Einkaufserlebnis:
Shopping mal anders - und viel besser! Ein Besuch im Jahr 2018
Was ist nur aus unserem geliebten Shopping geworden? Hektik und Stress statt reinster Spaß an der Freude. Aber vielleicht wendet sich ja schon bald alles zum Besseren. Diverse Experimente von Einzelhändlern machen jedenfalls Hoffnung. Wir stellen die schönsten vor.
Wesentlich verändert hat sich das Einkaufserlebnis in den letzten 30 Jahren nicht – das gleiche Hindurchwursteln durch enge Gänge, das gleiche Hineinquetschen in noch engere Umkleidekabinen und danach der Höhepunkt, das nervenaufreibende Anstehen an der Kasse – aber jetzt soll alles besser werden. New Retail heißt das Zauberwort, das der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba in die Welt gesetzt hat, um damit den Start in ein neues Shopping-Zeitalter zu signalisieren. Gemeint ist die nahtlose Verbindung zwischen Online- und Offline-Welt. Und von Aufbruch ist nicht nur in Asien die Rede, überall auf der Welt künden Einzelhändler davon, dass sie uns das Einkaufen erleichtern und in ein positives Erlebnis verwandeln wollen.
Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen im stationären Einzelhandel, die sich in den nächsten Jahren auf breiter Front durchsetzen könnten:
Scan and Deliver
Am 11. November startet Alibaba eine gigantische Verkaufsshow in China, die sich über drei Wochen erstreckt und im letzten Jahr allein am Starttag,dem sogenannten Singles' Day, 17,8 Mrd. Dollar einbrachte, mehr als der gesamte E-Commerce-Umsatz Brasiliens im Jahr. Dabei sollen eine ganze Reihe technischer Neuerungen in über 100.000 sogenannten Smart Stores vorgestellt werden.
Daniel Zhang, CEO Alibaba Group, kündigt den Singles' Day an. Quelle: Alibaba Group
Eine davon: Einscannen und gehen. Kein Tüten schleppen, sondern die Ware bequem zu Hause empfangen. Was Alibabas Anspruch an die neue Handelswelt perfekt illustrieren würde. Offline aussuchen, anfassen, gegebenenfalls anprobieren, online einchecken, alles abscannen und wieder offline alles zum vereinbarten Termin in Empfang nehmen.
Zahlen per Gesichtserkennung
Auch dies hat im Masseneinsatz bei Alibaba Premiere. Auf einem Terminal mit Kamera gibt der Kunde seine Handy-Nummer an und wird per Facial Scan erkannt – so er sich vorher einmal fotografieren ließ, um im System abgespeichert zu werden. Die Bezahlung, etwa im Restaurant, erfolgt dann natürlich ebenfalls per Smartphone.
Denkbar wäre dies aber auch für den Einzelhandel, vielleicht als zusätzliche Sicherung. In Seattle probiert Amazon derzeit das Einkaufen ohne Kasse aus. Bisher funktioniert das über das Einloggen in den Account der Amazon-App, erst dann erhält man Zutritt in den Laden. Sobald ein Produkt aus dem Regal genommen wird, liegt es im virtuellen Warenkorb und wird von dort auch entfernt, falls man es sich doch wieder anders überlegt.
Tageslicht im Supermarkt
Betritt man eine der üblichen Aldi-, Edeka- oder Rewe-Filialen, verlässt man die wirkliche Welt und tritt in eine Kunstlichthalle ein, in der die Zeit nicht zu existieren scheint. Deren Befürworter argumentierten bisher stets, dass die Kunden dadurch tatsächlich die Zeit vergessen und daher länger im Laden bleiben würden. Doch seit kurzem gewinnen die Gegner an Boden: Tageslicht sei für Stimmung wie Konsumlaune viel besser.
Nachdem die österreichische Supermarktkette MPreis bereits vor einigen Jahren damit begonnen hat, Läden mit großen Fensterfronten zu eröffnen, ziehen jetzt auch Aldi, Edeka und Rewe nach. In Schwetzingen und Rastatt hat der Discounter Filialen nach dem neuen Konzept eröffnet, Edeka in Dillingen, Ingolstadt und Gaimersheim. Rewe setzt seit neuestem auf grüne Gebäudetechnik, die ebenfalls viel mit Tageslicht arbeitet.
Auch an den Autobahnen könnte es in Zukunft freundlicher zugehen. Tank & Rast baut seine Anlagen kontinuierlich um: Flaggschiff des neuen Konzepts ist die kürzlich an der Autobahn München-Nürnberg eröffnete Raststätte Fürholzen West, die den Tag ins Gebäudeinnere lässt.
Bestellen in der Umkleidekabine
Nun gut, die Umkleidekabine ist selbst Teil des Problems. Oft viel zu eng, keine Haken zum Kleideraufhängen, vielleicht gar auch noch muffig. Spaß fühlt sich anders an. Doch immerhin: Wenigstens raus muss man schon bald nicht mehr, falls das mitgenommene Kleidungsstück nicht passt. Sagt zumindest das Berliner Unternehmen Phizzard und meint damit seinen „Smart Mirror“, der, in der Umkleidekabine angebracht, das Anprobieren tatsächlich revolutionieren könnte. Wie? Der Zauberspiegel scannt den Barcode des Artikels ein, das Produkt erscheint auf dem Bildschirm, nebst noch erhältlichen Größen und Farben, sowie ähnlicher Kleidungsstücke. Aber was nun? Alles wieder anziehen, die gewünschten Produkte im Laden zusammensuchen und dann alles wieder von vorn? Nein, eben nicht, verspricht Phizzard. Über den Touchscreen des Spiegels lässt sich noch aus der Umkleidekabine heraus ein Verkäufer mit dem richtigen Produkt herbeirufen – oder, falls dieses nur online erhältlich ist, damit beauftragen, es umgehend nach Hause zu liefern.
Eine ähnliche Verbindung zwischen Offline und Online hat in den USA die Supermarktkette Target bereits aufgebaut: Was im Laden nicht erhältlich, aber online im Sortiment ist, wird den Kunden nach Hause geschickt.
Auch Ikea bemüht sich um eine Verbesserung des Offline-Erlebnisses in seinen Läden und will Virtual Reality-Applikationen dazu benutzen, um die geplanten (kleineren) Innenstadt-Geschäfte nicht mit dem gesamten Sortiment vollstopfen zu müssen. Und falls Sie sich jetzt schon vorstellen, wie Hunderte von Besuchern nach freien Parkplätzen rund um den Innenstadt-Ikea suchen: Die werden die neuen Möbelhäuser nicht mehr benötigen, da die Schweden ganz auf die Kombination von Ladenbestellung und Versand setzen.