
ZDFneo: Privatsender gehen auf die Barrikaden
Entrüstet reagieren die Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 auf das Programmschema des neuen Digitalkanals ZDFneo. Die beiden Sendergruppen wollen die Politik einschalten.
Entrüstet reagieren die Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 auf das Programmschema des neuen Digitalkanals ZDFneo. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL Deutschland sagte zum Branchendienst DWDL.de das ZDF plane mit einem gebührenfinanzierten Angebot „einen Frontalangriff auf die Kernkompetenzen kommerzieller Anbieter sowohl im Free-TV als auch im Pay-TV-Bereich“. Schmid ist zugleich Vizepräsident des Verbands privater Rundfunk und Telemedien (VPRT).
Auch Annette Kümmel, Senior Vice President Media Policy bei ProSiebenSat.1 meldete sich gegenüber DWDL.de zu Wort: „Hier ensteht ein öffentlich-rechtliches Privatprogramm, das mitnichten neu ist, wie sein Name Glauben machen will.“ Stattdessen seien Programmelemente wie die zahlreichen US-Serien und Doku-Soaps rund um Hausbau und Hochzeit eine Kopie erfolgreicher Programmstrecken der Privaten.
Laut Brachendienst richten sich die Befürchtungen der Privaten vor allem auf die ökonomische Situation. „Wie groß die Gefahr für uns konkret ist, wird sich noch zeigen. Wir wissen aber: Wenn ARD und ZDF auf Einkaufstour gehen, hat das für uns keine positiven Effekte auf den Rechteerwerb“, erklärt Tobias Schmid für RTL.
Mit Blick auf ZDFneo-Programme wie „Mamas Traumjob“, „Der Extremtester“ und „neoMusic: Die Chartshow“ sagte Kümmel zum Branchendienst: „Das Positive daran ist, dass damit endlich einmal klar gemacht wird, dass auch unsere Programme 'Orientierungs- und Ratgeberfunktion haben und 'auf anspruchsvolle Weise Entspannung und intelligente Unterhaltung' bieten“. Große Unterschiede zu den Programmen der Sender ihres Konzerns sieht sie in den vom ZDF angekündigten Sendungen nicht. Kümmel nimmt hier Bezug auf das im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag abgesegnete Konzept. Dort heißt es: „Der ZDF-Familienkanal bietet ein Programm mit vielfältigen Inhalten aus den Bereichen Bildung, Kultur, Wissenschaft, Beratung, Information und Unterhaltung. Er bedient sich aller wichtigen Genres wie Dokumentation, Reportage, Fernsehfilm, Serie, Spielfilm, Magazin sowie Show/Talk und beschäftigt sich insbesondere mit Inhalten aus den Bereichen Gesellschaft und Erziehung, Ratgeber und Service, Wissenschaft und Natur, Geschichte und Zeitgeschehen sowie Kultur“. Bei der Zuschaueransprache solle eine „realitätsnahe Orientierungs- und Ratgeberfunktion“ im Mittelpunkt stehen.
Die beiden Konzerne wollen nicht untätig bleiben. Während Kümmel ankündigt, genau prüfen zu wollen, „ob ein neuer Wettbewerber mit me-too Angebot an den Start gegangen ist, oder ob die Vorgaben des Programmkonzepts eingehalten wurden“, will man in der Mediengruppe RTL zunächst „sehen, ob die Gremien und die Staatskanzleien realisieren, dass das Konzept – freundlich formuliert – soweit ausgedehnt wird, dass es unerträglich ist.“ „Ich bin gespannt, ob sich die Gremien, die sich nach und nach emanzipieren, trauen, diese Fragen zu stellen“, sagt Schmid gegenüber DWDL.de. Man selbst werde diese Fragen ebenfalls an die Politik richten müssen.