WAZ kann verkauft werden
Das Go des Testamentsvollstreckers und das Geld für die Übernahme liegen vor - laut "SZ" kann Funke-Tochter Petra Grotkamp der Familie Brost nun ihre Anteile abkaufen. Überraschend ist, woher der Kredit stammt....
Alles klar bei der WAZ Gruppe in Essen: Beim drittgrößten Zeitungskonzern Deutschlands kann Gründer-Tochter Petra Grotkamp die Führung übernehmen. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf ein Schreiben vom 29. Dezember aus einer Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei an den Anwalt der WAZ-Miteigentümerfamilie Grotkamp. Darin übermittelt der Anwalt des WAZ-Testamentsvollstreckers Peter Heinemann – neben Neujahrsgrüßen - der Grotkamp-Seite eine wichtige Nachricht. Im "Projekt Spider", so heißt es dort nach dem "SZ"-Bericht, sind "aus der Sicht unseres Mandanten, des Testamentsvollstreckers Dr. Peter Heinemann, die Prüfung der vertraglichen Regelungen und die Bewertung der Angemessenheit des Kaufpreises abgeschlossen". Das Vertragswerk sei "aus seiner Sicht unterschriftsreif".
Eine Anfrage von W&V Online bei der WAZ Gruppe bleibt unkommentiert. Es ist davon auszugehen, dass nun erst einmal Grotkamps Verwandte aus dem Funke-Clan weitere Fragen intern klären müssen. Danach dürfte auch Heinemann die Sachlage kommentieren.
Aber nicht nur die rechtliche Seite des Mega-Deals scheint geklärt; laut "SZ" hat Petra Grotkamp auch das Geld für die Übernahme zusammen. Von den 500 Millionen Euro Kaufpreis haben zuletzt noch 50 Millionen gefehlt. Dem Blatt zufolge haben die Grotkamps den Sohn der anderen WAZ-Dynastie, den Biobauern Martin Brost mit einem geschätzten Vermögen von mindestens 500 Millionen Euro, um ein Darlehen von 45 Millionen gebeten. Die "SZ" stuft das als "weiteres delikates Detail" ein, zumal im Testament des alten Brost gestanden haben soll, dass Sohn Martin keinen Fuß mehr in die WAZ setzen dürfe.
Doch schon im August 2011 sei offenbar bereits eine weitgehende Einigung der Nachkommen darüber erzielt worden, dass die Grotkamps den Brost-Erben die WAZ-Anteile abkaufen wollten. Offenbar sollte damals in drei Tranchen für den Teilverkauf bezahlt werden. 270 Millionen sofort, später weitere 200, dann noch einmal 30 Millionen. Dann allerdings kam das Störfeuer - die viel höhere Offerte von Springer. Vorstandschef Mathias Döpfner bot – theoretisch - 1,4 Milliarden für den gesamten WAZ-Konzern. Das Springer-Angebot wurde zwar rasch zurückgewiesen. Doch Heinemann hat ein neues Wertgutachten fertigen lassen, um zu klären, ob das Angebot Petra Grotkamps angemessen sei. Er erklärte sich zudem mit keiner Ratenzahlung einverstanden - was die Finanzierung schwieriger und die Lage für den Konzern (mit seinen vielen Klauseln) erneut komplizierter machte.
Wenn nun alles wie von Petra Grotkamp geplant durchgezogen wird, hat sie das Sagen und beendet zugleich die "Doppelregentschaft zweier Dynastien", wie es die "SZ" nennt. Eine Geschichte mit vielen gerichtlichen Auseinandersetzungen und Blockaden. Petra Grotkamp, eine der Töchter des WAZ-Gründers Jakob Funke (konservativ) hat zuletzt den Erben von WAZ-Gründer Erich Brost (sozialdemokratisch) gegenübergestanden. Der Wechsel zu Grotkamp bringt gleich mal eine massive Veränderung mit sich - Bodo Hombach, der Geschäftsführer der Brost-Seite, hätte wohl bis 2015 mitgemacht. Jetzt scheidet er laut "SZ" möglicherweise schon in diesem Monat aus. Er bekommt demnach keine Abfindung, aber sein Gehalt laufe die nächsten vier Jahre weiter.
Der Medienkonzern macht auch 2011 noch mehr als eine Milliarde Euro Umsatz - auch wenn es 2010 noch mehr waren. Unterdessen hat die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vor einigen Tagen berichtet, dass die WAZ-Gruppe 2011 auf ein operatives Ergebnis von voraussichtlich 110 Millionen Euro kommen könnte und damit wieder im dreistelligen Millionenbereich liegen würde. Zur WAZ gehören 40 Zeitungen sowie mehr als 100 Zeitschriften.