Google News Showcase:
Google News startet mit mehr als 50 Medien
Was schon länger angekündigt war, startet jetzt in Deutschland: Google News Showcase, das Nachrichtenangebot, bei dem Google mit Verlagen kooperiert. Weltweit fließt eine Milliarde Dollar in das Vorhaben.
Von FAZ bis Handelsblatt, von Burda über Gruner + Jahr bis hin zum Spiegel sind sie alle dabei. Auch Publisher wie Ströer machen bei der großen Google-News-Initiative mit, die heute im Corporate-Blog verkündet wurde. Sie startet jetzt - als weltweite Premiere - zunächst in Deutschland und Brasilien.
Google News Showcase nennt sich dieses Versöhnungsangebot, das Google den Content-Produzenten macht. "Mit Google News Showcase wollen wir einen signifikanten Beitrag dazu leisten, dass freier und unabhängiger Journalismus auch in Zukunft auf einem starken wirtschaftlichen Fundament steht", bekennt Philipp Justus, Zentraleuropachef bei Google. Bereits im Juni hatte der Internetkonzern bekannt gegeben, künftig für Inhalte zu bezahlen. Weltweit fließen in das Projekt in den ersten drei Jahren eine Milliarde US-Dollar (rund 855 Millionen Euro). Bereits jetzt sind 200 Medienpartner an Bord.
In Deutschland kooperiert Google mit 20 deutschen Medienunternehmen und über 50 Publikationen. Weitere sollen folgen. Dabei geht es Google nicht nur um die finanzielle Förderung qualitativ hochwertiger Inhalte, sondern auch um eine neuartige Präsentationsform, die zu höherem User-Engagement führt.
Kern sind so genannte "Story-Panels" (hier ein Beispiel), die zum Start des Programms zunächst in Google News auf Android, später auch in Google Discover, Google News auf iOS sowie in der Google-Suche zu sehen sein werden. Hier können die teilnehmenden Verlage, mehrere der von ihnen bereitgestellten Artikel im Newsfeed zusammenzufassen. Weitere Komponenten wie Video, Audio oder erweiterte Tageszusammenfassungen kommen später hinzu.
Verlage haben so die Chance, ihre Marke zu schärfen und ihre Leser über das eigene Medium hinaus zu binden. Google kauft zudem auch Artikel, die hinter einer Paywall stehen, und macht sie offen zugänglich, so dass die Publisher von höheren Reichweiten profitieren.
Einige Stimmen aus den Verlagen:
Carina Laudage, Geschäftsführerin Digital, Gruner+Jahr Medien: "Google News Showcase bietet uns die Möglichkeit, einen weiteren vielversprechenden Kanal für unsere journalistischen Inhalte zu testen. Wir versprechen uns dadurch, die Reichweite unserer digitalen Angebote weiter zu steigern und auch unsere Bezahlangebote bekannter zu machen, um noch mehr Menschen mit unseren Marken zu erreichen. Wir freuen uns, dass wir mit dem stern zum Start dabei sind."
Stefan Ottlitz, Geschäftsführer Spiegel Gruppe sagt: "Mit News Showcase und der neuen Einbindung redaktioneller Inhalte wie vom SPIEGEL zeigt Google, dass es ihnen ernst ist mit der Unterstützung von Qualitätsjournalismus in Deutschland. Wir freuen uns, vom Start weg dabei zu sein.”
"Wir konnten den News Showcase im Laufe der letzten Wochen im Rahmen des Early Access-Programms testen und glauben, dass er Verlagen neue Möglichkeiten bietet, neue Leserinnen und Leser besser einzubeziehen und sie mit anspruchsvolleren Storytelling-Funktionen zu erreichen", ergänzt Farhad Khalil, Geschäftsführer Der Tagesspiegel.
Wenig begeistert zeigt sich jedoch der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Er teilte mit, Google erkenne mit dem neuen Angebot grundsätzlich an, dass es für Presseinhalte zahlen müsse. "Es ist daher umso weniger nachvollziehbar, dass der Konzern sich gegen klare gesetzliche Regelungen zum Schutz von Presseinhalten wendet. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Google offenbar lieber ein eigenes Angebot lanciert, bei dem es die Teilnahmebedingungen diktieren kann, anstatt Recht und Gesetz in der EU anzuerkennen."
"Die Geldausschüttung an Verlagshäuser erfolgt bei Google nach Gutsherrenart", teilte der Verband weiter mit. Das habe "nichts mit unseren Vorstellungen von einem modernen Urheberrecht im 21. Jahrhundert zu tun".
Kritik kam auch vom Medienkonzern Axel Springer ("Bild", "Welt"), der keine Inhalte für das Google News Showcase lizenziert. "Axel Springer steht Kooperationen mit Facebook, Google und vergleichbaren Anbietern aufgeschlossen gegenüber", sagte ein Sprecher der dpa. "Allerdings nur soweit dadurch die effektive Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten nicht erschwert oder unmöglich wird. Insofern setzen wir uns weiterhin mit Nachdruck für eine wirkungsvolle Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie ein."
am/mit dpa