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My Swooop: Das Apple unter den Trödlern
Wohin mit dem abgelegten Handy oder der ausrangierten Musikanlage? Seit 2011 ist My Swooop dafür eine gute Adresse - online wie offline. Warum die Marke besonders auf die Gen Z zielt, erklärt Marketingchef Yannik Heimsoth.
Früher ging man zum Trödler und Antiquitätenhändler, später zu Ebay: Aber seit 2011 gibt es ein Unternehmen, das beim An- und Verkauf gebrauchter Dinge beides vereint. My Swooop bietet nicht nur einen Online-Shop mit über 980.000 Kunden, sondern auch rund 400 stationäre Läden. Die sind äußerst schick gestaltet und erinnern eher an Apple Stores als an Krimskramsläden. Das Bremer Start-up wurde für seine Markenführung mit dem German Brand Award ausgezeichnet. Wir sprachen mit Yannik Heimsoth, Head of Marketing, über die neue kreative Ausrichtung der Marke.
Yannik Heimsoth, welche Strategie stand hinter dem Redesign der Marke?
In erster Linie war es uns wichtig, die Marke My Swooop emotionaler, vertrauenswürdiger und näher an der Zielgruppe zu kommunizieren. Dafür haben wir wichtige Kernelemente unserer Markengeschichte aufgearbeitet. Natürlich sind wir im Kern nachhaltig – wir sehen dies als wegweisenden Bestandteil unserer Unternehmens-DNA. Wir wollten jedoch auch den unmittelbaren Einfluss erleb- und erkennbar und auch menschlicher machen.
Wenn Kundinnen oder Kunden ein gebrauchtes Gerät an uns verkaufen – sagen wir ein Smartphone oder Notebook –, dann entsteht für den nächsten Besitzer die Möglichkeit, großartige neue Dinge damit zu tun: das Potenzial des Gerätes weiter auszuschöpfen und sich selbst und das eigene Umfeld weiterzuentwickeln. Wir erzählen damit die Geschichte dieser Geräte weiter: Auch wenn du ein neues Gerät hast, kann der nächste sich kreativ mit deinem Altgerät ausleben (beispielsweise in der Uni, der Selbstständigkeit, dem Job).
Wir erzählen damit auch die Geschichte des – zunächst nicht mehr benötigten – Gerätes weiter, regen die Fantasie und Emotionen an und zeigen, wie eine Welt aussehen könnte, in der mehr Chancengleichheit stattfindet und in der sich jeder bestmöglich selbst ausdrücken kann. Kurzum: Ein Gerät bei My Swooop zu verkaufen bedeutet, dem nächsten Besitzer Zugang zu hervorragender Technik zu ermöglichen: sicher, risikolos und preisbewusst.
Auf welche Trends und Entwicklungen innerhalb der Marketing- und Brandingwelt haben Sie bei Ihrem Redesign besonders geachtet?
Wer unsere Dienstleistung des Technik-Ankaufs in Anspruch nimmt, ist sich der Nachhaltigkeit seiner Handlung bewusst. Wir haben in der Entwicklung der erneuerten Markenkommunikation von My Swooop vor allem auf Signale der Gen Z geachtet, die Impulse der Generation erhoben und eingebracht. Wir möchten echte, nachvollziehbare und realistische Geschichten erzählen – ohne viel Pathos und überhöhter, unrealistischer Erzählung von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.
Denn viel wichtiger war es uns, neue Zielgruppen zu aktivieren, auf ihre Bedürfnisse und Wünsche hinsichtlich des eigenen Einflusses einzugehen und ein realistisches Bild unserer Dienstleistung zu zeichnen. Wir haben hierbei auf Glaubwürdigkeit, Einflussnahme und Nahbarkeit geachtet, um uns in die Richtung einer wahrgenommenen Lovebrand zu entwickeln.
Das hat sich offensichtlich gelohnt und wurde mit dem German Brand Award honoriert.
Wir freuen uns wahnsinnig über diese anerkannte Auszeichnung. Die Jurybegründung lautet: "Zentrale Botschaft der Kommunikation, die sich in so lauten, wie klug konzipierten Kampagnenmotiven manifestiert, ist, dass jedes Gerät eine interessante Geschichte besitzt, die durch eine zweite Nutzung weitererzählt wird. Das ist ein stark herausgearbeiteter USP, der neben dem Preis überzeugt." Das ist für uns natürlich die Bestätigung unserer monatelangen Arbeit in der Erstellung und Datenerhebung zur Markenerneuerung von My Swooop.
Einer der neuen Spots:
My Swooop existiert seit 2011. Welchen Prozess und welche Meilensteine musste die Brand seither durchlaufen?
My Swooop wurde 2011 von unseren beiden Gründern ins Leben gerufen. Lange Zeit wurde in der Kommunikation darauf geachtet, dass der Prozess vor allem einfacher ist als der Verkauf bei Ebay oder ähnlichen Kleinanzeigenportalen. Das besteht im Kern selbstverständlich auch so weiter. Seit unserem Relaunch haben wir unseren Fokus darauf gerichtet, Menschen auch über Push-Kanäle zu aktivieren und den Verkauf von gebrauchter Technik zu normalisieren. Niemand vergisst das nicht mehr benutzte Auto im Carport – warum also das Handy in der Schublade verstauben lassen, wenn jemand noch großartige Dinge damit erschaffen kann? Mit unserer Markenkommunikation wollen wir Menschen über die finanzielle Aktivierung hinaus erreichen.
Darüber hinaus haben wir unsere Alleinstellungsmerkmale stark herausgearbeitet und in unsere Kommunikation eingebettet. Die Auszahlung des Betrages binnen 24 Stunden auf das eigene Konto, über 400 stationäre Ankaufspartner in Deutschland sowie hervorragende Bewertungen lassen Kunden von My Swooop zu treuen Wegbegleitern und überzeugten Verkäufern werden.
Hat My Swooop denn jetzt ein neues Image? Inwiefern spiegeln sich die ursprünglichen Kernwerte der Company im Redesign der Marke wider?
Die ursprünglichen Markenwerte sind weiterhin erhalten geblieben. Diese spiegeln vor allem Einfachheit, Schnelligkeit, Erreichbarkeit und Fairness im gesamten Prozess wider. All unsere Teams sind darauf ausgerichtet, unseren Kunden unvergleichliche Erfahrungen zu bieten und in der Kommunikation immer ehrlich und fair zu agieren. Diese Werte vertritt das Unternehmen seit Anbeginn.
Nichtsdestotrotz haben wir uns in unserer Markenkommunikation weiterentwickelt – vielleicht sind wir sogar erwachsen geworden. In unserer Kommunikation sind wir konkreter, menschlicher und wiedererkennbarer. Wer etwas bei My Swooop verkauft, der leistet einen positiven Beitrag zum bewussteren Umgang mit nicht mehr benötigter Technik. Das ist neu, auf Augenhöhe und auch ernst.
Das Redesign soll sicherlich die junge Zielgruppe ansprechen, welche Gedanken stecken dahinter im Zusammenhang mit dem neuen Markenauftritt?
Der neue Markenauftritt wurde in Zusammenarbeit mit der großartigen Münchener Agentur Benchmark sowie unseren begabten Inhouse-Design-Teams entwickelt. Wir wollten wiedererkennbare Stilelemente entwickeln, die sich über alle Kanäle hinweg problemlos anwenden lassen. Außerdem wollten wir in unseren Grafiken und Werbemitteln Nähe, Einflussnahme und Vertrauen widerspiegeln. Die einzigartige Symbolik des neuen Auftrittes ist hierfür aus meiner Sicht maßgeblich.
Dafür haben wir unseren Swoooop ins Leben gerufen, der durch seine spiralartige Anordnung die Lebenszyklen eines Gerätes symbolisiert. Zudem spielt die Ausgewogenheit eine große Rolle – wie bereits erwähnt: Wir möchten keinen Pathos und keine unrealistischen Bilder von Nachhaltigkeit zeichnen. Das funktioniert bei der jungen Zielgruppe – zu der ich übrigens ebenfalls gehöre – auch gar nicht. Eine Lovebrand entsteht für mich vor allem in der Nah- und Nachvollziehbarkeit, der Echtheit. Mit menschlichen Geschichten und ehrlicher Kommunikation über die gesamte Customer Journey hinweg scheint uns dies laut dem Marktfeedback gut gelungen zu sein.
Der Social-Media-Auftritt hat sich dementsprechend angepasst, oder? In welcher Hinsicht spielt dies eine Rolle beim Branding der Marke?
Unsere Aufgabe ist es, Menschen auf unsere Art der Dienstleistung erst einmal hinzuweisen. Unsere Erhebungen haben ergeben, dass ein Großteil der Befragten keine Kenntnis über Möglichkeiten des Technik-Verkaufs außerhalb von Kleinanzeigenportalen hat beziehungsweise nicht ausreichend über die Vorteile informiert ist. Daher ist es für uns von Bedeutung, die Zielgruppe aktiv auf diese Lösung hinzuweisen.
Dafür nutzen wir außerhalb der fest integrierten Pull-Kanäle Snapchat Advertising, Tiktok Advertising und vor allem auch Youtube, wo Anfang des Jahres unsere erste große nationale Markenkampagne zu unserem Service in Zusammenarbeit mit der erfahrenen Agentur Tres Bien ausgespielt wurde. Es bedarf noch einiges an Aufklärungsarbeit, um Menschen von den Vorteilen unseres Services – wie der schnellen Auszahlung, dem kostenlosen Versand und der enthaltenen zertifizierten Datenlöschung der Gerätedaten – zu überzeugen. Dafür gehen wir in die breite Masse und entwickeln unsere Social-Media-Kanäle sukzessive gemäß unserer Kommunikationsstrategie weiter.
Vita Yannik Heimsoth: Yannik Heimsoth ist Head of Marketing des online Technik An- und Verkaufdienstes My Swooop. Bereits seit 2014 arbeitet er im Marketing – davon zeitweise auch in beratender Funktion. Das 2011 in Bremen gegründete Unternehmen My Swooop hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kreislauf im Umgang mit Technik zu schließen und den Zugang preisbewusst und sicher zu ermöglichen.
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