Gaming und Youtube:
"Es bringt mir keine Credibility, wenn ich mit einer Flasche Garnier Shampoo herumwinke"
Rewinside alias Sebastian ist Gaming-Youtuber. Ein Gespräch über den Markt, Markenkooperationen und Fans von 10 bis 27.
Menschen beim Spielen und über Spiele quatschen zusehen, wer macht so was? Millionen von Menschen, schlicht gesagt. Einer derjenigen, dem sie folgen: Rewinside. Rewinside heißt eigentlich Sebastian. Seit mehr als vier Jahren ist er Gaming-Youtuber, über zwei Millionen Abonnenten folgen dort seinen Videos. Als einer der größten Gamer der deutschen Szene reicht sein Netzwerk weit über das eigene Genre hinaus und sorgt für klickstarke Gastauftritte. Mit seinen engsten YouTube-Freunden, darunter Felix von der Laden und Sturmwaffel, hat er das Künstlerkollektiv Ufo gegründet und trumpft auch in Sachen Cross-Promotion auf. Rewinside ist bei Studio71 unter Vertrag, dem Multiplattform-Netzwerk von ProSiebenSat.1.
Sebastian, du bist als Rewinside seit vier Jahren Youtuber mit Gaming-Fokus. Wie hat sich der Markt verändert?
Am Anfang hat sich eigentlich nur Google um Creators gekümmert und uns vermarktet. Das hat sich sehr geändert. Inzwischen haben die meisten Agenturen auch schon Social-Media- oder andere Influencer-Aktionen umgesetzt.
Allein auf Youtube hast du über zwei Millionen Abonnenten. Aus den Kontakten, die du mit deinen Followern hast – wie kann man sich die vorstellen?
Das hängt stark vom Spiel ab. Ich mache viele Videos zu Minecraft – da sind es eher die Jüngeren. Bei Unterhaltungs-Videos sind es dagegen ältere. Die Altersspanne reicht ungefähr von 11 bis 26, aber es gibt auch Ausreißer. Das können 10-Jährige sein, die mich auf einem Event ansprechen genauso wie der 27-Jährige, der sich meine Videos vor einer Uni-Party anschaut.
Uns als Marketing-Fachmedium interessieren natürlich gerade die Anbindungsmöglichkeiten für Marken. Du hast neben einem langfristigen Partner auch immer wieder kürzere Kooperationen, richtig?
Ja, ich arbeite seit ungefähr zwei Jahren mit Vodafone zusammen. Ich kann es nur empfehlen, sich einen langfristigen Partner zu suchen. Und in dem Fall passt es einfach sehr gut, auch inhaltlich. Vodafone stellt beispielsweise die Technik zur Verfügung, wenn wir mal Equipment für ungewöhnlichere Projekte brauchen.
Und kurzfristige Aktionen? Da hast du ja gerade zum Beispiel was zu Universals Film Die Mumie bei dir.
Ja, das passt auch richtig gut. Es geht mir immer darum: Um was geht’s genau, ergibt das Sinn für mich und passt das auch zu mir? Es bringt mir keine Credibility, wenn ich mit einer Flasche Garnier Shampoo herumwinke. Davon hat weder die Marke noch ich etwas. Ich prüfe, ob es inhaltlich passt – und auch, wann ich die letzten Kooperationen hatte. Man darf da auch nicht zu viel machen.
Reagieren die Zuschauer da negativ?
Ich denke schon, dass meine Zuschauer sensibel sind. Aber im Regelfall gibt es bei mir positives Feedback – weil es eben nicht gestört hat. Wenn im Briefing steht, das Logo muss zehn Mal eingeblendet werden und so weiter, dann wird es für mich schwierig. Meine Ansprechpartner bei Studio71 und mein Management sortieren aber nach den gleichen Kriterien wie ich.
Hast du ein Beispiel parat, wie eine Kooperation aussehen sollte?
Ich habe letztens eine Kampagne für eine App gemacht. Da haben wir den Werbeteil mit einer Storyline davor verbunden, ein Comedy-Video.
So sieht die Einbindung von Partnern wie Universal dann beispielsweise aus:
Du machst auch einige Videos mit anderen zusammen. Ist diese Verdrahtung mit anderen Creators wichtig?
Ja, absolut. Und das schöne ist, wie unkompliziert das ist. Wir sind ja hier zu fünft in einem Gebäude. Da kann ich auch einfach schnell rüber gehen, wenn ich denke, dass ich bei einem Video gern jemanden dabei hätte.
Wie kann man sich deinen Alltag vorstellen? Wie entscheidest du Themen?
Die Gaming-Themen, die ich mache, sind immer Multiplayer-Projekte und größtenteils fortlaufend. Ansonsten setze ich mich schon abends mal hin und überlege mir abgedrehte Ideen. Und Messen wie die Gamescom, auf denen viele neue Spiele vorgestellt werden, sind natürlich auch immer ein Anlass für neue Ideen.
Gibt es einen Trend, der sich im Markt gerade abzeichnet?
Live-Streaming. Die Zuschauer haben großes Interesse. Nicht nur ich mache da immer mehr – inzwischen sieht man auch bei Creators, die sich da bisher zurückgehalten haben, immer mehr Live-Streaming.