Precht, Buyx, Fuest:
"Öffentlichkeit ist, wenn viele über das Gleiche reden"
Die Screenforce Days neigen sich dem Ende zu - mit dabei waren auch Philosoph Richard David Precht, Alena Buyx (TU München) und IFO-Präsident Clemens Fuest. Was sagen sie über das Fernsehen?
Auf den diesjährigen Screenforce Days drehte sich alles um Total Video. Und neben TV-Insidern, Experten und Vermarktern waren auch noch ganz anderen Namen bei dem Event mit dabei: Philosoph Richard David Precht, Alena Buyx (TU München) und IFO-Präsident Clemens Fuest, alle übrigens "Prof.", wurden im "Total Video Call" um ihre Meinung zu bestimmten (Fernseh-)Themen gebeten.
Precht: Gefahr der sozialen Medien
"Das Wesen von Fernsehen ist es, ein elektronisches Lagerfeuer zu sein" findet Precht, "wo die für die Gesellschaft wichtigen Themen besprochen werden. Dadurch erbringt es eine Orientierungsleistung für die Menschen", so der Philosoph und Bestsellerautor. Wie hat die Corona-Krise das Fernsehen beeinflusst? Precht: "Corona hat das Kollektive verstärkt, plötzlich gab es nur noch ein Thema, über das wir alle gesprochen haben. Liberale Demokratien sind auf eine funktionierende Öffentlichkeit angewiesen - und Öffentlichkeit ist, kurz gesagt, wenn sich möglichst viele Leute über das Gleiche unterhalten. Das ist die Gefahr der sozialen Medien: Jeder informiert sich anders und geht seinen Interessen nach - und am Ende gibt es kein gemeinsames Thema mehr."
Auch Alena Buyx, Medizinethikerin, Hochschullehrerin und Vorsitzende des Ethikrats, sprach im Call über die Rolle des Fernsehens. "Das Fernsehen hat in den letzten Monaten ausgemacht, dass es ein Leitmedium ist, das sich lebendig mit den neuen Möglichkeiten verschränkt hat: sowohl für alle zu einem bestimmten Zeitpunkt, als auch in unterschiedlichen Kanälen die Leute da abzuholen, wo sie sind. Diese Vielfalt war mir gar nicht klar." Und was hat TV, was andere Bewegtbildmedien nicht haben? "Die Qualität der Produktion, das Handwerkliche. Und: Es ist Journalismus. Das ist YouTube nicht."
Clemens Fuest, Ökonom und IFO-Präsident findet: "Fernsehen ist das, was eingeschaltet wird. Das, was die Menschen sehen wollen."