So könnte die neue WAZ-Gruppe aussehen...
Kommt der Verkauf an Gründertochter Petra Grotkamp zustande, stehen das Regionalgeschäft, das Management und überhaupt der ganze Konzern vor Umwälzungen. Aber an Manager Christian Nienhaus will sie festhalten.
Seit Montagnachmittag steht fest, dass die Familie rund um die Gründertochter Petra Grotkamp die künftigen Haupteigentümer der Essener WAZ-Gruppe sein werden. Die neuen Eigentümer wollen nun in der Tat den Konzern umfangreich umbauen. "Es sollen Restrukturierungen stattfinden, die zu einer größeren Ertragslage führen", sagt Günther Grotkamp, Petra Grotkamps Mann und langjähriger WAZ-Geschäftsführer, jetzt der "FTD" (Mittwochsausgabe).
Es ist demnach geplant, die über 50 Tochterunternehmen der Gruppe zu größeren, profitablen Einheiten zusammenzufassen. Grotkamp will so die Renditen der deutschen Regionalzeitungen verbessern, so Grotkamp. Die immer noch renditestarke WAZ-Gruppe verliert bei den Regionalzeitungen teils an Auflage, Gewinne bei Anzeigenblätter und Zeitschriften sind nicht mehr so hoch wie früher. Das Auslandsgeschäft ist von diversen Reibereien mit Mitgesellschaftern gepägt.
Sobald der Verkauf abgeschlossen ist, soll auch das Management ausgetauscht werden – schreibt nach dem "Manager Magazin" nun auch die "FTD". WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach, der der Brost-Familie nahesteht, habe keine Zukunft im Unternehmen, so das Blatt. Weitere Spekulationen verbittet sich indes Petra Grotkamp; die "FTD" Aussage, dass es für Co-Geschäftsführer Christian Nienhaus schlecht aussehe, lässt die Gründertochter über ihren Anwalt Andreas Urban dementieren. Er betont: "Diese Berichterstattung entbehrt jeglicher Tatsachengrundlage. Frau Grotkamp hat volles Vertrauen in Herrn Nienhaus und schätzt seine Tätigkeit außerordentlich. Frau Grotkamp möchte auch in Zukunft erfolgreich mit Herrn Nienhaus zusammenarbeiten."
Petra Grotkamp hat am Montag mitteilen lassen, sie wolle den 50-Prozent-Anteil der Gesellschafterfamilie Brost kaufen. Bis jetzt teilen sich die Familien der verstorbenen WAZ-Gründer Erich Brost und Jakob Funke zu gleichen Teilen die Macht im Konzern. Nun wird Funke-Tochter Grotkamp mit ihrer Familie die Mehrheit übernehmen. Petra Grotkamp könne die Summe von 500 Millionen Euro stemmen, zitiert die "FTD" nun das Umfeld des Unternehmens. Das Ehepaar gilt als sehr wohlhabend. Die Eignerfamilien des WAZ-Konzerns haben 2008 rund eine Milliarde Euro aus dem Verkauf ihrer 25 Prozent am Versandhandelskonzern Otto erlöst. 2005 sind mit dem Verkauf der RTL-Anteile 2005 zusätzlich mehrere Hundert Millionen Euro geflossen. Brosts Enkel haben offenbar kein Interesse am Engagement bei einem der größten Regionalzeitungsverlage Europas.
Ob es zu dem Eigentümerwechsel kommt, hängt jetzt an dem Essener Anwalt Peter Heinemann, einem Sohn des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Er wacht als Testamentsvollstrecker von Erich Brost über den letzten Willen des Gründers und müsste einem Verkauf zustimmen.