Hauptversammlung:
ProSiebenSat.1: Keine Aufspaltung nach knappem Ergebnis
Bei der Hauptversammlung konnte sich Aktionär MFE nicht mit seinem Antrag zu einer Aufspaltung des Konzerns durchsetzen: Knapp 71 Prozent stimmten dafür, es wären aber 75 Prozent nötig gewesen.
Die Ergebnisse der Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media SE am Dienstag haben ergeben, dass sich die freien Aktionär:innen bei allen Beschlussvorschlägen offenbar hinter die Position der Verwaltung gestellt haben. Das führte dazu, dass der Antrag der großen Minderheitsaktionärin MFE-MEDIAFOREUROPE N.V. (MFE) auf Vorbereitung und Prüfung einer Aufspaltung des Unternehmens nicht die erforderliche Mehrheit gefunden habe. Knapp war es dennoch: Fast 71 Prozent stimmten dafür, es wären aber 75 Prozent nötig gewesen.
Alle weiteren Abstimmungsergebnisse seien auf das Stimmverhalten der großen Minderheitsaktionäre MFE und PPF IM LTD (PPF) zurückzuführen. Hintergrund der Abstimmung zur Aufspaltung war der Antrag von MFE, demzufolge ProSiebenSat.1 die Trennung der Segmente Commerce & Ventures sowie Dating & Video von dem Segment Entertainment hätte prüfen und vorbereiten sollen.
Empfehlung von Vorstand und Aufsichtsrat
Die Aktionär:innen folgten mit ihrer Entscheidung der Empfehlung von Vorstand und Aufsichtsrat und bestätigten somit die Strategie des Unternehmens. Diese sieht neben der Konzentration auf das Entertainment-Geschäft unter anderem den wertmaximierenden Verkauf einzelner Beteiligungen des Digitalgeschäfts vor.
In seiner Rede vor der Hauptversammlung warb der Vorstandsvorsitzende Bert Habets für den im vergangenen Jahr eingeschlagenen Kurs des Unternehmens: „Wir verfolgen eine klare Strategie. Wir setzen auf unsere Entertainment-Kompetenz. Wir rücken Joyn in den Mittelpunkt. Wir nutzen die Potenziale von Partnerschaften. Und wir entwickeln neue Formen der Monetarisierung.“ Man sei "fest entschlossen, langfristig Wert für all unsere Aktionärinnen und Aktionäre zu schaffen." Dabei sei wesentlich der Verkauf der Beteiligungen an Verivox und Flaconi, um mit den daraus zu erzielenden Erlösen die Verschuldung zu reduzieren und das Entertainment-Segment zu stärken.
Aufsichtsrat neu gewählt
Darüber hinaus standen bei der Hauptversammlung Wahlen für den Aufsichtsrat an. Klára Brachtlová war als Vertreterin des Minderheitsaktionärs PPF bereits im vergangenen Jahr gerichtlich als Aufsichtsrätin bestellt worden und wurde nun im Amt bestätigt. Weiterhin wurde Christoph Mainusch auf Vorschlag von PPF und Leopoldo Attolico und Simone Scettri auf Vorschlag von MFE in den Aufsichtsrat gewählt. Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher und Marjorie Kaplan werden dem Aufsichtsrat nicht mehr angehören.
Die Hauptversammlung stimmte dafür, das Genehmigte Kapital 2021 aufzuheben. Die Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals 2024 fand aufgrund des Erfordernisses einer qualifizierten Mehrheit von 75 Prozent der abgegebenen Stimmen nicht die notwendige Mehrheit. Ebenfalls beschloss die Hauptversammlung mit einer knappen einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen eine Änderung der Satzung in Bezug auf zustimmungsbedürftige Geschäfte.
MFE habe außerdem den Vorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand zu einer gesellschaftsrechtlichen Maßnahme bezüglich Joyn abgelehnt. Danach sollte Joyn zukünftig direkt unterhalb der ProSiebenSat.1 Media SE hängen und die Muttergesellschaft der Seven.One Entertainment GmbH werden.