Offiziell: Petra Grotkamp legt Angebot für WAZ-Gruppe vor
WAZ vor dem Verkauf: Gesellschafterin Petra Grotkamp will von den Brost-Enkeln die Mehrheit am Essener Medienkonzern erwerben. Laut "Manager Magazin" ist dies der Funke-Tochter 500 Millionen Euro wert.
Die WAZ-Gruppe steht vor einer groß angelegten Übernahme. Nachdem das "Manager Magazin" am Montagnachmittag online berichtet hat, dass Petra Grotkamp die Kontrolle über das Verlagshaus übernehmen wolle, liegt nun die Bestätigung vor. Die 68-jährige Tochter des WAZ-Mitgründers Jakob Funke und Ehefrau des langjährigen Verlagschefs Günther Grotkamp, 84, ist bislang mit durchgerechnet 16,7 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Sie hat ihren Mitgesellschaftern von der Brost-Holding ein Angebot für deren 50-Prozent-Anteil gemacht. Laut "Manager Magazin" will Grotkamp dafür 500 Millionen Euro zahlen.
Seit dem späten Montagnachmittag liegt die offizielle Bestätigung Petra Grotkamps vor. Ihr Anwalt Andreas Urban erklärt, Frau Grotkamp habe den Mitgliedern der Familie Brost das Angebot gemacht, ihren 50-prozentigen Anteil an den Gesellschaften der WAZ-Gruppe zu erwerben. Über die wesentlichen Bedingungen des Erwerbs sei mit den Mitgliedern der Familie Brost Einigkeit erzielt worden, so Urban. Die Einigung stehe unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Testamentsvollstreckers Peter Heineman, Sohn des früheren Bundespräsidenten. Der Anwalt hat bis 2015 die Testamentsvollstreckung für die Brost-Enkel inne.
Zu den Gründen Petra Grotkamps teilt ihr Vertreter Andreas Urban weiter mit: "Frau Grotkamp hat dieses Angebot vor dem Hintergrund ihrer Verantwortung für die WAZ-Mediengruppe unterbreitet, um klare Gesellschafterstrukturen zu schaffen und sicherzustellen, dass die WAZ-Mediengruppe auch künftig als Familienunternehmen Erfolg haben kann. Es ist der Wunsch von Frau Grotkamp, das fortzuführen, was ihr Vater Jakob Funke gemeinsam mit Erich Brost aufgebaut haben."
Des Weiteren wird mitgeteilt, dass "im Rahmen der Generationennachfolge" künftig auch Petra Grotkamps Sohn, Rechtsanwalt Niklas Jakob Wilcke, eine "wichtige Rolle im Gesellschafterkreis" spielen werde. Details gibt es dazu nicht; auch finanzielle Feinheiten verschweigt Urban. Petra Grotkamp sei der tiefen Überzeugung, "dass Print-Medien auch in der Zukunft erfolgreich sein werden, wenn sie sich den Gegebenheiten der Zeit anpassen", heißt es weiter. Sie möchte mit der Kauf-Offerte ein "klares Bekenntnis zur WAZ-Mediengruppe abgeben und ein Signal an die Leser und Mitarbeiter". Brost-Anwalt Heinemann betont indes: "Ich werde das alles gründlich prüfen und die testamentarische Verfügung des Erblassers und die Interessen der Enkel abwägen."
Inzwischen spekuliert das "Manager Magazin" bereits in Personalfragen: Im Falle der Übernahme werde die Doppelspitze der WAZ aufgelöst, heißt es. Der frühere Kanzleramtsminister Bodo Hombach, Vertreter der Brost-Seite in der Geschäftsführung, würde in diesem Falle seine Position räumen. Als WAZ-Chefs im Gespräch seien Christian Nienhaus als Funke-Delegierter in der Geschäftsführung und der frühere Bauer-Manager Manfred Braun, der den Zeitschriftenbereich und das Verlagsgeschäft NRW führt.
Die Essener Zeitungsgruppe WAZ ist mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und Blättern wie "Westdeutsche Allgemeine", "Neue Rhein/Neue Ruhr-Zeitung", "Westfälische Rundschau" einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Auch im Zeitschriftensegment ist die WAZ sehr engagiert (unter anderem Gong Verlag). Die Übernahme hätte Folgen für die deutsche Zeitungsbranche insgesamt. Die WAZ-Gruppe ist eines der finanzstärksten Medienhäuser des Landes, und könnte, wie das "Manager Magazin" unter Hinweis auf das Haus berichtet, mit künftig klaren Eigentümerverhältnissen "endlich wieder eine größere Rolle auf nationaler Ebene spielen".