Der Messestand von Edwards Vacuum, einem Spezialisten für Vakuumtechnik, steht nun in einer Lagerhalle in Leverkusen statt auf der Münchner Analytica. Die Labortechnikmesse musste coronabedingt in den Herbst verschoben werden. So lange konnte Edwards Vacuum nicht warten und ließ sich auf das Projekt zusammen mit dem Messebauer ein.

Seit ein paar Tagen präsentiert das englische Unternehmen seine Produkte im Ackermannschen Studio dem Fachpublikum. Wie in einer klassischen Fernsehsendung kann die Regie nach Bedarf vorgefertigtes Material wie zum Beispiel technische Darstellungen oder Animationen einspielen. Bezahlen müssen Besucher für die moderierten Gesprächsrunden nichts.

Aussteller sparen Standmiete

Auch für Ackermann rechnet sich das Studio. Die Firma mit ihren zehn Mitarbeitern spart sich neben den Transportausgaben für das Equipment auch die Reise- und Übernachtungskosten ihrer Monteure. "Die direkte Einsparung gegenüber den Standbaukosten bewegt sich je nach Messeort zwischen 15 – 35 Prozent", sagt Wiemer.

Die Aussteller profitieren ebenfalls. Laut Wiemer gleichen sich allein die wegfallenden Kosten für eine Standflächenmiete von 50 Quadratmetern mit den Ausgaben für Kamera-, Moderations- und Übertragungstechnik aus.

Klar, das Studio ist ein Produkt der Krise. Wiemer beziffert den bisherigen Umsatzverlust des Messebauers auf bis zu 900.000 Euro. Der Kernvorteil der Idee bleibe aber auch nach der Pandemie bestehen, glaubt er. So könnten Aussteller losgelöst von Messeterminen in angemessenem Rahmen Produktneuheiten vorstellen, Markenwissen aktualisieren, oder ein weltweites Austauschforum bieten.

"Das Medium ist nicht die Attraktion"

"Auch als fokussierte Kick-Off- oder Follow-Up-Veranstaltung zum eigentlichen Messebesuch ist der Einsatz des Meet Live Messestudios sehr gut denkbar." Sprich: Das Studio soll künftig den eigentlichen Messeauftritt der Kunden ergänzen.

Ein weiterer Vorteil liegt laut Wiemer in der Erschließung neuer Zielgruppen. Geografische Distanz oder enge Terminpläne spielen keine Rolle mehr. Die Teilnahmeschwelle ist geringer als bei einem physischen Messebesuch.

Die Resonanz auf das Studio sei bisher hervorragend, berichtet Wiemer. Doch letztlich müsse die Relevanz der präsentierten Produkte und die Qualität der Veranstaltung im Mittelpunkt stehen. Er sagt: "Nicht das Medium sollte die Attraktion sein - wie in der Vergangenheit bei vielen 'innovativen' Vorstößen so gewesen - sondern der Content."


Autor: Maximilian Flaig

Maximilian Flaig studierte Amerikanistik in München, volontierte bei W&V und schrieb währenddessen auch für die Süddeutsche Zeitung. Der gebürtige Kölner verantwortet die Themenbereiche Performance & Analytics, KI & Tech sowie SEO und hat ein besonderes Faible für Sportmarketing.