Der strategische Masterplan hinter der Benutzerfreundlichkeit

Besonders interessant: Im ersten Schritt geht es Amazon nicht primär darum, direkt Geld mit diesem Feature zu verdienen. Vielmehr verfolgt der Konzern das Ziel, dass Kunden faktisch nur noch bei Amazon einkaufen – selbst wenn sie technisch gesehen bei anderen Händlern bestellen. Amazon festigt damit seine Position als erste Anlaufstelle im E-Commerce, was sie als Produktsuchmaschine ohnehin bereits sind.

Die Logik dahinter ist bestechend: Amazon wird zur zentralen Einkaufsstelle, unabhängig davon, wo der Kauf tatsächlich stattfindet. Dies mag zunächst widersprüchlich klingen, ergibt jedoch wirtschaftlich absolut Sinn. Nicht zu vergessen: Amazons größte Einnahmequelle neben AWS sind die Amazon Ads – ein Geschäftsbereich, der für Händler unverzichtbar geworden ist, um überhaupt Sichtbarkeit und Kundenzugang zu erlangen.

Info-Box: So funktioniert "Buy for Me" – Amazons KI-Einkaufsagent

1. Suche und Entdeckung: Bei Produktsuchen in der Amazon Shopping-App werden neben regulären Amazon-Ergebnissen auch Produkte von externen Shops in einem separaten Bereich "Shop brand sites directly" angezeigt.

2. Produktauswahl: Nach Auswahl eines externen Produkts öffnet sich eine Amazon-ähnliche Produktdetailseite innerhalb der App mit allen relevanten Informationen.

3. Einkaufsbeauftragung: Mit einem Klick auf die "Buy for Me"-Schaltfläche beauftragt der Kunde Amazon, den Kauf in seinem Namen durchzuführen.

4. Checkout-Prozess: Der Kunde bestätigt Lieferadresse, anfallende Steuern, Versandgebühren und Zahlungsmethode auf einer Amazon-Checkout-Seite.

5. KI-gestützte Abwicklung: Amazon Nova Act – ein fortschrittlicher KI-Agent – navigiert automatisch zur Website des Drittanbieters, überträgt die verschlüsselten Kundendaten und schließt den Kauf ab.

6. Nachverfolgung und Service: Bestellbestätigungen des externen Shops werden empfangen und die Bestellung kann über einen speziellen "Brand Direct Orders"-Tab in der Amazon-App verfolgt werden. Kundendienst und Rückgaben werden allerdings direkt vom jeweiligen Marken-Shop abgewickelt.

Die Datenhoheit als eigentliches Ziel

Ein weiterer entscheidender Vorteil für Nutzer ist der zentrale "Posteingang" für alle Internet-Einkäufe. Wer in verschiedenen Onlineshops bestellt, kennt das Problem: Rechnungen, Garantiefälle und Bestellhistorien sind über zahlreiche Konten und E-Mail-Postfächer verstreut. "Buy for me" löst dieses Problem elegant, indem alles an einem Ort verwaltet wird.

Für Amazon bedeutet dies gleichzeitig Zugriff auf wertvolle Transaktionsdaten aus dem gesamten E-Commerce-Ökosystem. Wenn sich Kunden daran gewöhnen, über Amazon Produkte bei anderen Händlern zu kaufen, kämpfen alle Marktakteure erneut um Sichtbarkeit im Amazon-Suchergebnis-Stream – und werden vermutlich auf Amazon Ads zurückgreifen müssen.

Nicht neu, aber jetzt mit KI-Power

Die Idee eines universellen Shopping-Assistenten ist nicht grundsätzlich neu. Ein Start-up namens shop.co entwickelte bereits vor Jahren ein ähnliches Konzept, das später von Klarna übernommen und in deren Shopping-App integriert wurde. Allerdings blieb diese Lösung auf einen vergleichsweise kleinen Nutzerkreis beschränkt.

Der entscheidende Unterschied heute: Mit KI-Agenten wird dieses Konzept wesentlich leistungsfähiger und nutzerfreundlicher. Kombiniert mit Amazons gewaltiger Kundenbasis und technologischer Infrastruktur entsteht ein Momentum, das kaum zu ignorieren sein wird.

Optionen für Online-Händler

Die zentrale Frage für Online-Händler lautet nun: Wie reagieren auf diese Entwicklung? Theoretisch besteht die Möglichkeit, die eigenen Onlineshops vor dem Crawling durch Amazons Systeme zu schützen. Doch dies könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen.

Wenn eine kritische Masse an Shops "Buy for me" akzeptiert, gewinnt das Feature exponentiell an Relevanz. Sobald diese Schwelle erreicht ist, stehen Händler vor einem Dilemma: Entweder sie verweigern sich dem System und riskieren Sichtbarkeitsverlust, oder sie fügen sich und investieren zusätzlich in Amazon-Werbung, damit der KI-Agent ihre Produkte findet und empfiehlt.

Fazit: Ein strategischer Schachzug mit weitreichenden Folgen

"Buy for me" ist ein strategisch bedeutsamer Schachzug, der Amazons zentrale Rolle im E-Commerce weiter festigen könnte. Für Konsumenten bietet das Feature überzeugende Vorteile in Form von Bequemlichkeit und Übersichtlichkeit. Für Online-Händler jedoch könnte es einen weiteren Schritt in die Abhängigkeit von Amazons Ökosystem bedeuten.

Die endgültige Auswirkung wird davon abhängen, wie schnell und breit das Feature akzeptiert wird – und ob konkurrierende Plattformen mit ähnlichen Angeboten gegensteuern können. Fest steht: Amazon setzt erneut Maßstäbe in der Gestaltung des digitalen Handels und demonstriert eindrucksvoll, wie technologische Innovation zur Marktdominanz führen kann.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde von unserem Redakteur auf Basis seiner Recherche mit Hilfe eines KI-Systems erstellt.

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Autor: Jochen G. Fuchs

Jochen G. Fuchs, a.k.a. E-Fuchs, betreut das Themenfeld Commerce bei W&V und ist Kurator der CommerceTECH Conference. Der Journalist, Autor und Verleger ist seit 1999 in wechselnden Rollen im digitalen Handel tätig gewesen und schreibt seit mehr als 10 Jahren über Digital Commerce. Sein Interesse gilt vorwiegend den Themen CommerceTECH (ShopTech, RetailTech), Customer Experience und Nachhaltigkeit im digitalen Handel.