Gruner + Jahr: FTD & Co. sollen in die Gewinnzone
Die Wirtschaftsmedien bleiben weiterhin das Sorgenkind der Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr. So schreiben FTD & Co unverändert rote Zahlen. Vorstandschef Bernd Buchholz hofft aber, dass die Blätter in ein bis zwei Jahren in die Gewinnzone steuern. W&V-Korrespondent Gregory Lipinski berichtet direkt aus Hamburg.
Die Wirtschaftsmedien beim Hamburger Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr sind noch nicht über den Berg. Vorstandschef Bernd Buchholz geht davon aus, dass der G+J Wirtschaftsmedien erst in den nächsten Jahren die Gewinnzone erreichen. „Wir sind frohen Mutes, in den nächsten ein bis zwei Jahren das Ziel zu erreichen“, sagte der Verlagschef anlässlich der Bilanzpressekonferenz. Zu den Wirtschafts- und Finanztiteln der Bertelsmann-Tochter gehören die "Financial Times Deutschland (FTD)" sowie die Wirtschaftmagazine "Capital", "Impulse" sowie "Börse Online".
Das Verlagshaus hatte die Blätter im März 2009 in den G+J Wirtschaftsmedien gebündelt, um die Ertragslage des Titelportfolios zu verbessern. Die Einheit umfasst 250 Redakteure, die für alle Wirtschaftspublikationen schreiben. Dass die Wirtschaftspresse noch nicht rentabel arbeitet, liegt unter anderem an dem schwachen Anzeigenaufkommen. So hätten sich bislang wichtige Anzeigenkunden aus der Banken- und Versicherungsbranche zurückgehalten. Buchholz hofft aber, dass in diesem Jahr das Anzeigengeschäft anzieht. Offenbar ist der Vorstandschef bereit, weitere Verluste in dieser Sparte in Kauf zu nehmen, da es ihm bei der Wirtschaftspresse vor allem um die „publizistische Perspektive“ geht.
Buchholz wolle aber offenbar ein Gegengewicht zum Düsseldorfer Platzhirschen "Handelsblatt" sein, die neben der FTD den Markt der deutschen Wirtschaftsmedien wesentlich mitbestimmt. Fraglich ist aber, wie die weitere Zukunft des angeschlagenen Segments aussieht. Sollte sich trotz der derzeit guten konjunkturellen Lage in Deutschland das Anzeigengeschäft für FTD & Co. nicht verbessern, müsse er sich um die Wirtschaftspresse von Gruner + Jahr neuen Gedanken machen.
Wo Schatten sind, da ist auch Licht. So strahlt derzeit das Gruner + Jahr-Flaggschiff "Stern". Das Wochenmagazin ist laut Buchholz ertragsmäßig „gut unterwegs“. So wollte der Vorstand Marktgerüchte nicht kommentieren, dass der Titel 2010 einer der höchsten Renditen in seiner bisherigen publizistischen Geschichte erzielt hat. Trotz des wirtschaftlichen Erfolges überprüft der Verlag derzeit die Strukturen des Wochenmagazins. „Wir stellen derzeit den Status Quo in Frage und haben einen Veränderungsprozess eingeleitet“, betont Buchholz. Nähere Einzelheiten hierzu wollte er nicht nennen. Die Stern-Chefredakteure Thomas Osterkorn und Andreas Petzold würden die Öffentlichkeit zu gegebenen Zeitpunkt hierüber informieren. Derzeit habe Buchholz aber keine Kenntnis, dass das Blatt einen Relaunch plane. Weiterhin schwierig sei hingegen die Lage bei Stern.de. Der Online-Ableger des Wochentitels schreibe rote Zahlen.
Gruner + Jahr hat im vergangenen Geschäftsjahr den Ertrag deutlich gesteigert. Das operative Ergebnis vor Einmaleffekten kletterte 2010 auf 287 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor bewegte es sich bei 203 Mill. Euro. Der Jahresüberschuss stieg 2010 auf 166 Mill. Euro, während der Verlag noch einen Jahresfehlbetrag von 18 Mill. Euro ausgewiesen hat. Als einen Grund für die Verbesserung der Ertragslage nannte er auch „schmerzvolle Einschnitte“ im Personalbereich. Weltweit sank die Mitarbeiterzahl im vergangenen Geschäftsjahr auf 13.337 (2009: 13.571). Davon entfallen rund 7300 Mitarbeiter auf Deutschland.
Kaum gestiegen ist hingegen der Konzernumsatz der Bertelsmann-Tochter im vergangenen Jahr. Er wuchs nur um magere 1,6 Prozent auf 2,549 Mrd. Euro. Grund hierfür ist unter anderem, dass Buchholz bislang mit seinen Plänen nicht vorangekommen ist, eine neue Geschäftssäule in Professional Publishing zu etablieren. Er hält aber weiterhin an dem Ziel fest, durch einen Zukauf in dieser Sparte Fuß zu fassen. Allerdings habe er hierbei keine Eile. So will er nicht durch einen Schnellschuss glänzen, der sich langfristig wirtschaftlich nicht auszahlt.
Wichtig für Gruner + Jahr auch der weitere Ausbau des Auslandsgeschäfts. So sieht die Bertelsmann-Tochter gute Wachstumschancen in China sowie Indien. Das internationale Geschäft wurde im vergangenen Jahr teilweise neu ausgerichtet. In vielen Regionen hat der Verlag seinen Titeln einen Relaunch unterzogen, um die Rentabilität zu steigern. Dazu gehört auch Polen. Hier hofft der Auslandsvorstand Thorsten-Jörn Klein 2011 wieder auf eine „anständige Rendite“ . Fast alle Länder im Ausland, in dem Gruner + Jahr tätig ist, hätten 2010 ein „positives Ergebnis“ erzielt.
Weiterhin unter Druck ist auch die Drucksparte. Gerüchte, wonach Gruner + Jahr erst vor Kurzem einen Verkauf der amerikanischen Druckerei Brown Printing angeschoben habe, wollte Buchholz nicht kommentieren. Er betonte, dass in der Branche bereits seit Jahren solche Gerüchte kursierten.