Second-Hand-Plattform:
Betrugsverdacht bei Mädchenflohmarkt: Das ist passiert
Auf Bewertungsplattformen häufen sich die Beschwerden gegen die Second-Hand-Modeplattform Mädchenflohmarkt, die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt, mehrere Strafverfahren laufen bereits. Was ist bei dem Unternehmen los?
Die Bewertungen auf Trustpilot oder im Google Play Store sind desaströs: Die Second-Hand-Modeplattform Mädchenflohmarkt würde Verkäuferinnen monatelang die Erlöse aus Verkäufen vorenthalten oder gleich gar nicht ausbezahlen, schimpfen viele Nutzer der Plattform. Sie werfen der Plattform offen Betrug vor, ziehen ihre bereits bei Mädchenflohmarkt eingestellten Gebrauchtwaren vom Verkauf zurück und drohen mit Anwalt und Strafanzeige. Vor allem in den letzten Monaten ist die Zahl der Negativbewertungen stark angestiegen, denn viele Verkäuferinnen warten offenbar bereits seit Januar 2023 auf ihr Geld.
Mittlerweile sind auch die staatlichen Verbraucherschützer auf den Fall aufmerksam geworden: Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnte schon im März auf Twitter vor der Verwendung der in Stuttgart ansässigen Plattform und rief Verkäuferinnen, die auch Probleme mit der Auszahlung haben, dazu auf, sich bei der Stelle zu melden.
Mittlerweile liegen der Verbraucherzentrale mehrere Dutzend Beschwerden gegen Mädchenflohmarkt vor, teilte ein Berater auf Anfrage mit. Deshalb stuft die Zentrale das Problem als gravierenden Fall ein. "Die Vermutung liegt nahe, dass Mädchenflohmarkt in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Es ist daher nicht sicher, ob bei Mädchenflohmarkt noch Geld vorhanden ist", so die offizielle Stellungnahme, in der ein eindeutiger Vorwurf in Sachen Insolvenzverschleppung mitschwingt.
Ähnliche Vorwürfe gab es schon letztes Jahr
Es ist nicht das erste Mal, dass Mädchenflohmarkt mit solchen Vorwürfen konfrontiert wird. Schon letztes Jahr häuften sich die schlechten Bewertungen auf Trustpilot und Co, weil die Auszahlungen teils monatelang auf sich warten ließen. Damals versucht das Unternehmen, seine Nutzer zu beschwichtigen: Der Umzug in ein neues Lager sowie notwendige Änderungen am internen Abrechnungssystem hätten zu technischen Problemen und dadurch zu Verzögerungen bei der Auszahlung geführt. Es würden aber alle Verkaufserlöse letztlich ausbezahlt - nur eben etwas später.
Das verspricht Mädchenflohmarkt auch jetzt; doch im Gegensatz zu den Problemen im Vorjahr fehlen in diesem Jahr die Erklärungsversuche für die Verzögerungen. Auch auf unsere Anfrage hat sich das Unternehmen bisher nicht geäußert. Die drei Köpfe von Mädchenflohmarkt - Thorsten Lückemeier, Peter Ambrozy und Maria Spilka - sind seit mehreren Monaten in den sozialen Netzen weitgehend verstummt.
Die letzten bekannten Zahlen der Plattform stammen aus dem Jahr 2020: Damals wuchs das Unternehmen laut Co-Gründerin Maria Spilka zwar um 50 Prozent auf einen zweistelligen Millionenumsatz, wies allerdings einen vom Eigenkapital nicht gedeckten Fehlbetrag von 2,4 Millionen Euro aus. 2021 hatte Mädchenflohmarkt, das im selben Jahr Momox-Co-Gründer Christian Wegner als Investor gewinnen konnte, nach eigenen Angaben den Break Even erreicht.
Dieser Artikel erschien auch bei Internet World. Text: Ingrid Lommer
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