
RTL, IBES, Trittbrettfahrer:
10 Dinge, die Sie nicht über das Dschungelcamp wissen wollen
Das nervt! Mit Sex, Kohle und viel Geläster über das RTL-Dschungelcamp nehmen Medien am Show-Spektakel teil. Leider oft nicht gelungen, wie W&V Online dokumentiert.
Mit der neunten Staffel der RTL-Dschungelshow "Ich bin ein Star – holt mich hier raus!" kommt an diesem Freitag fast schon ein guter alter Bekannter ins deutsche Wohnzimmer zurück. Längst vorbei sind die Zeiten, als die zweiwöchige Show vorab allerorten und besonders in den Feuilletons als "Unterschichtenfernsehen" und Ekel-Event abgetan wurde. Im Gegenteil: Zum mitttlerweile vierten Mal füllen die Werbekunden mit einem wahren Run auf das Umfeld und die Sponsorenplätze die Kassen von Sender und Vermarkter IP Deutschland.
Die Journalisten haben gelernt, positive Töne nach Australien zu entsenden. Dennoch – "IBES" zeigt sich resistent gegen den Fluch der guten Kritik – steigt das Zuschauerinteresse weiter an. Die vergangene Staffel sahen im Schnitt 7,95 Millionen Menschen. Regelmäßig lagen die Marktanteile bei mehr als 40 Prozent bei den werberelevanten 14- bis 49-Jährigen. Im Vorjahr erzielte eine Folge gar einen Marktanteil von 51,2 Prozent bei den Jungen. So viel wie noch nie zuvor!
Von so viel Rubel, Ruhm und Reichweite möchten auch andere profitieren. Immer mehr. Für das Dschungelcamp 2015 sind schon vor Sendestart unzählige Schoten, Nichtigkeiten oder Skandälchen in der auflagensüchtigen Yellow Press ausgepackt worden.
Angelina Heger, Aurelio Savina, Benjamin Boyce, Jörn Schlönvoigt, Maren Gilzer, Patricia Blanco, Rebecca Simoneit-Barum, Rolfe Scheider, Sara Kulka, Tanja Tischewitsch und Walter Freiwald finden seit Wochen in die (oft reißerischen) Schlagzeilen. Selbst RTL – dem Boulevard gerne zugeneigt – mischt mit und verdirbt mit so mancher Petitesse gerade den Fans den Vorgeschmack auf die Maden-Käfer-Mischung, die allabendlich serviert werden soll.
Über zehn Dinge - im Vorfeld von RTL selbst und von Trittbrettfahrern der Show verbreitet - wurde im Medienressort von W&V Online der Kopf geschüttelt:
1. Kein gutes Vorspiel! - "TV-Macho Aurelio Savina (37) will Sex im Dschungelcamp". Mit dieser Meldung wird der Countdown zum RTL-TV-Marathon angezählt. Die Bauer-Postille "InTouch" weiß, dass der Ex-"Bachelorette"-Kandidat den Geschlechtsverkehr plant. Und auch mit wem (das verrät W&V Online hier nicht). Will man das vorher wissen? In früheren Staffeln war die Yellow Press erst dann ganz wild, wenn es wirklich passierte. Das war schon fragwürdig genug.
2. Psycho-Schock. - "InTouch" hat vor Savinas Sex-Beichte noch das Kontrastprogramm gefahren und die Spätfolgen der Dschungelcamperin Gabby Rinne mit "Weinkrämpfen, Panikattacken, Verfolgungsangst" geschildert. Und: "Das Dschungelcamp hat mein Leben zerstört." Dann gab es da noch falsche Freunde, die intime Fotos von ihr an die Presse verkaufen wollten. Schlimm, schlimm. Warum wollte die 25-Jährige im vergangenen Jahr bei IBES mitmachen?
3. Kein guter Stil! - Die Schauspielerin Désirée Nick muss sich zu Wort melden - und lästern. Das RTL-Dschungelcamp habe seinen Reiz verloren, man müsste es in "Ich bin kein Star, lasst mich da rein" umbenennen, sagt sie der "dpa". Das Teilnehmerfeld bestehe nur noch aus einer "Reste-Rampe" an Möchte-Gern-Promis, ätzt die 58-Jährige, die 2004 die zweite Runde im australischen Dschungel als Siegerin verließ. Das ist schon ganz schön lange her. Klingt, als wolle Nick selbst wieder rein - in die PR-Maschine schlechthin. Dank einer Umfrage der Berliner Celebrity Marketing-Agentur cpi Celebrity Performance wissen wir beispielsweise, dass Olivia Jones nach IBES bei über 90 Prozent der Deutschen bekannt ist.
4. Posthumes Gemecker. - Noch nerviger wird das Jammern bei "Closer", richtiggehend "brutal". Es geht um "Schlaf-Entzug. Zeit-Folter. Hygiene-Terror." Und wieder um Ex-Kandidaten wie, Rocco Stark oder gar Letztjahres-Dschungelkönigin Melanie Müller. Bauer bietet auch mit diesem Blatt den "Ehemaligen" eine Chance, ihr PR-Gebräu neu anzurühren. Mehr aber auch nicht. Das Geschilderte ist eigentlich das Konzept von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!".
5. Too much information. - Och, nein, liebes RTL. Nicht Ihr auch noch! Natürlich feuert der Kölner Sender aus den eigenen Rohren, um Neugier und Zuschauerzahlen bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" zu steigern. In einer bunten Meldung zu Luxusgegenständen, die die Camper ins TV-Lager mitnehmen wollen, versteckt sich ein Hygiene-Tipp von Benjamin Boyce. Der Ex-Boygroup-Sänger packt Babyfeuchttücher fürs Dschungel-Plumpsklo ein. Wem dient nur diese Information? Oder will RTL 2016 etwa Toilettenpapier ins Sponsorenfeld rollen?
6. Voll ungerecht! - Dass ausgerechnet Boyce am meisten Geld für seinen IBES-Einsatz bekommen soll, enthüllt die "B.Z.". Klar, Neiddebatten schüren gehört zum Brot-und-Butter-Geschäft auf dem Boulevard. Doch den Feinden des Dschungels liefert die recht ungerechte Verteilung durchaus neue Munition. Der Fan indes wird unnötig beeinflusst ("Der soll sich mal nicht so haben, der bekommt doch eh 50.000 Euro mehr als die Gilzer!").
7. Voll normal. - Das ist fast schon zu bodenständig: Der ehemalige "Der Preis ist heiß"-Moderator Walter Freiwald zieht mit RTL in den Dschungel, weil er einfach wieder einen Job haben will. Der 60-Jährige sucht etwas Festes, wie er dem Sender in einem Interview sagt. Sorry, RTL, aber das raubt dem Zuschauer jegliche Illusion über möglichst niedrige Beweggründe der Teilnehmer. Wo Trash draufsteht, soll schon auch Trash drin sein.
8. Zu viel Brüste. - Immer wieder schlägt sich der "Playboy" auf die Seite der männlichen Fans der Dschungelshow und entblättert die kurvigsten Teilnehmerinnen. Das Burda-Männermagazin hat dieses Mal Angelina Heger und Sara Kulka in Szene gesetzt und schon einmal eingeordnet als die legitimen Erbinnen der Vorjahresblondinen Melanie Müller und Larissa Marolt. Dieser Stempel sitzt. Und wo bleiben bitte die Posen der männlichen Hotties fürs weibliche Fan-Volk?
9. Noch viel mehr Brüste. - Aus Sicht von RTL ist sicher die auflagenstarke "Bild" der wichtigste Trittbrettfahrer. Wer es beim Springer-Blatt nicht auf die TV-Hebebühne schafft, erstickt im Untergeschoss. Richtig "Bild"-like wird für die Dschungelshow seit Wochen getrommelt. Jetzt ist der Zenit erreicht: Mit der Headline "Die Busen-Schlangen zischen weiter" wird die Show mit dem erwähnten "Playboy"-Shooting gepaart, IBES wieder einmal von "Bild" nur auf nackte Tatsachen reduziert. Das wird dem Format nun wirklich nicht gerecht.
10. Keine Angst vor der Wahrheit. - So. Und wer nochmals einen Kandidatencheck in letzter Minute braucht, der bekommt ihn bei – Tätää! – Spiegel Online. Selbst die Meinungsführermedien geben sich dem Rausch des Dschungels auf der Suche nach mehr Klicks hin. Dort, wo früher eher die Gefahr der modernen Brot-und-Spiele-Variante beschworen wurde, steht jetzt "Grinsekatze trifft Sexsymbol". Aha.
Wer jetzt noch Lust hat (oder erst recht): Der Einzug der Kandidaten ins Dschungelcamp ist ab 21.15 Uhr auf RTL zu sehen. Danach beginnt "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" täglich jeweils um 22.15 Uhr. Entkommen können Sie dem Geschehen in Australien ohnehin nicht ...