Etatkürzungen:
Wie die Corona-Krise auf die Agenturen durchschlägt
Laufende Projekte werden über Nacht storniert, Marketingbudgets gekürzt, Werbeaktivitäten ausgesetzt. Inzwischen ist klar: Nicht nur Event-Dienstleister sind von der aktuellen Corona-Krise betroffen.
Die Lufthansa will ihre Werbeaktivitäten - bis auf wenige Ausnahmen - vorerst einstellen. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von W&V. "Um den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise zu begegnen, setzt Lufthansa aktuell zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung um. Dazu zählt auch, dass Lufthansa ihre Marketing- und Werbemaßnahmen bis auf Weiteres auf das absolute Minimum reduziert beziehungsweise vollständig aussetzen wird."
Bis vor wenigen Tagen hegten viele noch die Hoffnung, dass die Folgen der Corona-Epidemie auf die Messe- und Eventbranche beschränkt bleiben. Doch die Krise zieht inzwischen weitere Kreise. Betroffen sind neben Airlines und Reiseveranstaltern auch die gesamte Unterhaltungsbranche wie Kinobetreiber und Konzertveranstalter. Daran hängen wiederum Sponsoringaktivitäten. Die Verschiebung des Bond-Films "No Time To Die" auf November bringt etwa die Kampagnenplanung von Marken wie Land Rover, Aston Martin, Tom Ford und Omega (Swatch Group) komplett durcheinander.
Unterbrochene Zahlungsketten
Viele Agenturen bestätigen, dass laufende Projekte über Nacht storniert werden. Produkt-Launches werden verschoben. Allein in den letzten zwei Tagen haben Apple, Netflix, Warner und IBM ihre SXSW-Auftritte abgeblasen (inzwischen ist die Tech-Messe ganz abgesagt).
Das Problem ist: Mit der plötzlichen Absage von Branchen-Leitmessen wie der ITB fehlen ganze Jahreseinnahmen. Für die Agenturen ist es alles andere als einfach, in solchen Fällen an ihr Geld zu kommen. Im besten Fall schaffen sie es irgendwann auf dem Klageweg.
Unterdessen gibt man sich bei den Lufthansa-Agenturen Kolle Rebbe (Kreation) und Mindshare (Media) zugeknöpft. "Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht zu möglichen Budgetverschiebungen bei Kunden äußern", heißt es von Seiten der Mediaagentur. Auch bei Kolle Rebbe will man dazu nichts sagen.
Die größten Auswirkungen stehen noch bevor
Paul Remitz, CEO der Omnicom Media Group, sieht derzeit zwar erst geringe Auswirkungen: "Es ist aber unbestreitbar, dass einige Branchen bereits im Umsatz betroffen sind. Ich gehe davon aus, dass uns die größten Auswirkungen noch bevor stehen. Dies wird dann einen massiven Mehraufwand bei Agenturen und Vermarktern gleichermaßen bedeuten. Eine der zentralen Fragen wird sein: Verschieben sich ganze Kampagnen oder gibt es eventuell einen taktischen Shift von Abverkaufs- zu Brandingkommunikation? Hier spielen sicherlich unterschiedliche Abhängigkeiten auf Basis der jeweiligen Branchen und Marken eine Rolle. Sicher ist nur eins: Es wird zeitnah passieren." Seine Agentur sei darauf vorbereitet, die Kunden hierbei optimal zu unterstützen.