Auswirkungen:
Coronavirus stellt Datenschutz infrage
Wenn sich mit der Offenlegung persönlicher Daten ein besserer Schutz vor der Verbreitung des Coronavirus erreichen lässt, sind die Deutschen bereit, den Datenschutz zu lockern und mehr Infos von sich preiszugeben.
Ein strikter Datenschutz ist den Deutschen wichtig, doch wenn es um das Allgemeinwohl und die Solidarität mit Schwächeren geht, ist die Mehrzahl der Deutschen bereit, deutliche Eingriffe in ihre Privatsphäre zu akzeptieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Datenschutzsoftware-Unternehmens Usercentrics in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstituts Innofact unter 1.020 Deutschen im Alter von 18 bis 69 Jahren.
63,8 Prozent der Befragten gibt an, auf ihren persönlichen Datenschutz verzichten zu wollen, um sich selbst oder andere vor dem Virus zu schützen. Konkret würden 71,9 Prozent der Deutschen freiwillig persönliche Gesundheitsdaten, Bewegungsprofil oder soziale Kontaktpunkte mit öffentlichen Institutionen wie dem Robert-Koch-Institut teilen.
60,4 Prozent würden freiwillig personenbezogene Daten wie E-Mail, Telefonnummer oder Aufenthaltsorte mit zuständigen Behörden teilen, um vorab über Gefahren informiert zu werden.
Über die Hälfte (54,6 Prozent) der Deutschen würde öffentlichen Stellen gestatten das persönliche Bewegungsprofil zu nutzen, um die Verbreitung des Virus nachzuvollziehen und ganze 69,5 Prozent befürworten die Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung bei Reisedaten, um im Verdachtsfall benachrichtigt zu werden oder die Verbreitung des Virus einzudämmen.
Lediglich beim Thema Social Media bleiben die Deutschen, was den Datenschutz angeht, skeptisch
Besonders beeindruckend: Rund 66,8 Prozent, wären sogar bereit, sich als Betroffene(r) /Infizierte(r) namentlich in eine öffentliche Datenbank eintragen zu lassen, um Dritte zu warnen, die mit ihnen in Kontakt standen. Lediglich beim Thema Social Media bleiben die Deutschen skeptisch: Hier würden nur 39,9 Prozent ihre Profil-Daten freigeben.
Lisa Gradow, Co-Founder von Usercentrics: "Wenn Regierung und Behörden sich zur datengetriebenen Bekämpfung des Corona-Virus entschließen, muss die Einwilligung der Betroffenen sauber eingeholt werden. Aktuell wäre es unzulässig bspw. Handydaten von Erkrankten und insbesondere deren Bewegungsprofil ohne DSGVO-konforme Einwilligung zu tracken und zu analysieren. Mit einer Einwilligung, die freiwillig, informiert, explizit und spezifisch gegeben wird, wäre das aber möglich. Wichtig ist, dass der Betroffene aber trotzdem jederzeit die Möglichkeit haben muss, seine Einwilligung wieder zu widerrufen. Die Verwendung der Daten wäre beschränkt auf diesen einen Zweck und könnte nicht auf weitere Themen ausgeweitet werden. Es würde also nicht eine 'Büchse der Pandora' geöffnet werden."
Mischa Rürup, Founder und CEO von Usercentrics: "Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen deutlich, dass der Großteil der Bevölkerung den Ernst der Lage erkannt hat und einer Datenverwertung zum eigenen Schutz und dem Schutz Dritter zustimmt. Die Politik sollte sich dieser Rückendeckung bewusst werden und zügig digitale Maßnahmen einleiten, einen datengetriebenen Ansatz im Kampf gegen Corona und andere Infektionskrankheiten zu entwickeln. Die wissentliche und informierte Einwilligung des Betroffenen spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das rettet letztlich Leben."
Zur Umfrage: Im März 2020 wurden in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage 1.020 Deutsche (506 Männer und 514 Frauen) im Alter von 18 bis 69 Jahren vom Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von Usercentrics befragt. 20,2 Prozent der Befragten waren zwischen 18 bis 29 Jahre alt, 18,5 Prozent zwischen 30 bis 39, 20,2 Prozent zwischen 40 bis 49, 24 Prozent zwischen 50 bis 59 und 17,1 Prozent zwischen 60 bis 69 Jahre alt.