Screenforce Acedemy:
"Medienschaffende stärker mit Fragen nach Ethik und Moral konfrontieren"
Die Bewegtbildbranche ist eine ressourcenintensive Branche, die sich um das Thema Nachhaltigkeit kümmern muss - auch in der sozialen Dimension. Dazu müssen Medienschaffende schon in der Ausbildung sensibilisiert werden, sagt Florian Haumer, Hochschule Macromedia.
Auf der Screenforce Academy haben Berufsanfänger:innen, junge Marketer:innen, und Studierende aus Medien, Marketing, Journalismus und Kommunikation bereits zum vierten Mal die Chance, kostenlos hinter die Kulissen von Total Video zu blicken. Ein Thema ist immer auch Nachhaltigkeit - denn gerade die Bewegtbildbranche ist extrem ressourcenintensiv. Das Bewusstsein für Umwelt und Klima ist da, doch die soziale Komponente kommt oft noch zu kurz. Wie kann man das bereits früh in die Ausbildung integrieren? Das sagt uns Florian Haumer, Dekan der Hochschule Macromedia.
Herr Haumer, an der Hochschule Macromedia studieren zukünftige Medienmanager:innen, Journalist:innen, Musiker:innen, Filmemacher:innen und Schauspieler:innen. Von Beginn an sind Sie Partner der Screenforce Academy. Was versprechen sie sich davon?
"Ich verspreche mir einen 360 Grad-Blick auf die Bewegtbildbranche. Die Screenforce Academy wird ja von einem Zusammenschluss der größten deutschen TV-Vermarkter durchgeführt. Genau dort findet Wertschöpfung statt, genau dort fließen im besten Fall die Erkenntnisse von Marktforschenden, Redakteur:innen, Content Creators und Werbetreibenden zusammen und münden in ebenso relevante wie profitable Formate. Diesen multidimensionalen Blick auf Programmgestaltung müssen Studierende der Macromedia verstehen."
Was ist Ihr persönliches Highlight auf der Screenforce Academy - und warum?
"Mein Highlight ist die Keynote von Stephanie Schettler-Köhler, die als Chief Operating Officer von Pantaflix für die Themen Produktion, Legal, HR und CSR verantwortlich ist. Sie betont vielfach, dass CSR in der Medienbranche mehr sein muss als Nachhaltigkeit in Bezug auf Umwelt und Klima. Das ist ein Punkt, den ich einhundertprozentig unterstütze und der meiner Meinung nach bislang zu kurz kommt."
Was heißt das, was muss sich ändern?
"Die Medienbranche, und dort besonders die Bewegtbildbranche, ist eine sehr ressourcenintensive Branche. Wer einmal ein Filmset oder eine Live-Produktion besucht hat, weiß das. So viel personeller, materieller, energetischer Aufwand, so viel Reisetätigkeit, Catering und Abfall. Doch an diesen Schnittstellen ist das Bewusstsein für nachhaltigere Lösungen bereits gut vorhanden. Was meines Erachtens zu wenig reflektiert wird, ist die soziale Dimension von Nachhaltigkeit. Medienschaffende erreichen oft sehr viele Menschen mit ihren Kreationen und haben deshalb eine hohe gesellschaftliche Verantwortung."
Die Entertainment-Industrie als moralische Instanz? Ist das nicht etwas viel verlangt?
"Ja, Forderungen nach einer Ethik in der TV-Unterhaltung haben es schwer, weil sie auf eine breite grundsätzliche Ablehnung treffen. Menschen wollen sich nicht sagen lassen, was sie gut finden und was ihnen Spaß macht. Medienschaffende müssen sich aber klarmachen: Die Rollenbilder, die sie transportieren, die Gesellschaft, die sie zeigen, die Stoffe, die sie behandeln – das alles hat Auswirkungen auf die Einstellungen und das Verhalten der Rezipient:innen. Deshalb sollte man als Medienschaffende:r genau reflektieren, was man tut und was man damit auf der sozialen Ebene bewirkt. Diese Dimension unterscheidet die Medienbranche ja auch von vielen anderen erfolgreichen Berufsfeldern und macht sie so interessant."
Wie kann eine solche Reflektion gelingen?
"Wir sollten zukünftige Medienschaffende stärker mit Fragen nach Ethik und Moral konfrontieren. An der Hochschule Macromedia betonen wir die verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit entsprechend der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Wir haben in jedem Modul Selbst- und Sozialkompetenzen als Lernziele formuliert. Vor allem im neu konzipierten Studiengang Filmmaking war uns diese Dimensionen sehr wichtig. Module wie „Sustainable Filmmaking“ und „Interkulturelle Kommunikation“ sowie unsere Projekte zusammen mit Praxispartnern, in denen Fragen nach der Beziehung zwischen verantwortungsbewusstem Handeln und Unternehmenserfolg aufgegriffen werden, zahlen darauf ein. Ein:e Medien- oder Filmschaffende:r muss immer auch ein:e Nachhaltigkeitsmanager:in sein, so formulieren wir es auch im Purpose unserer Hochschule: 'Empowering students for a sustainable future'."
Die Screenforce Academy, die von 15. bis 17. November digital stattfindet, gilt als Plattform für Diskussionen und Ideenfindung. Speaker aus dem Top-Management der führenden deutschen Entertainmenthäuser und Vermarkter sowie externe Experten geben praxisnahe Einblicke in Form von Keynotes, Cases, Talks – kurzweilig, nahbar, interaktiv. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung!