Situation des Privaten Rundfunks:
Die Corona-Bilanz der Privaten Medien
Der Verband Privater Medien (Vaunet) hat sich zur Lage von Bewegtbild und Audio geäußert. Fazit: Die Pandemie hat die Branche ordentlich gebeutelt. Ohne die Hilfe der Politik drohe ein Verlust der Medienvielfalt.
Das Jahr 2020 war aufgrund von Corona auch für die Medien nicht einfach. Und auch 2021 warten viele Herausforderungen. Da ist sich der Verband Privater Medien (Vaunet) einig. Bilanz der Lage zogen die Vorstandsvorsitzende Annette Kümmel (Chief Sustainability Officer ProSiebenSat.1 Media) und die Fachbereichsvorstände Claus Grewenig (Fachbereich Fernsehen und Multimedia, Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland) und Marco Maier (Fachbereich Radio und Audiodienste, Geschäftsführer der Radio / Tele FFH).
Drei große Themen hat der Verband auf der Agenda, so Kümmel. Das sei zum einen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Branche, die erhalten und auch für die Zukunft gesichert werden müsse. Ein zweiter Punkt sei die Aufgabe, die Wahrnehmung der Branche zu verändern, insbesondere der Gesichtspunkt Public Value. Und schließlich solle die Politik dazu gebracht werden, Gesetzesverlagen – auch auf EU-Ebene – auf ihre Auswirkungen auf die Medienbranche hin zu überprüfen.
"Potenzial heben - nicht verspielen"
Kümmel: "Jedes – auch nicht sektorspezifische – Gesetzes- und Regulierungsvorhaben ist auf seine Auswirkungen auf den Mediensektor zu überprüfen und einem spezifischen Impact Assessment zu unterziehen. Das heißt, einfach und positiv formuliert, genau anzuschauen, wie eine politische Entscheidung jeweils einen Beitrag zur Stabilisierung unserer Branche leisten oder ein weiteres Risiko verhindern kann." Dazu müssten Europa, Bund und Länder ihre medien- und digitalpolitische Agenda aufeinander abstimmen und sich in Zielsetzungen sowie Risikoabwägungen enger verzahnen. "Wir wollen das Potenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft heben und nicht verspielen", so Kümmel.
Das gelte für alle anstehenden strukturellen Entscheidungen, etwa für den zukünftigen Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, zu den aktuellen Initiativen auf europäischer Ebene, sowie für regionale Strukturentscheidungen wie die Neugestaltung der Radiolandschaft in Nordrheiin-Westfalen.
"2021 wird ein Entscheidungsjahr - auch im Sinne der Zukunft und der Medienvielfalt privater Medien", so Kümmel. Anders als 2020 gehe man nicht mit einem guten Start ins Jahr, sondern mit den Belastungen durch Corona. Wirtschaftliche Einbußen habe es in erster Linie durch den Einbruch der Werbeeinnahmen gegeben, aber auch der Wegfall von Events habe dazu beigetragen.
Kompensation von Corona-Schäden ist dringend erforderlich
Einige Häuser seien in den letzten Monaten in den "deutlich zweistelligen Minusbereich" gerutscht. Dabei seien aber Unternehmen, die trotz der Verluste oberhalb jeder Schwelle bleiben, ab der eine Förderung erhältlich wäre. Die Folge: Bei einigen kleinen, vor allem lokalen Anbietern, könne man daher Insolvenzen nicht mehr ausschließen. Der Verband fordert daher die Politik zur Kompensation coronabedingter wirtschaftlicher Schäden auf - andernfalls könnte ein nachhaltiger Schaden für die Medienvielfalt drohen.
Die Lücke in den Einnahmen treffe nicht nur TV, sondern vor allem auch den Bereich Audio, klagt Bereichsleiter Marco Maier. Dabei habe vor allem Radio in den letzten Monaten wieder verstärkt seine Stärke im Bereich Public Value unter Beweis gestellt. Auch er gibt seiner Hoffnung nach Förderung Ausdruck. Denn ohne ausreichende finanzielle Basis bekomme der Audio-Bereich ein gravierendes Problem im Bereich der Digitalisierung: Es bestehe die Gefahr, "abgehängt" zu werden, "weil in vieles nicht mehr investiert werden kann", so Maier.