Champions League:
Uefa will mit eigener Streaming-Plattform experimentieren
Der europäische Fußballverband sucht nach Alternativen zu den traditionellen TV-Partnern. Denn die können sich die Lizenzrechte für Live-Übertragungen kaum noch leisten.
Weil es sich andeutet, dass vor allem Pay-TV-Anbieter aufgrund stagnierender oder sogar rückläufiger Abonnentenzahlen künftig nicht mehr die exorbitant hohen Summen für die Live-Rechte an der Champions League refinanzieren können, sucht die Europäische Fußball-Union (Uefa) nach Alternativen. Eine könnte sein, die Begegnungen künftig über eine eigene Streaming-Plattform zu übertragen.
Dies jedenfalls deutet Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis in einem Interview mit der Financial Times (Paywall) an. "Gegenwärtig haben wir viele Fernsehpartner. Und wir würden uns freuen, diese Partnerschaften fortzusetzen", sagte Theodoridis gegenüber dem Wirtschaftsblatt. "Aber wir wollen auch gewappnet sein. Wir wollen alternative Optionen haben."
Eine solche Option könnte beispielsweise die im Juni dieses Jahres gelaunchte eigene Videostreaming-Plattform Uefa.tv sein. Herkömmliche Pay-TV-Anbieter wie Sky haben schon mehrfach signalisiert, dass sie nicht bereit sind, die in den vergangenen Jahren geradezu explodierten Preise für die Übertragungsrechte weiterhin zu akzeptieren.
Derzeit läuft die Ausschreibung der Medienrechte für die drei Champions-League-Spielzeiten von 2021/2022 bis 2023/2024. Bis zum 3. Dezember haben interessierte Medienunternehmen die Chance, ihr Gebot abzugeben.
Auch Digitalunternehmen zahlen nicht jeden Preis
Für den britischen Markt hat sich bereits in der vergangenen Woche das Telko- und Pay-TV-Unternehmen BT für 1,2 Milliarden Pfund (1,4 Mrd. Euro) erneut die Rechte gesichert – etwa zum gleichen Preis wie zuvor für vier Spielzeiten. Nach Experten-Meinung ist dies jedoch ein Abschluss gegen den allgemeinen Trend. Erwartet werden für die nächsten Jahre eher stagnierende oder sinkende Preise – speziell für die fünf großen Fußball-Märkte Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien.
Auch Streaming-Anbieter wie Amazon Prime Video oder Dazn sind offensichtlich nicht bereit, jede Preiserhöhung mitzugehen. So hatte Amazon beispielsweise nur ein kleines Paket an Premier-League-Spielen für den britischen Markt erworben. Und Dazn verzichtete im vergangen Jahr im Rechtepoker mit Sky auf die Premier-League-Rechte für den deutschsprachigen Raum.
"Experimente" außerhalb Europas
Uefa-Generalsekretär Theodoridis erklärte nun gegenüber der FT, dass der Verband in einigen Märkten außerhalb Europas mit seiner eigenen Streaming-Plattform "experimentieren" wolle – etwa dort, wo die gegenwärtigen Deals in einer Größenordnung von weniger als fünf bis zehn Millionen Euro pro Jahr liegen.
Mit einem solchen Schritt hin zu einem eigenen, kostenpflichtigen Streaming-Angebot würde die Uefa ähnlich gelagerten Beispielen in den USA folgen. Dort hat beispielsweise die Major League Baseball einen eigenen Streamingdienst auf Abo-Basis aufgebaut, dessen jährlicher Umsatz auf rund 620 Millionen Dollar geschätzt wird.