Täuschung:
Klimaneutralität: Großteil der Zertifikate ist wertlos
Die Kritik an Klima-Zertifikaten wächst: Die Umwelthilfe geht gegen sieben Unternehmen vor und eine breit angelegte Recherche von Zeit und Guardian decken die Machenschaften des Zertifikat-Geschäfts auf.
Greenwashing geht so einfach: Zertifikat kaufen, Klimaneutralität behaupten, Image vergrünen. Doch Verbraucherschützer, Verbraucher und Medien schauen immer genauer hin. Die Deutsche Umwelthilfe hat jetzt angekündigt, gegen die sieben Unternehmen HelloFresh, Eurowings, Faber-Castell, Netto, Danone, Tyczka Energy und 1. FC Köln vorzugehen. Die Umwelthilfe wirft ihnen "Verbrauchertäuschung durch das Versprechen angeblicher Klimaneutralität" vor und will juristisch dagegen vorgehen. Die DUH kritisiert bereits im Grundsatz alle Klimagas-Neutral Aussagen als Greenwashing und hat bereits 2022 Verfahren gegen acht Unternehmen eingeleitet.
Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fordert die Unternehmen auf, die Umweltauswirkungen ihrer Produkte ehrlich zu verringern und nicht "durch Centbeträge für oft extrem fragwürdige oder gar betrügerische sogenannte Kompensationsprojekte grün zu waschen." Er kritisiert außerdem: "Insbesondere Großunternehmen versuchen zunehmend, sich durch Alibi-Kompensationsmaßnahmen billig von ihrer gesellschaftlichen Verantwortung freizukaufen."
Eine breit angelegte Recherche der Wochenzeitung Die Zeit zusammen mit dem Guardian und der investigativen Plattform Source Material bestätigt diese Bedenken nun. Ihre Auswertungen zeigen, dass ein Großteil der von Verra verifizierten Zertifikate wertlos sind, da sie ihre Versprechen z.B. zum Waldschutz nicht einhalten. Verra verifiziert rund drei Viertel aller weltweiten Klimazertifikate. Über 90 Prozent davon seien "Schrott", schreibt die Zeit. Das Schlimme daran: diese Schrott-Zertifikate können indirekt sogar dafür sorgen, dass sich Klimaprobleme verschärfen, weil Unternehmen teilweise dadurch mehr Treibhausgas emittieren und sich dann freikaufen können. Ohne dass eine tatsächliche Kompensation stattfindet. Insgesamt rechnet die Recherche mit 89 Millionen Tonnen CO2, für die Zertifikate gekauft wurden, die aber nicht eingespart wurden.
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