TechTäglich:
Protonmail mit Attacke auf Newsletter-Betreiber
Heute in TechTäglich: Protonmail, der stark verschlüsselte "sichere Email-Dienst", geht wieder auf Konfrontations-Kurs. Erst nahm er sich Apple vor, jetzt will er Betreiber von Newslettern ins Visier nehmen.
Newsletter-Betreiber sind auf Tracking-Pixel angewiesen. Nur so lässt sich gegenüber Kunden die Öffnungsrate kommunizieren. Protonmail sagt diesen Tracking-Pixels den Kampf an und wird sie in Zukunft automatisch blockieren. Auch die IP-Adresse des Email-Nutzers soll versteckt werden. Als Grund für die Entscheidung nennt Protonmail eine Zahl von "40 Prozent der täglich gesendeten und empfangenen Mails", die von Firmen verfolgt würden.
Protonmail erklärt dazu, um die digitale Überwachung zu stoppen, aktiviere man diese Privatsphäre-Features automatisch in der Web-App und werde Kunden auch darüber informieren, wie viele Tracker erkannt und gesperrt wurden.
Autorin Lydia Pang schreibt dazu im Protonmail-Blog: "Wir bei ProtonMail sind der Meinung, dass das Lesen von E-Mails genauso privat sein sollte, wie unsere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung das Senden von E-Mails ermöglicht. Heute freuen wir uns, einen verbesserten Tracking-Schutz einzuführen, eine Funktion, die eine zusätzliche Ebene der Privatsphäre in Ihrem Posteingang bieten wird. Jetzt können Sie Ihre E-Mails lesen, ohne dass Werbetreibende Sie beobachten, ein Profil von Ihnen erstellen oder Ihnen auf der Grundlage Ihrer E-Mail-Aktivitäten Werbung anzeigen können."
Was Newsletter-Betreibern kaum gefallen wird: Mit der Protonmail-Adresse können weiterhin Online-Accounts eingerichtet und Newsletter abonniert werden.
Protonmail ist dafür bekannt, die Konfratation mit anderen Unternehmen zu suchen. Im Oktober 2020 warf Gründer Andy Yen Apple in einem Interview mit TheVerge vor, das Unternehmen "handele wie die Mafia". Yen zufolge wurde Protonmail bereits 2018 von Apple förmlich dazu gezwungen, In-App Käufe in seine App zu integrieren. Apple habe dabei "wie jede gute Mafia" gewartet, bis Protonmail einen soliden Kundenstamm hatte und dann begonnen, sie unter Druck zu setzen. Apple habe ein Stück vom Kuchen abhaben wollen und Protonmail musste dem zustimmen, um weiter erfolgreich sein zu können: "Sie sind Richter, Geschworene und Henker auf ihrer Plattform. Man kann keine faire Anhörung bekommen."
Er sieht dadurch speziell Mail-Apps im Nachteil gegen große Gratis-Angebote wie Gmail. Durch Apples Praktiken wäre es für kleinere Firmen wie Protonmail, die mehr auf Sicherheit setzen, unnötig schwieriger, sich durchzusetzen. Den Clash mit Apple hat Protonmail bisher verloren, es gelten weiter Apples Regeln. Was aber wird jetzt aus Newsletter-Abonnenten, die sich über Protonmail registrieren? Für Werbetreibende sind diese Empfänger dann wohl unnütz...
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