Das liegt auch an den Themen. "Der 'Tatort' bildet das gesamte Leben der BRD ab", sagt Scherer. Einfach alles sei beleuchtet worden "von der Intersexualität über Rechtsextremismus bis hin zum Afghanistan-Einsatz". Nur um das Phänomen der Terrorfraktion RAF hätten sich die Sender herumgedrückt. Radikalität hat Scherer im "Tatort" indes nicht entdeckt. Entgegen der ursprünglichen Vermutung Scherers entwickeln sich die Figuren seiner Meinung nach nicht. Sie werden älter, die Geliebten oder Liebhaber wechseln, die Ehen plätschern dahin, die Kinder werden flügge. "Mehr ist nicht vorgesehen", sagt Scherer.

Stefan Scherer hat mit der Studie "Formen und Verfahren der Serialität in der ARD-Reihe "Tatort"" nach eigenen Worten die bislang umfassendste Analyse über dieses Sendeformat vorgelegt, das gerade mit dem Münsteraner Team selten gewordene achtstellige Zuschauerzahlen stemmt. Finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) kümmerte er sich mit zwei Kollegen aus Göttingen drei Jahre lang um das Werk. Im September schlossen sie das Projekt ab, die Ergebnisse sollen in den nächsten Monaten im Detail veröffentlicht werden. "Mithilfe eines eigens entwickelten Analyserasters haben wir die Folgen durchsucht", erklärt er. Beleuchtet wurden die Standorte der Teams, Ermittlerlogiken, Ton- und Bildästhetik, Neben- und Haupthandlung, Rückblenden, Kamerabewegungen und und und. Zeitaufwand pro Folge: acht Stunden.

dpa/ps


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.