Wie ProSiebenSat.1 reagiert

ProSiebenSat.1 bemüht sich bereits bei DWDL.de um Schadensbegrenzung und ordnet Ebelings Wort als "zugespitzte Aussage im Zusammenhang mit einer provokanten Frage durch einen französischen Analysten" ein. Die reine Textaussage würde "weder die Historie noch die Tonalität der Aussagen" widerspiegeln.

Dennoch: Auch wenn der Konzern-CEO, der noch bis 2019 an der Spitze von ProSiebenSat.1 stehen will, wohl zum Ausdruck bringen wollte, dass es weiterhin Millionen ganz normale Zuschauer gibt, die sich nach wie vor dem klassischen linearen TV-Programm zur Entspannung hingeben – eine kluge und geschickte Einordnung der eigenen Zielgruppen sieht anders aus. 

Auch sind derlei Äußerungen des ersten ProSiebenSat.1-Mannes im hoch sensiblen Sales-Geschäft kontraproduktiv. Was sollen Werbekunden und Mediaplaner davon halten, wenn ProSiebenSat.1-Chef Ebeling so über seine Zuschauer denkt? Seine Worte dürften wohl nur dazu geeignet sind, um von Springers Bild mit dem Titel "Verlierer des Tages" gekrönt zu werden.

Aber vielleicht steckt hinter Ebelings Lapsus ja nur eine zutiefst menschliche Reaktion, die auch Otto-Normal-Zuschauer hätte – würde er Probleme kaschieren wollen: Der ProSiebenSat.1-CEO dürfte nervös sein. Die an der Börse hoch bewertete TV-AG wächst nurmehr im digitalen Bereich und mit E-Commerce, das klassische, werbefinanzierte und immer noch milliardenschwere Geschäft hat es dagegen schwer. Da kann man schon mal aus der Façon geraten – wie so mancher TV-Fan auf der Couch.

Die Wellen schlagen hoch, der Aktienkurs verzeichnet ein Zwischendurch-Mini-Minus - gegen Mittwochmittag lässt Konzernchef Ebeling dieses Statement verbreiten: "Bei meiner Aussage handelte es sich natürlich um eine plakative Zuspitzung zur Illustration unterschiedlicher Mediennutzungsweisen. Mitnichten wollte ich unsere TV-Zuschauer diskreditieren. Aus dem Zusammenhang der Diskussion gerissen, ist diese Äußerung leider falsch verstanden worden, was ich sehr bedauere."


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.