Social Media:
"Häufig macht Social Media immer noch der Praktikant"
Social Media ist aus den Mediaplänen zwar nicht mehr wegzudenken. Viele Unternehmen nehmen die Netzwerke trotzdem noch nicht ernst, sagt Marketing Managerin Uyen Quynh Thach-Tichatschke.
Frau Thach-Tichatschke, Bewegtbild in sozialen Netzwerken - so scheint es - gehört derzeit in jeden Mediaplan. Macht eine Social Media Video Kampagne für jede Institution und jedes Unternehmen wirklich Sinn?
"Eine Videokampagne ist das Mittel der Wahl - je nach Größe des Unternehmens, dessen Zielsetzung und natürlich dessen Budget, um ein Produkt oder ein Thema zu pushen. Die Verbindung von Bewegtbild und Text ist die stärkste Ausdrucksform, die zurzeit möglich ist. Das Konzept muss hierfür gut durchdacht sein, um nicht in Noise, dem kontinuierlichen Grundrauschen der vielen Posts einer Plattform unterzugehen."
Gefühlt ist jeder Werbungtreibende auch in Social Media aktiv. Haben Sie trotzdem Ratschläge für Anfänger?
"Eine professionelle Beratung einholen! Wahlloses Posten kann dem Image eines Unternehmens sogar schaden. Do's sind von daher eine gut überlegte Strategie, ein professioneller Profilauftritt, Kontinuierlichkeit und eine gewisses Maß an Flexibilität, da die Entwicklungen im Social Media-Segment sehr dynamisch verlaufen. Ein Don't ist, das Thema Social Media für Unternehmen nicht ernst zu nehmen. Es gibt immer noch Unternehmen, die zwar einen Social Media Auftritt haben, aber einen Praktikanten oder einen ungeschulten Mitarbeiter dransetzen, weil sie selber mit Social Media nichts am Hut haben und es für eine Sache der jüngeren Generation halten. Inhalte werden unter Umständen unkontrolliert veröffentlicht, so dass ein unprofessioneller Auftritt oder unprofessionelles Krisenmanagement im Worst Case sogar einen Shitstorm auslösen kann.
Es gibt aber auch positive Beispiele. So der CEO des Pharma-Riesen Novartis Vasant Narasimhan. Er ist auf den sozialen Netzwerken sehr aktiv und nutzt die Vorteile geschickt. Neulich sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung 'Interne und externe soziale Netzwerke sind sehr wichtig bei der Kommunikation. Es sind sehr mächtige Instrumente, um die Organisation zu mobilisieren und um den (Unternehmens-)Kulturwandel zu visualisieren.' Unternehmen können das Thema Social Media Marketing als großartige Chance sehen, um Kunden und Publikum auf digitalem Wege zu erreichen."
Gibt es bestimmte Regeln oder Leitlinien, womit man eine Social Media Kampagne zum Erfolg führen kann?
"Zu einer erfolgreichen Social Media Kampagne gehören zunächst mal eine genaue Planung und gute Vorarbeit. Diese beinhaltet u.a. eine Zielgruppenanalyse und Zieldefinition. Bei der Zielgruppenanalyse sind zu berücksichtigen etwa soziodemografische Größen wie etwa das Zielgruppenalter oder das Geschlecht sowie deren Interessen und das Nutzungsverhalten auf den Plattformen, sprich – auf welchen Kanälen ist die Zielgruppe unterwegs. Sobald man diese Informationen hat, überlegt man, was die Zielgruppe interessieren oder ansprechen würde. In einer Kampagne, die wir für das Goethe-Institut Mexiko durchgeführt haben, konnten wir die Zielgruppe mit einer deutschen Rapperin ansprechen, die gleichzeitig das Gesicht der Kampagne war. Da Rap einerseits jugendlich und cool ist und andererseits Sprechgesang für ein „Sprachthema“ geradezu prädestiniert ist, ist die Kampagnenidee aufgegangen. Natürlich braucht man dann auch gutes Post-Texting, hervorragendes Videomaterial und ein wohl überlegtes Community Management-Konzept. In jeden Schritt binden wir den Kunden mit ein, der beim Entstehen der Kampagne mitwirkt. Unsere Agentur berät von der Zielgruppenanalyse, Zieldefinition bis hin zur Realisierung der Kampagne und das Posting auf den Netzwerken.
Uyen Quynh Thach-Tichatschke berät im Bereich Online Marketing und Public Relations bei der Münchener Werbeagentur Isarnauten.