Interview mit Womanizer:
"Andere Meinungen müssen wir auch aushalten"
Womanizer entwickelt und vermarktet hochwertige Sexual Wellness Produkte. Wir haben mit Johanna Rief, Director Public Relations & Head of Sexual Empowerment, gesprochen, was das heute heißt.
Womanizer entwickelt und vermarktet hochwertige Sexual Wellness Produkte. Gegründet im Jahr 2014 mit der Erfindung der revolutionären und patentierten Pleasure Air Technologie, ist Womanizer heute eine weltweit agierende Marke mit vier Standorten und über vier Millionen Kunden aus über 60 Ländern. Mit dem Claim und der globalen #IMasturbate Kampagne setzt sich die Marke für die Enttabuisierung von (weiblicher) Masturbation und Sexualität ein und strebt einen offenen, schamlosen Austausch an. Dafür wurde die Marke beim German Brand Award zur "Product Brand of the Year".
Frau Rief, Ihre Marke setzt sich für die Enttabuisierung von (weiblicher) Masturbation und Sexualität ein und strebt einen offenen, unverkrampften Austausch an. Wie gehen Sie mit kritischen Stimmen um?
Das Wichtigste bei jedem Austausch oder jeder Diskussion ist das Zuhören. Genau das tun wir. Wir holen uns pro-aktiv und regelmäßig Feedback ein, zum Beispiel von unserem internationalen Tester:innenpanel, unserem Expert:innenpanel oder unseren Follower:innen. Wir sind sowohl über positives als auch konstruktives Feedback dankbar. Das evaluieren wir dann intern in unterschiedlichen Teams und machen dann entweder bestimmte Anpassungen oder fragen genauer nach. Aber wie in jeder anderen Branche oder bei jedem anderen Unternehmen auch: Es ist auch in Ordnung, wenn nicht alle unsere Produkte oder Meinung gut finden. Das müssen wir dann auch einfach mal aushalten.
In den 60er- und 70er-Jahren gab es eine sexuelle Revolution. Wie erklären Sie sich, dass es bis heute nach wie vor so viele Hemmschwellen zum Thema Sexualität gibt?
Themen wie Sexualität, speziell weibliche Sexualität, Lust und Masturbation, wurden historisch vernachlässigt und unterdrückt. Es haftet dadurch sehr viel Scham an diesen Themen. Ebenso kursieren immer noch viele Mythen und Falschinformationen rund um weibliche Sexualität. Solche tiefsitzenden und seit Jahrhunderten verinnerlichten Glaubenssätze und Denkweisen halten sich hartnäckig und werden leider auch noch viel zu oft reproduziert (z.B. durch Popkultur, konservativen Sexualkundeunterricht oder Literatur). Soziale oder gesamtgesellschaftliche Veränderungen passieren deshalb nicht innerhalb eines Jahrzehnts, auch wenn die sexuelle Revolution natürlich sehr viel bewegt hat. Des Weiteren holen solche Bewegungen immer nur einen Teil der Bevölkerung ab. Um eine breite Akzeptanz gegenüber diesen Themen zu schaffen, braucht es Zeit und fortlaufende Aufklärungsarbeit. Jede Generation ist da schon etwas offener als die vorherige und wir sind heute schon auf einem guten Weg. Wir freuen uns, dass viele Tabuthemen mittlerweile viel präsenter sind, auch in den Medien stattfinden und differenzierter betrachtet und dargestellt werden.
Was sind die drei wesentlichen Faktoren für Ihren Markenerfolg?
Leidenschaft, Authentizität und ein fantastisches Team.