Stolz ist das Senderteam auf die Eigenproduktionen, die vielleicht nicht immer viel Marktanteil einfahren, aber für große Resonanz sorgen. Wie etwa "Der Klügere kippt nach", im April gestarteter Thekentalk. Sechs Folgen lang dauerte das Warmtrinken Test, jetzt geht es in Runde zwei. Kneipenwirt Hugo Egon Balder steht wieder hinterm Tresen, füllt Bier- und andere Gläser, während im hinteren Teil des Lokals Hella von Sinnen und drei weitere prominente Gäste sinnieren - und saufen. Bei ihnen sitzt Wigald Boning, ihr Gastgeber. Weil "eine Hella nicht reicht", wie Kai Blasberg festgestellt hat, darf in Staffel zwei ab 26. Oktober immer Désirée Nick montagabends mitprosten. Übrigens: Als Erfolgsmesslatte legt Tele 5 hier die Presseresonanz an, die im ersten Halbjahr sprunghaft um 130 Prozent angestiegen sei. Mehr als zwei Drittel des satten Plus‘ ist auf "DKKN" zurückzuführen. Ob in Staffel zwei die Format-Gegnerin Marlene Mortler zu Gast sein wird? Unklar. Eingeladen habe der Sender die Drogenbeauftragte des Bundes in die TV-Kneipe nach St. Pauli, heißt es.

Aber nicht nur DVDs der vielen kleinen Filmstudios und Produzenten wälzt die Programmriege von Tele 5 am Stammsitz in Grünwald vor den Toren Münchens auf der Suche nach möglichst "geilem" Nachschub. Nein, die Senderverantwortlichen werden auch in den Archiven ihres Gesellschafters, des Filmhändlers Herbert Kloiber fündig. Hier gilt: Kostet vielleicht mehr, macht aber was her. Die Kultserien "Californication" und "Dexter" etwa stammen aus Kloibers Library. Die beiden US-Produktionen sind seit vergangener Woche bei Tele 5 on Air, und der Sender hält hier auch die "7Day Catch Up-Rechte" für den Abruf in der Mediathek. David Duchovny lebt seine Sexsucht sonntags ab 22.15 Uhr in drei Folgen am Stück aus, Michael C. Hall schlachtet freitags ab 22.00 Uhr – drei Mal hintereinander.

Blasberg, Gegner der gängigen Zielgruppen-Einstufungen im Media-Geschäft, ist zufrieden mit der Performance seines Senders. Die Bilanz für 2015 lautet: sieben Prozent mehr Werbeblockreichweite, fünf Grimme-Nominierungen und Umsatzwachstum, das er nicht näher beziffert, aber von Sales-Chef Graf so umschrieben wird: "Wir zählen inzwischen über 400 Markenartikler zu unseren Kunden." Tele 5 solle die kleine unabhängige Kraft im Werbemarkt bleiben, betonen die Manager.

Fernsehen für Fans ist Blasberg wichtig – wie etwa der Wrestling-Kult "RAW", den Tele 5 auf dem Sendeplatz am späten Donnerstagabend betoniert hat. Oder dass die SciFi-Gefolgschaft am Ball bleibt, der die Münchner 2016 die Serie "Firefly" vorsetzen werden. Ganz zu schweigen vom "Enterprise"-Special im Herbst 2016, wenn das Original 50 Jahre alt wird: Tele 5 wird dann alle Folgen von "Star Trek – The Original Series" zeigen; das ist eine Premiere für den Sender. So will der Tele-München-Kanal "alle Menschen ansprechen". Seine "Zielgruppe" definiert Senderchef Blasberg übrigens so: "Mir ist jeder recht, Hauptsache er kann die Fernbedienung halten und kommt noch selbständig zum Supermarkt."


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.