Trends der Zeitungsbranche 2020:
Verleger: Ab 2025 kompensiert Digital die Print-Verluste
Die aktuelle Trendumfrage des Verlegerverbands BDZV zeigt: Digital-Abos und neue Produkte werden Kernbereiche. Print-Ausgaben müssten dafür nicht mehr täglich sein, finden viele Blattmacher.
Drei Top-Trends werden das Jahr 2020 für die Zeitungsbranche bestimmen: "Digital First" wird im Fokus stehen, Digital-Abos werden zum Kern der Vertriebsstrategie, und als dritter Punkt werden sich die Zeitungshäuser noch intensiver neuen Formaten und Produkten widmen – vorrangig Newslettern und Podcasts.
Dies ist das zentrale Ergebnis der Trendumfrage der Zeitungsbranche 2020, die der Verlegerverband BDZV und die Unternehmensberatung Schickler jetzt zum sechsten Mal präsentiert haben. Insgesamt 132 Teilnehmer gaben für die Studie Auskunft, darunter 79 Geschäftsführer und Verleger, 39 Chefredakteure und 14 Digital Publisher.
Glauben an Paid Content
Große Hoffnung setzt die Branche bei den Vertriebserlösen auf Paid Content: Sie glaubt in dieser Sparte an eine Steigerung von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für E-Paper wird ein Plus von 11,0 Prozent erwartet, Print-Erlöse werden nach Einschätzung der Befragten wohl stagnieren.
Auch bei den Abonnements ist die Prognose in Bezug auf Paid Content und E-Paper positiv; hier wird ebenfalls ein Zuwachs von 14 Prozent respektive 11 Prozent erwartet. Print-Abos werden als eher rückläufig eingestuft (-4 Prozent).
Wenn es um die Werbeerlöse geht, sehen die Publisher Digitales deutlich positiver als Print: Bei digitaler Werbung erwarten sie ein Plus von 7 Prozent, für Print-Werbung ein Minus von 4 Prozent.
Dabei muss allerdings differenziert werden: Während Großverlage ein stärkeres Digital-Wachstum erwarten, entwickelt sich Print nach Einschätzung der Studienteilnehmer für kleinere Verlage weitaus stabiler. Immerhin: Ab dem Jahr 2025, so glaubt die Mehrheit (54 Prozent) der Befragten, werden die Digitalerlöse die Rückgänge der Print-Umsätze endlich kompensieren können.
Print: kein tägliches Muss mehr
Im Rahmen dieser Prognose findet bei vielen auch ein Umdenken bezüglich ihrer Print-Strategie statt. So könnten sich immerhin 44 Prozent der kleineren Verlage vorstellen, an bestimmten Werktagen auf eine Printausgabe zu verzichten. Bei den größeren Häusern sind es nur 18 Prozent. Die Chefredakteure stehen dieser Option insgesamt relativ offen gegenüber: 38 Prozent ihrer Zunft könnten sich einen Print-Verzicht an bestimmten Werktagen vorstellen.
Online wird es für die Leser zwar weiterhin einen bestimmten Anteil an Gratis-Artikeln geben – doch die Verlage wollen weniger und weniger Content verschenken. Die Verlage planen, den Anteil von kostenpflichtigen Plus-Artikeln auf der Website von derzeit 31 Prozent bis in drei Jahren auf 51 Prozent zu erhöhen.
Eine deutlich wichtigere Rolle werden künftig auch Newsletter und Podcasts spielen. 68 Prozent der Verlage haben einen redaktionellen Newsletter bereits umgesetzt, 24 Prozent planen einen für 2020, weitere fünf Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre.
Podcasts werden bislang von über 60 Prozent der Verlage publiziert. Und zwar mehr als einer: Ein Drittel hat drei bis fünf Podcasts im Portfolio, 13 Prozent sogar sechs oder mehr. 80 Prozent der Publisher setzen damit insbesondere auf die Erschließung neuer Zielgruppen – 59 Prozent wollen damit die bestehenden Leser an sich binden.