Wo bei Gruner + Jahr das Geld herkommt
Vorstandschef Bernd Buchholz holt bei Gruner + Jahr immer noch 90 Prozent des Umsatzes aus Print. Das Geschäft läuft gut, trotzdem behalten die Hamburger die Kosten genau im Blick.
Auch im Internetzeitalter will Gruner + Jahr (G+J) mit seiner journalistischen Kernkompetenz Geld verdienen, so Vorstandschef Bernd Buchholz im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe). Noch immer kämen 90 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit Gedrucktem. Während Wettbewerber für viel Geld Internetunternehmen zusammenkauften, sei die Strategie von Gruner + Jahr eine andere. "Wir wollen aus dem Kerngeschäft heraus auf Basis der genannten Kernkompetenzen das digitale Geschäft entwickeln. Mir ist bewusst, das ist ein schwieriger Weg, weil Bezahlangebote im Internet noch lange nicht etabliert sind", sagt Buchholz.
Gruner + Jahr hat ungeachtet eines zuletzt besseren Geschäfts die Kosten genau im Blick. "Wir müssen trotz eines hervorragenden Halbjahresergebnisses auch weiterhin an unserer Effizienz arbeiten", so der Konzernlenker. In den Produktionsprozessen der Zeitschriften und der Verlagsfunktionen gebe es noch zahlreiche Möglichkeiten, die Arbeitsabläufe zu verbessern und Kosten zu sparen. Für das Gesamtjahr ist Vorstandschef Buchholz vorsichtig optimistisch: "Ich hoffe auf ein stabiles Niveau und damit weiter auf eine zweistellige Umsatzrendite bei Gruner + Jahr." Angesichts der Schwankungen der Finanzmärkte sei aber Vorsicht geboten.
Ein nach Ansicht von Buchholz zukunftsträchtiges Geschäftsfeld ist das so genannte Corporate Publishing - Unternehmenskommunikation mit eigenen Medien. Geld für Zukäufe sei vorhanden, in den vergangenen 18 Monaten seien die Bewertungen allerdings zu hoch gewesen. Bei den hart von der Wirtschaftskrise gebeutelten Wirtschaftsmedien - dazu gehören "Financial Times Deutschland" und "Capital" - will Buchholz in die schwarzen Zahlen kommen. "Wir nähern uns in diesem Jahr deutlich der Gewinnzone", kündigt er an.
Zuvor hat der Konzern seine Zahlen vorgelegt. Der Zeitschriftenkonzern hat im ersten Halbjahr bei leicht steigenden Umsätzen eine zweistellige Rendite halten können. Der Konzernumsatz der Bertelsmann-Tochter erhöht sich dabei gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 1,22 auf 1,25 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen geht indes leicht von 125 auf 123 Millionen Euro zurück. Bereinigt um Sondereinflüsse und Einmaleffekte ergebe sich eine Umsatzrendite von 10,1 Prozent gegenüber 10,7 Prozent im Vorjahreszeitraum, heißt es. Sowohl die Vertriebs- wie auch die Werbeerlöse seien weltweit gestiegen.