Spiegel Verlag:
Warum der neue "Spiegel"-Chefredakteur Büchner seine Leser beruhigt
Zoff, Intrigen und ein "Bild"-Mann in der Spitze: "Spiegel"-Chefredakteur Wolfgang Büchner glättet auf der Leserbriefseite die Wogen.
Im Jahr 2013 sorgt der "Spiegel" wiederholt für negative Schlagzeilen, das Image hat gelitten. Die öffentliche Deinstallation des vorherigen Chefredakteurs-Duos Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron oder auch das schwierige Vorhaben, den "Bild"-Mann Nikolaus Blome neben dem neuen Chefredakteur Wolfgang Büchner zu installieren – vor allem die Mitarbeiter KG machte ihrem Ärger und ihren Sorgen öffentlich Luft: Welchen Kurs schlägt das Vorzeigeblatt des deutschen Nachrichtenjournalismus künftig ein? Hier meldet sich nun Büchner zu Wort und versucht, die Wogen zu glätten. Das Blatt wolle nicht von seiner kritischen und investigativen Grundausrichtung abweichen. "Ich möchte Ihnen versichern, dass sich die journalistische Haltung des 'Spiegel' nicht ändern wird", schreibt der 47-Jährige in einem Beitrag auf der Leserbriefseite des Hamburger Nachrichtenmagazins – ein Novum. Büchner weiter: "Der 'Spiegel' steht den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kritisch gegenüber. Er deckt Machtmissbrauch und Missmanagement auf."
Der ehemalige Chefredakteur der Nachrichtenagentur "dpa", der zum "Spiegel zurückkehrt, verteidigt in diesem Zusammenhang die Berufung des stellvertretenden "Bild"-Chefredakteurs Blome zum Leiter des "Spiegel"-Hauptstadtbüros. Blome soll seinen neuen Job am 1. Dezember antreten. Zunächst hatte er sogar stellvertretender Chefredakteur des Nachrichtenmagazins werden sollen. Die Personalie hatte zu heftigen, teils öffentlichen Debatten und Widerständen - vor allem in der Mitarbeiter KG des "Spiegel" - geführt. Büchner verteidigt die Wahl gegenüber den Lesern so: "Nikolaus Blome ist ein hervorragender politischer Journalist, der nicht nur für die 'Bild'-Zeitung, sondern auch für die 'Welt' und den 'Tagesspiegel' geschrieben hat", schreibt Büchner. Blomes Arbeiten seien mehrfach ausgezeichnet worden, so mit dem Herbert-Quandt-Medienpreis und dem Theodor-Wolff-Preis. Büchner ist seit dem 1. September Chefredakteur von "Spiegel" und "Spiegel Online".
Intern werkelt Büchner indes an weiteren Veränderungen – weiß Medienkenner Kai-Hinrich Renner. In seiner Kolumne im "Hamburger Abendblatt" berichtet er, dass der "Spiegel" seinen Erscheinungstag von Montag auf Samstag vorverlegen könnte. Hintergrund ist demnach der auslaufende Vertrag des Nachrichtenmagazins mit dem Druckunternehmen Prinovis. In der Neuausschreibung ab 2015 sei ein Szenario vorgesehen, nach dem der "Spiegel" künftig bereits sonnabends am Kiosk liegen könnte. Des Weiteren soll der neue "Spiegel"-Chef über ein Online-Bezahlangebot des Titels nachdenken, das die Geschichten des Print-Hefts täglich bis zum Erscheinen der neuen Ausgabe aktualisiert.