Munich Marketing Week:
Wie viel Disruptionspotential steckt in AR?
Augmented Reality, Head-up-Display, Datenbrillen – die Technologien liegen nah beieinander und gleichen sich zum Teil. Vor allem aber gleichen sie sich in den hohen Erwartungen, die sie schüren, auch im Marketing.
Die Technologien scheinen seit Jahren kurz vor dem Durchbruch zu sein, die Anwendungsbeispiele nehmen zu. Ein Meilenstein ist die Markteinführung der Nreal in Deutschland im März. Sowohl Telekom als auch Vodafone sind Verkaufspartner der Mixed-Reality-Brille. Nutzer sehen damit ihre Umgebung, angereichert durch virtuelle Inhalte. Die Brille blendet die digitale Anwendungen visuell ein, während die Nutzer ihre Umgebung sehen, sich darin bewegen und mit ihr interagieren können.
Eine neue Spielerei? "Das Disruptionspotenzial von AR wird von vielen Unternehmen und der Politik maßlos unterschätzt", ist Philipp Rauschnabel überzeugt. Er forscht an der Universität der Bundeswehr München zu den Themen Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Mixed Reality (MR) und beschäftigt sich vor allem mit dem Einsatz dieser Technologien im Marketing, in der Produktion und in Trainings.
Mit den Launch von Nreal macht AR einen Schritt in Richtung Massentauglichkeit, ist er überzeugt. Auch Apple arbeitet seit Jahren an einem AR-Headset und könnte es noch im Laufe des Jahres auf den Markt bringen. Apple-Chef Tim Cook erklärte bereits vor einem Jahr, dass er Augmented Reality für das nächste große Ding halte.
Was man damit machen kann, zeigt Vodafone. Mit der Einführung der Nreal startete der Telefonanbieter eine eigene AR Koch App in Zusammenarbeit mit der internationalen Kochplattform Kitchen Stories und ZDF Digital. Promikoch Steffen Henssler hilft als abgescannter digitaler Avatar bei der Zubereitung der Gerichte. Für Vodafone war es wichtig, von Anfang an eine Anwendungsmöglichkeit für die AR-Brille aufzuzeigen.
Neben eigenen AR-Apps lassen sich aber auch Apps wie Youtube, Amazon, Zalando, Instagram, Facebook, Twitter und TikTok direkt über die Brille nutzen. Auch eigene Bilder und Videos lassen sich spiegeln. Elementare Fragen etwa zur Nutzung in der Öffentlichkeit oder beim Autofahren sind noch ungeklärt. Da sich die Brille auf den ersten Blick nicht von modischen Sonnenbrillen unterscheiden lässt, können andere Menschen nicht unbedingt erkennen, dass es sich um einen Computer handelt. Kameras tracken die Umgebung und können in die Privatsphäre der Nutzer eingreifen. Außerdem können die meisten Datenbrillen nahezu von allem, was ihnen vor die Linse kommt, ein 3D Modell erstellen. Auch von Gesichtern.
Gleichzeitig rücken auch virtuelle Versionen physischer Produkte in greifbarer Nähe. Das verändert den Content von Unternehmen und bringt neue Wettbewerber auf den Plan, ist Philipp Rauschnabel überzeugt. In einer Studie untersuchte er unter anderem die Akzeptanz virtueller Produkte und stellte fest, dass die Bereitschaft der User, sich darauf einzulassen, in bestimmten Produktkategorien bereits jetzt sehr hoch ist.
Zu diesen Themen spricht Rauschnabel auch auf der Munich Marketing Week. Ebenfalls mit dabei ist Johanna Heyden. Sie verantwortet bei Vodafone die Innovationsabteilung und beschäftigt sich dabei unter anderem mit der Produktentwicklung von Augmented Reality Anwendungen. Auf der Munich Marketing Week spricht sie über die Chancen und die Bedeutung der Technik für Vodafone.
Die Munich Marketing Week macht an drei Tagen vom 30.6. bis 1.7 2021 fit für die wichtigsten Trends im Marketing. Zahlreiche Experten inspirieren auf der digitalen Bühne, geben Einblicke in die Praxis oder diskutieren kontroverse Themen. Networking-Slots sorgen für die Vernetzung mit anderen Teilnehmenden und die Mediathek bietet auch nach der Veranstaltung noch Zugriff auf die Inhalte. Mehr Infos hier.