Die Haltung der Medienhäuser dabei ist deutlich: ProSiebenSat.1 etwa ist der Meinung, dass Whitelisting nicht nur unlauter, sondern auch kartellrechtswidrig ist. Die AG sieht auch Blacklisting - also die generelle Blockade - als Verstoß gegen UWG und Urheberrecht.

Sollte der BGH indes in ein, zwei Jahren das Urteil gegen Eyeo bestätigen, wäre das nicht das Ende der Adblocker, sondern nur des Geschäftsmodells in der jetzigen Form im deutschen Raum. Es wäre ein Sieg für deutsche Medienhäuser gegen das, was sie "moderne Wegelagerei" nennen. Und es könnte das parasitäre Verdienen am Durchlotsen von Werbung einschränken. Eyeos Blocker – und erst recht die anderer – würden aber nicht verschwinden.

Daher arbeitet die Branche zusätzlich darauf hin, eine gesetzliche Regelung gegen Adblocker an sich zu erreichen – über die Rundfunkkommission der Länder. Ein Bericht der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz greift die Vorwürfe bereits auf. Lobbyverbände der Medien wie VPRT, VDZ und BDZV haben darauf hingearbeitet und setzen auf Anknüpfungspunkte im UWG, Urheberrecht oder auch Medienrecht: Die Argumentation hier zielt auf einen Schutz der Integrität der Produkte.

Juristen sind allerdings äußerst skeptisch, dass neue Regulierungen eingeführt werden. Denn das deutsche Recht deckt das Feld bereits ab. Und: Christoph Wagner von der Kanzlei Morrison & Foerster gibt zu bedenken, "dass der deutsche Gesetzgeber entsprechende Maßnahmen nur für deutsches Territorium treffen kann. Um den Zugriff auf die häufig weltweit angebotenen Programme zu unterbinden, müssten diese regional gesperrt werden – eine Maßnahme, die vielleicht zulässig, aber im Lichte des gemeinschaftsrechtlich angestrebten Digital Single Market wenig realistisch sein dürfte."

Ein deutsches Gesetz löst auch nicht das Grundproblem, dass Menschen durch schlechte Online-Werbung genervt sind. Einer aktuellen YouGov-Profiles-Analyse zufolge nutzen sie Adblocker sehr rege: Ein Drittel (35 Prozent) der Deutschen verwendet die Werbeblocker oder Anti-Tracking-Software am heimischen PC oder auf dem Smartphone. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) hat dabei die Programme ständig aktiviert.

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rp/ps


Autor: Ralph-Bernhard Pfister

Ralph Pfister ist Koordinator am Desk der W&V. Wenn er nicht gerade koordiniert, schreibt er hauptsächlich über digitales Marketing, digitale Themen und Branchen wie Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Sein Kaffeekonsum lässt sich nur in industriellen Mengen fassen. Für seine Bücher- und Comicbestände gilt das noch nicht ganz – aber er arbeitet dran.