
ZDF-Sender wird fünf:
ZDFneo geht zu Social Factual über
Zum 5. Geburtstag hat ZDFneo ehrgeizige Pläne. Senderchefin Simone Emmelius hat Social-Factual-Formate im Köcher, eine dicke Drama-Serie und noch mehr Eigenproduktionen.
Nicht mehr nur Factual Entertainment nutzt ZDFneo immer stärker – der Digitalableger des ZDF will das Genre in Richtung "Social Factual" weiter zuspitzen. Geplant sind Formate wie "Auf der Flucht", "Ausgekokst - mein Drogentrip", "Der Rassist in uns" und die Themen Asyl, Diskriminierung und Sucht – immer mit einem starken Austausch über soziale Netzwerke. Beispiel "Ausgekokst": Ex-"GZSZ“-Darsteller Rainer Meifert begibt sich darin auf die Spur von Kokain, der Droge, die viele Jahre sein Leben bestimmt und fast zerstört hat. ZDFneo zeigt den Drogentrip am Donnerstag, 13. November ab 20.15 Uhr. "Der Ansatz dabei ist, Leute aus unserer Altersgruppe zu treffen, sie zu Protagonisten zu machen und anderen ihre Erlebnisse nachvollziehbar zu machen. Ihnen zu zeigen, was tatsächlich im Keim drinsteckt", sagt Senderchefin Simone Emmelius im Interview mit der Nachrichtenagentur "dpa". Anlass ist der fünfte Geburtstag von ZDFneo an diesem Samstag, 1. November.
Zum Geburtstag hat der Spartensender überhaupt ehrgeizige Pläne. Mitte November kommt "Diese Kaminskis - Wir legen Sie tiefer!", die ein wenig an die HBO-Serie "Six Feet Under" über eine schräge Bestatterfamilie erinnert. Emmelius gibt zudem preis: "Wir entwickeln gerade eine Gefängnis-Sitcom mit dem Titel ‚Der Knast‘. Da wird es darum gehen, in der sehr konzentrierten Umgebung eines Gefängnisses die Realität draußen aus dem Blickwinkel der Knast-Insassen zu spiegeln und zu brechen." Dem Team sei hier "eine wirklich tolle Besetzung mit Denis Moschitto, aber auch Martin Semmelrogge" gelungen. Ab November werde in Berlin gedreht. Weitere fiktionale Projekte sind laut Emmelius der TVLab-Gewinner 2014 "Blockbustaz" mit Eko Fresh und die Polit-Satire "Hajo Eichwald". Darüber hinaus ist für Herbst 2015 eine eigene Dramaserie für ZDFneo in Arbeit – aus Sicht der Senderchefin das bis dato "ambitionierteste Projekt", zu dem sie aber noch keine Details verrät.
Der Spartenkanal ZDFneo, der als Versuchslabor der Öffentlich-Rechtlichen gilt, hat in seinen ersten fünf Jahren seit der Gründung mehr als 70 Formate auf den Bildschirm gebracht. Und auch viel gelernt. Emmelius: "Eines ist ganz sicher: Online und Social Media sind wichtig, um jüngere Zuschauer zu erreichen. Das merken wir bei ZDFneo. Das gilt auch für unsere Zielgruppe. Beim ‚Neo Magazin‘ mit Jan Böhmermann erfolgt die Nutzung zu 20 Prozent über die Mediathek." "Normal" im Fernsehen seien zwei Prozent Online-Nutzung. Das "Neo Magazin" sei im Keim schon crossmedial, Böhmermann im Social-Media-Bereich "unglaublich aktiv und verankert", lobt die ZDFneo-Macherin. "Oft bauen seine Fernseh-Inhalte auf Content aus dem Internet", fügt Simone Emmelius hinzu und nennt als Beispiel die Rubrik "Prism is a Dancer". Dabei werden einzelne Zuschauer aus dem Publikum im Vorfeld ausgewählt, ihre Spuren im Internet recherchiert und das Ergebnis kommt in die Show. @janboehm, so sein Twitter-Alter-Ego, darf übrigens ab Februar auch im großen ZDF auf Sendung.
Die schönsten Momente aus seinen ersten fünf Jahren hat der zum Start heftig umstrittene Sender gesammelt und online platziert.
ps/dpa