Newslettern und einer mobilen App mit Fokus auf der relevanten demographischen Zielgruppe der 18- bis 34-jährigen Männer. Die Offerte ist mit lokalen Ausgaben für über 35 Städte in den USA und Europa präsent. "Im vergangenen Jahr wuchs der Traffic von Thrillist um 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, über 66 Prozent des Traffic kam über mobile Endgeräte", rechnet Springer vor. Springer-CEO Mathias Döpfner bezeichnet das neueste Objekt der Springer’schen Kauflust als "Kultseite vor allem männlicher 'Millennials'". Springer sehe "viel Potenzial", Döpfners Team wird mit den Gründern zusammenarbeiten.
Und wie profitiert Thrillist vom reichen deutschen Investor? Die Investition von Axel Springer eröffneten TMG zusätzliche Möglichkeiten, um neue zielgruppenspezifische Themenangebote zu starten, ihre Videoressourcen auszubauen, ihr Veranstaltungsteam zu erweitern, die Entwicklung ihrer Datenangebote und Technologie-Plattform Pinnacle fortzusetzen sowie ihre neugegründete Abteilung für Native Advertising, The CoLab, aufzubauen, heißt. Übrigens: Das E-Commerce-Geschäft des Unternehmens, JackThreads, ist nicht Teil der Investition und wird in Zukunft als eigenständiges Unternehmen geführt werden.
Zur Strategie: Springer möchte verstärkt mit digitalen journalistischen Angeboten im englischsprachigen Raum wachsen. Ein Portfolio an US-amerikanischen Beteiligungen ist breits aufgebaut, 2014 ein eigenes Büro im Silicon Valley gegründet worden. Neben dem Business Insider hat der Konzern folgende Beteiligungen in den USA:
- Seit März 2014 ist Axel Springer der größte Investor von Ozy.com, einem Online-Magazin für Nachrichten und Kultur.
- Der Digitalverlag Livingly Media gehört seit Februar 2015 vollständig zu aufeminin.com, dem Frauenportal mit dem Gesellschafter Springer.
- Der Konzern ist außerdem seit Juni 2014 in den digitalen Investmentfonds Lerer Hippeau Ventures und SV Angel investiert.
- Springer hält zudem über die Bonial.com Group einen Mehrheitsanteil an der Einkaufsplattform Retale, die seit 2013 in den USA aktiv ist.
- Darüber hinaus ist Axel Springer an der Nachrichtenplattform Mic.com (seit Juni 2015), dem Virtual-Reality-Start-up Jaunt (seit September 2015), an dem Social-Video-Nachrichtenunternehmen NowThis Media (seit Dezember 2014) und an dem Medien-Startup A Plus (seit März 2015) beteiligt.
- Springer hält auch Minderheitsanteile am Community-Wohungsmarktplatz Airbnb (seit Februar 2012), an der Photo-Community Pixlee (seit Februar 2013) und an der Save-for-later-App Pocket (seit April 2015).
- Seit April 2015 verantwortet der Verlag zudem gemeinsam mit Politico in den USA die europäische Ausgabe in Brüssel.