Wendler schloss sein Statement mit dem Angebot einer Aussprache und betonte seine Hoffnung auf Dialog und Versöhnung, obwohl er zugab, dass viele Vorwürfe falsch gewesen seien. Er entschied sich jedoch vorerst, keine Details zu Absprachen oder Verträgen bezüglich der abgesagten Doku-Soap zu erläutern.

Der Sänger machte in jüngster Vergangenheit weniger wegen seiner Musik von sich reden und auch nicht so sehr wegen dem Only-Fans-Kanal mit seiner Frau, sondern vor allem durch die Verbreitung kruder Verschwörungstheorien, NS-Verharmlosung und seinem ominösen Telegram-Hetz-Kanal. Im Herbst 2020 hatte Wendler ein Video zur Corona-Politik in Deutschland veröffentlicht, das einen Eklat auslöste. Unter anderem beschuldigte er Fernsehsender - darunter seinen damaligen Haussender RTL - "gleichgeschaltet" zu sein.

RTL, das ihn zu diesem Zeitpunkt als Juror für seine Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" verpflichtet hatte, nannte Wendler daraufhin einen Verschwörungstheoretiker und distanzierte sich sofort von ihm. Nach einer weiteren Äußerung von Wendler über Deutschland als "KZ" wurde er dann komplett aus bereits gedrehten Folgen des Castingformats rausgeschnitten. Angeblich sei "KZ" eine Abkürzung für "Krisenzentrum" gewesen, behauptete er später. Danach war er aus dem Fernsehen und auch weitestgehend aus dem Internet verschwunden. Bis zur Ankündigung der Doku-Soap rund um die Schwangerschaft. 

Twitter statt Telegram? 

Dass die Einschaltquoten bei einer Doku-Soap mit Michael Wendler stimmen dürften, scheint klar. Wie es dagegen mit Werbekunden aussieht, steht auf einem völlig anderen Blatt. Das rief auch RTL wieder auf den Plan. Der Streamingdienst RTL+ erklärte, dass die Wendler-Sendung "weder vor noch nach der TV-Ausstrahlung" auf dem Portal abrufbar sein werde. Die RTL Group ist mit 35,9 Prozent Hauptgesellschafter von RTL Zwei.

Der Telegram-Kanal, auf der Sänger immer wieder Beiträge mit Falschbehauptungen und extremen Inhalten wie der QAnon-Verschwörungstheorie, teilte, bleibt übrigens auch weiterhin geschlossen, teilte Wendler ebenfalls auf Twitter mit. Dass er diesen nicht mehr weiterführen werden, gab er am selben Tag bekannt, an dem RTL Zwei freudig das Reality-Format verkündete. So lange macht er wohl wutschnaubend auf Twitter weiter. Dort meldete er sich im November 2022, also nach der Übernahme von Elon Musk, zurück mit der Begründung, dass sich der Wind gedreht habe.


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.