Auch seinen alten Weggefährten aus Radiozeiten, Günther Jauch, vergisst Gottschalk nicht. Der ebenfalls zur ARD zurückgekehrte Talker muss sich gefallen lassen, dass Thomas Gottschalk über die blau-weiße ARD-Krawatte herzieht – die Jauch trägt, aber Gottschalk verweigert. Der "Buhrow"-Schlips (im Ersten tragen Nachrichtensprecher und Moderator durchaus die Krawatte im unsäglichen blau-weißen Rautendesign, wie Einspieler in "Gottschalk Live" belegen) kommt Gottschalk nach eigener Aussage nicht an den Kragen. Sein "Zugeständnis" an das Erste: eine Weste mit passender Hose in gedecktem Camel. Keine Spur von wilden Mode-Eskapaden, die Thomas Gottschalk im ZDF über mehrere Jahrzehnte hinweg zur Schau getragen hat. Den Schlips, den die ARD Gottschalk zur Verfügung gestellt hat, kann ein Zuschauer gewinnen – laut Thomas Gottschalk ist der Andrang via Facebook während der Sendung schon sehr hoch gewesen. Der Gewinner wird am Dienstag verkündet.

Alles in allem ist schon ganz schön viel Gottschalk bei "Gottschalk Live". Der neunjährige Sidekick der Autorin fasst es so zusammen: "Der redet mir zu viel." Thomas Gottschalk legt in der Tat einen Ego-Trip hin – aber das macht er zugegeben mit reichlich Witz und Charme. Wie er mit dem Boulevard abrechnet und seine neue Sendung nutzt, um die Story der "Freizeitrevue" zu dementieren, in der sich ein angeblich verarmter Cousin von Gottschalk zu Wort meldet ("Nein, lieber Jan, es gab einen Onkel, der hieß Oswald und nicht Franz!"). Oder wie er sehr liebenswürdig das Thema des Wochenstarts aufgreift und geschickt umschreibt, wie die von ihm entdeckte Heidi Klum zuhause die Hosen an hat und damit ihren Gatten Seal in die Flucht geschlagen haben dürfte. Wie Gottschalk sein Team einbaut ("Johannes, du bist meine Gedächtnis!") und erklärt, dass er lieber keine englischsprachigen Gäste wie Nicolas Cage mehr empfangen will. So tritt Bully zur "Gottschalk Live"-Premiere an und macht es Gottschalk leicht, denn die beiden können sich augenscheinlich gut leiden. Das ist ein Pfund, mit dem der Talkmaster wuchern kann: sein prominenter Freundeskreis. Zum Zuge kommt an Tag zwei mal eben so "Kaiser" Franz Beckenbauer – das muss man Gottschalk erst mal nachmachen.

Die ARD hat aber auch daran gedacht, dass Gottschalk überziehen MUSS. Das darf er jetzt bei Facebook und im Live-Chat.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.