IBM-Studie:
Werbung schreckt Streaming-Nutzer ab
Was könnte es für einen Grund geben, sein Streaming-Abo zu kündigen? Werbeschaltungen zum Beispiel. Die sind sogar bedeutender als der Preis.
Was könnte es für einen Grund geben, sein Streaming-Abo zu kündigen? Werbeschaltungen zum Beispiel. Die sind sogar bedeutender als der Preis. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung, die die Cloud-Abteilung von IBM durchgeführt hat. Untersucht wurde das Verhalten von gut 1000 Nutzern der Abo-Streaming-Dienste (SVoD, Subscription Video on Demand), also etwa Netflix, Amazon Prime oder Watchever - beziehungsweise Hulu: Die Befragung wurde in den USA durchgeführt, wo Hulu zu den großen Anbietern gehört.
Die Ergebnisse dürften trotzdem für Deutschland eine gewisse Relevanz haben, denn auch hier mag es durchaus Kunden geben, die gern für ein gutes Serien- und Filmangebot bezahlen, aber dank Bingewatching und Selbstverantwortung für Zeitpunkt und Dauer des Sehvergnügens inzwischen längerer Werbeblöcke überdrüssig sind.
Das führt zumindest bei den befragten US-Nutzern dazu, dass Werbung der Hauptgrund für eine Abo-Kündigung wäre. "Am wahrscheinlichsten" sei es, dass sie kündigen, wenn zu viel Werbung käme, antworteten 27 Prozent. Die Kosten fürs Abo folgen mit 25 Prozent Antworten erst auf Platz zwei. Nur für 17 Prozent wären technische Probleme ein Grund zum Kündigen.
Deutlich mehr, nämlich 20 Prozent, würden ihren Streamingdienst verlassen, wenn es nicht mehr genug zum Gucken gäbe. Passt, sind Inhalte ja auch der Hauptgrund für ein Abo (38 Prozent). Ausnahme: Amazon Prime. Hier sind 61 Prozent der Abonnenten unter den US-Befragten deshalb dabei, weil es Shoppingvorteile gibt - und sie schauen die Videos dann eben auch.
Eine recht gute Nachricht für die Abo-Dienste: 48 Prozent der Befragten sagten, dass sie ihre Zugangsdaten keiner Person weitergegeben haben, 42 Prozent teilen sie ausschließlich mit der Familie. So können Amazon und Netflix beruhigt davon ausgehen, dass die, die gucken, nicht mit dem Account des Nachbarn oder Kollegen tun.
Am liebsten übrigens wird auch SVoD auf dem großen Fernseher konsumiert - entsprechend hoch sind die Erwartungen der Nutzer an die Qualität. Bildschirme von Smartphones und Tablet sind hingegen 49 Prozent der Befragten schlicht zu klein für den Serien- und Filmgenuss.
In den USA seien Streamingdienste der am schnellsten wachsende Paid-Media-Bereich. Kein Wunder, Kabelfernsehen und Streamingdienste werden dort gleich stark genutzt. Für 2020 rechnet die Kompetenzgruppe Streaming Media in Deutschland damit, dass dann Streaming das klassische Fernsehen überholt haben wird.
Am größten ist in den USA mit Abstand Netflix (72% aller SVoD-Abos) gefolgt von Amazon Prime (14%).
In Deutschland führt Amazon mit 32 Prozent Marktanteil bei den VoD-Nutzern (2015: 33%), Netflix erreicht von ihnen aktuell 17 Prozent (2015: 8%), dann folgt schon das Pay-TV-Angebot von Sky (Abrufdienste Sky Online, Sky on Demand, Sky Go, Sky Select - 12%) vor Maxdome (11%; Quelle: Goldmedia). Goldmedia ermittelte, dass sich die Nutzerzahlen seit Ende 2014 mehr als verdoppelt habe - auf heute 24 Millionen Streaming-Nutzer. 2015 machte die VoD-Branche damit 423 Mio. Euro Umsatz. Mit der knappen halben Milliarde hatte Goldmedia erst für 2018 kalkuliert.
Die 2014er-Prognose von Goldmedia, dass bis 2019 ein VoD-Umsatz von 750 Millionen Euro zu erwarten ist, scheint vor dem Hintergrund mehr als plausibel.