GfK-Zahlen:
Warum Bio-Käufer so wertvoll sind
Vor zehn Jahren waren es nur die wenigsten, die bei Bio-Waren zugriffen. Heute haben sich nicht nur die Ausgaben verdoppelt, sondern so gut wie jeder kauft mindestens ein Bio-Produkt im Jahr. Was die Gfk über diese lukrative Klientel herausgefunden hat.
Der Anteil von Produkten aus ökologisch kontrolliertem Anbau an den Gesamtausgaben für Lebensmittel hat sich binnen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt der Marktforscher GfK in seiner aktuellen Studie "Consumer Index". Entfielen 2007 noch 2,9 Prozent der Aufwendungen auf Bio-Ware, waren es in den ersten sieben Monaten des Jahres 2017 schon 5,7 Prozent. Zudem kauften 98 Prozent aller Haushalte aktuell mindestens ein Bioprodukt im Jahr.
Bio ist Mainstream
Bio hat also so gut wie alle Haushalte erreicht. Das heißt aber auch, dass Wachstum nur noch entweder über eine Ausdehnung in solche Kategorien möglich ist, die von Bio noch nicht oder lediglich in geringerem Umfang besetzt sind, oder aber über eine Intensivierung des Konsums je Käuferhaushalt. Und tatsächlich ist die Zahl der Bio-Käufer im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum in den ersten sieben Monaten des Jahres 2017 um 2,7 Prozent gestiegen, während sich die Menge pro Käufer im gleichen Zeitraum sogar um 3,8 Prozent erhöhte. Trotz eines leichten Preisrückgangs ergibt dies für den Zeitraum Januar bis Juli 2017 einen Umsatzzuwachs für Bio in Höhe von 5,6 Prozent.
Das Wachstum kommt demnach also komplett aus einer höheren Mengennachfrage. Das ist eine durchaus beachtliche Entwicklung für einen Trend, der ja bereits eine gewisse Reife erreicht hat.
Das zeigt sich auch darin, dass Bio-Produkte, die früher ja nicht nur in der Nische konsumiert, sondern auch nur in der Nische verkauft wurden, mehr und mehr den ‚ganz normalen‘ Handel erobern. Fast zwei Drittel des Umsatzes mit Bio-Produkten gehen aktuell im LEH, also bei Vollsortimentern, Discountern und Drogeriemärkten, über den Ladentisch. Innerhalb von zwei Jahren erhöhte sich der Anteil dieser Vertriebsschienen um fast neun Prozent. Auf der anderen Seite relativiert sich dadurch die Bedeutung des Bio-Fachhandels und der restlichen Einkaufsstätten, die im gleichen Zeitraum vier Prozentpunkte Marktanteil einbüßten. Das bedeutet aber nicht, dass Bio hier an Wert verliert; auch diese Handelssegmente konnten seit 2015 ein Umsatzwachstum erzielen. Das fiel eben nur angesichts der wachsenden und mächtigen Konkurrenz der großen Händler geringer aus.
Darum sind die Bio-Käufer so lukrative Kunden
Wer sich Bio-Waren in den Warenkorb legt, zählt für den Handel zu einer äußerst wertvollen Zielgruppe. Denn sie lieben den Genuss und das gute Leben - und das merkt man auch an ihrem Budget. Für Lebensmittel und Getränke geben sie mehr aus als der Durchschnitt. Ihr Budgetanteil für Lebensmittel und Getränke ist um vier Prozentpunkte höher als ihr Anteil an den Haushalten insgesamt.
Vor allem den Bio-Intensiv-Käufern gebührt vom Handel eigentlich der rote, pardon: grüne Teppich ausgelegt, um sie ins Geschäft zu locken. Diese Bio-Fans machen zwar nur zwölf Prozent der gesamten Bio-Käuferschaft aus, stehen aber für 54 Prozent des gesamten Umsatzes mit Bio-Produkten. Doch damit nicht genug: Diese Shopper kaufen auch außerhalb der Bio-Range höherwertiger ein als der normale Haushalt. Ihr Anteil an den Gesamtausgaben für Lebensmittel und Getränke lag im ersten Halbjahr 2017 bei 16 Prozent und damit um fünf Prozentpunkte über ihrem Haushaltsanteil. Dagegen sind Haushalte, die nur gelegentlich Bio kaufen, auch sonst eher sparsame Verbraucher.
Neben dem reinen Umsatzaspekt gibt es aber auch noch andere Gründe, die Bio-Shopper zu hofieren. Mit den jungen Verbrauchergenerationen der Millennials und demnächst der iBrains wachsen Konsumenten heran, für die Werte wie Transparenz, Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und fairer Handel keine Verhandlungsmasse sind. Natürlich wollen und müssen vor allem die ganz jungen Verbraucher auch günstig und preiswert einkaufen. Für den reinen Preisvorteil verraten sie aber nicht ihre Werte und Überzeugungen. Mit Bio lässt sich deshalb auch auf dieser Meta-Ebene des Konsums eine Verbindung schaffen, die auf der Preisebene nicht zu erreichen – oder wie der Volksmund sagt: Mit Geld nicht zu bezahlen ist.
am/dpa