Online-Werbemarkt:
Google-Chef Justus: "Transparenz ist für uns ein Kernwert"
Google-Deutschland-Chef Philipp Justus wirbt im W&V-Interview um Vertrauen. Man nehme die jüngste Kundenkritik "sehr ernst". Vorwürfe gegenüber Googles DSP Doubleclick weist er zurück.
Google ist weltweit der größte Player im Werbegeschäft. Auch in Deutschland. Hierzulande kommt der Konzern laut Schätzungen des Mediaagenturverbands OMG auf einen Nettoumsatz von vier Mrd. Euro.
In jüngerer Zeit aber muss sich der Suchmaschinen-Konzern immer häufiger der Kritik seiner Werbekundschaft stellen. Die Werberiesen Procter & Gamble und Unilever mahnen mehr Transparenz in Googles „Walled Gardens“ an und drohen mit dem Entzug von Werbedollars. Als vergangenes Jahr Markenwerbung auf Hass-Umfeldern in Youtube landete, ließ das zeitweise den Aktienkurs der Mutterholding Alphabet abstürzen. In Deutschland boykottieren seit Anfang des Jahres die beiden größten Onlinevideo-Vermarkter SevenOne Media und IP Deutschland Googles DSP. Der Vorwurf: Google nutze seine Dominanz im programmatischen Handel, um Konkurrenz-Angebote zu benachteiligen.
Philipp Justus, als Vice President für Googles Geschäfte in Deutschland und Zentraleuropa verantwortlich, hat sich W&V-Interview der Kritik gestellt. Das Brand-Saftey-Problem auf Youtube sei inzwischen im Griff, sagt er. Die Vorwürfe der Konkurrenz-Benachteiligung weist er energisch zurück. Justus' Botschaft: „Wir sind nur dann erfolgreich, wenn unsere Partner erfolgreich sind.“
Philipp Justus über…
…die jüngsten Kritik von großen Werbekunden wie Procter und Gamble und Unilever
„Wir nehmen das natürlich sehr ernst. Transparenz ist für uns seit jeher ein Kernwert, nicht erst seit letztem Jahr. Unser Erfolg als Unternehmen basiert auf Vertrauen: auf dem Vertrauen unserer Nutzer wie auf dem Vertrauen unserer Werbekunden.“
…die Konsequenzen aus den Werbepannen auf Youtube
„Wir haben zunächst einmal unsere Regeln darüber verschärft, welche Inhalte überhaupt auf Youtube zugelassen sind und in welchen Umfeldern Werbung geschaltet werden darf. Wir wollen nicht, dass Werbung in einem gewaltverherrlichenden oder extremistischen Umfeld zu sehen ist. Gleichzeitig haben wir die Durchsetzung dieser neuen Richtlinien massiv verschärft. Heute werden 98 Prozent der Videos, die wir aufgrund extremistischer Inhalte entfernen, durch unsere Algorithmen des maschinellen Lernens aufgespürt. Das führt dazu, dass wir seit Juni letzten Jahres über 150000 Videos wegen extremistischer Inhalte entfernt haben.“
…die Vorwürfe, Google benachteilige auf der eigenen DSP Double Click Bid Manager (DMB) Angebote von Konkurrenten
„Wir bevorteilen natürlich nicht unsere eigenen Inhalte. Wenn wir das täten, würden wir uns gegenüber Werbetreibenden und Publishern völlig unglaubwürdig machen. Das ist eine Vertrauensfrage in beide Richtungen. Eine Adtech-Plattform wie Doubeclick kann nur funktionieren, wenn beide Seiten einander vertrauen. Das ist für uns ein wichtiger Wert. (…) Wir wollen auch, dass unsere Inventare im Wettbewerb zu anderen Angeboten stehen. Das macht uns am Ende wettbewerbsfähiger und stärker. Wir achten sehr genau darauf, dass die Aussteuerung in unseren Systemen zu den gleichen Spielregeln über alle angebotenen Inventare stattfindet.“
… die These, dass Digital-Großkonzerne wie Google zerschlagen werden müssten, weil sie mit ihrer Marktmacht Wettbewerb verhindern
„Die These vom mangelnden Wettbewerb ist grundfalsch. Das Gegenteil ist richtig. Der Wettbewerb war noch nie so intensiv wie heute. Wir stehen in einem unglaublich intensiven und weit gefächerten Wettbewerb zu vielen Unternehmen. Da wären zunächst andere Tech-Unternehmen wie Facebook, Amazon, Microsoft, Salesforce oder Oracle. Als Anbieter von Bewegtbild konkurrieren wir mit Entertainment-Firmen. Und auch in der Suche stehen wir in einem harten Wettbewerb.“
Das vollständige Interview mit Philipp Justus lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V.