AGF Videoforschung:
Prime Video wächst und rückt Netflix auf die Pelle
Der Streaming-Markt in Deutschland wächst weiter, wie eine Plattformstudie der AGF belegt. Gewinner der Corona-Krise sind die Öffentlich-Rechtlichen sowie Prime Video, das Netflix näher kommt.
Wie nicht anders zu erwarten war, ging die Zahl der Nutzer von Streaming-Diensten über den letzten Winter deutlich nach oben. Aufgrund der vielen Informationssendungen zum Thema Nummer eins profierten unter anderem die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender von dem Boom.
Die zahlreichen Angebote von ARD, ZDF und der Regionalsender wurde im ersten Quartal 2021 von nahezu einem Drittel der Menschen im Lande frequentiert, wie die aktuelle TV-Plattform-Studie der AGF Videoforschung belegt. Das sind knapp sieben Prozentpunkte mehr als in der zweiten Jahreshälfte 2020.
Ein anderer zentraler Punkt der Befragung, die von Kantar im AGF-Auftrag durchgeführt wurde: Die Dominanz von Netflix auf dem deutschen Streaming-Markt scheint zu schmelzen. Während der Anteil der Netflix-Kunden unter den befragten Personen nämlich von 34,4 Prozent im Jahr 2020 auf 33,4 Prozent im Jahr 2021 abgenommen hat, verzeichnete das Amazon Angebot Prime Video einen Zuwachs von 22,1 auf 25,3 Prozent. Damit wurde der Rückstand des für alle Prime-Kunden zugänglichen Video-Angebots des Online-Händlers auf den Marktführer Netflix um mehr als ein Drittel von 12,3 auf nunmehr 8,1 Prozent verkürzt. Auf Rang drei der Streamingdienste liegt Disney+ mit einem Anteil von 9,8 Prozent.
Youtube dominiert auf dem Smartphone
Nahezu jeder zweite Haushalt im Lande hat heute einen Connected TV mit Internet-Anbindung im Einsatz. Genutzt wird der vorwiegend, um lineares Fernsehen oder die Streaming-Angebote der TV-Sender anzusehen. Dem gegenüber steht YouTube, das von 71,1 Prozent der befragten Personen auf dem Smartphone angesehen wird, wobei hier Mehrfachnennungen möglich waren. Netflix, Prime Video oder Disney+ finden hingegen in drei von vier befragten Haushalten primär auf einem Smart TV statt.
Steigende Zahlen verzeichnen auch die Videos auf Nachrichtenportalen wie Bild.de oder Spiegel.de. Nach 16,4 Prozent in der letzten Studie werden die Angebote nunmehr von 21,5 Prozent der befragten Personen genutzt. Für Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung, spiegelt sich darin der Pandemie-Verlauf: "Auf den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 folgte ein fast schon, normaler Sommer mit nur wenig Einschränkungen im öffentlichen Leben. Der zweite Lockdown ab November 2020 war hingegen mit hohen Unsicherheiten und deutlichen Einschränkungen für den Handel, Schulen und die Gastronomie verbunden. Diese dauerten zudem wesentlich länger an als die Beschränkungen im Frühjahr 2020. Diese Situation hat sehr wahrscheinlich zu einem höheren Bewegtbild- und insbesondere auch Nachrichtenkonsum geführt."
Die Internetnutzung der Kinder zwischen 3 und 13 Jahren, die im zweiten Halbjahr des Vorjahres sprunghaft angestiegen war, hat sich derweil nicht weiter nach oben verändert: 76,4 Prozent der Kinder waren im ersten Quartal 2021 im Internet unterwegs, nach 76,6 Prozent in der letzten Befragung. Die meisten Kinder verwenden dazu übrigens sowohl stationäre als auch mobile Endgeräte. Weniger als ein Drittel bewegen sich hingegen nur mit mobilen Geräten durchs Netz, knapp 18 Prozent ausschließlich mit stationären.