Packaging:
"Die Unboxing-Experience wertet das Produkt auf"
Verpackungen müssen nachhaltiger werden - aber geht dadurch nicht viel Kreativität in Sachen Packaging verloren? Von wegen, sagt Christian Frömel von PackEx. Es ergeben sich ganz neue Touchpoints.
Herr Frömel, Nachhaltigkeit ist überall, aber Verpackungen sind oft noch viel zu groß und aus Plastik. Woran liegt das?
Christian Frömel: "Große Unternehmen, aber auch Versandhändler, standen in der Vergangenheit oft in der Kritik, verschwenderisch beim Thema Verpackungen zu agieren: zu viel Luft in der Verpackung, kleine Produkte werden in viel zu großen Kartons verschickt und so weiter. Amazon hat jetzt beispielsweise reagiert und ein Programm namens 'Compact by Design' ins Leben gerufen, bei dem besonders effizient verpackte Produkte als 'nachhaltig' ausgewiesen werden, was wiederum die Kaufentscheidung des Konsumenten positiv beeinflussen kann. Denn maßgenau verpackte Produkte verschwenden weniger Ressourcen und sind effektiver bei Lagerung und Versand,was wiederum CO2-Emissionen einspart. Eine gute, kompakte und nachhaltige Verpackung ist also mittlerweile ein entscheidender Kaufgrund für viele bewusste Konsumenten."
Wie setzt man das Thema Nachhaltigkeit denn als Packaging-Unternehmen sinnvoll um?
"Wir haben unseren gesamten Produktionsprozess auf das Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet. Das fängt bei den verwendeten Materialien an, welche aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und FSC-zertifiziert sind. Für die eigentliche Produktion verwenden wir anstelle klassischer Stanzformen, welche zu Lasten der Umwelt zunächst gefertigt und transportiert werden müssen, einen hochmodernen Laser. Durch den Einsatz von Sammeldruckbögen wird weiterhin deutlich Verschnitt reduziert. Auch die vollautomatisierte Produktion und der Versand in maßgeschneiderten Versandkartons über klassische Paketdienstleister – anstatt per Spedition auf Europaletten – zahlt weiter auf die Nachhaltigkeit ein. In Summe werden bis zu 87 Prozent Rohmaterial eingespart – das sind 1.500 Tonnen Abfall, was in etwa dem Gewicht von 1.000 VW Golfs entspricht."
Die Verpackung gilt auch als wichtiges Marketinginstrument. Was ändert sich, wenn diese nachhaltig ist - und vielleicht nicht mehr so viele Möglichkeiten bestehen, kreativ zu werden?
"Auch wenn man auf aufwändige Veredelungsmethoden verzichtet, sind die Marketing-Möglichkeiten nicht wirklich eingeschränkt. Wir bieten beispielsweise ein eigenes Nachhaltigkeitssiegel oder die Verwendung des bekannten FSC-Logos an. Dadurch zeigen Unternehmen ihren Kunden, dass ihnen das Thema Umwelt am Herzen liegt – ein echter Wettbewerbsvorteil in der heutigen Zeit. Wie man sieht, eröffnet das Thema Nachhaltigkeit sogar ganz neue Möglichkeiten, kreativ zu werden."
Wie wirkt sich denn die Verpackung auf die Kaufentscheidung und die Produktwahrnehmung aus?
"Die Verpackung ist der erste Kontaktpunkt zwischen Produkt und Konsumenten. Eine professionell gestaltete, hochwertig anmutende Verpackung verleiht einem Produkt zusätzlichen Wert und kann bei sonst identischen Eigenschaften die Kaufentscheidung beeinflussen. Gerade kleine Hersteller oder Start-Ups haben hier eine Chance, beim Verbraucher zu punkten – auch im Onlinehandel. Die Unboxing-Experience wertet ein Produkt zusätzlich auf. Aber um nochmal zum Thema Nachhaltigkeit zurückzukommen: Bio-Lebensmittel, Naturkosmetik und andere umweltbewusste Branchen boomen. Je nachdem welche Studie man sich anschaut sind bis zu einem Drittel der Verbraucher bereit, mehr Geld für umweltfreundliche Produkte und somit auch Verpackungen auszugeben. Gerade junge Menschen legen heute sehr großen Wert darauf, möglichst nachhaltig zu konsumieren. Durch eine nachhaltig produzierte Verpackung kommunizieren Hersteller bereits am POS, dass sie den Puls der Zeit erkannt haben und bereit sind, extra Mühen und Kosten in eine umweltfreundliche Verpackung zu investieren."