Umfrage von Next Media Hamburg:
Streaming soll günstig sein - und werbefrei bleiben
59 Prozent der Streamingabonnenten nutzen nur einen kostenpflichtigen Dienst - denn vielen sind die Angebote zu teuer, zeigt eine Umfrage.
Die großen Produzenten setzen derzeit alle auf Filme und Serien aus den Zielmärkten; selbst die US-Konzerne Amazon ebenso wie Netflix produzieren beispielsweise eine deutsche Serie nach der anderen. Denn, so die Streamingdienste, das erhöht die Bindung und lockt weitere Abonnenten. Stimmt nicht, befindet nun das deutsche Publikum laut einer Umfrage von Next Media Hamburg: Für 83 Prozent der Befragten seien lokale Inhalte kein Grund, ein Abo abzuschließen.
Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Studie, die Statista im Auftrag von Next Media vor der Bewegtbildkonferenz New TV Kongress durchgeführt hat. Demnach sei vielen Deutschen Streaming außerdem zu teuer. Die GfK hat vor Kurzem ermittelt, dass 18,8 Millionen Deutsche kostenpflichtige Dienste beziehen. Laut Next-Media-Umfrage würden aber 46 Prozent gern weniger als 5 Euro pro Monat für Streamingservices bezahlen.
Darum unterhalten nach Ergebnissen des Media Innovation Report von Next Media Hamburg 59 Prozent der Befragten auch nur einen kostenpflichtigen Streamingdienst und nicht mehrere gleichzeitig; zwei Abos habe jeder Dritte, ergab die Umfrage, 8 Prozent nutzen drei Streamingdienste.
Immerhin 36 Prozent fänden eine Preisspanne von 5 bis 15 Euro angemessen - und hier bewegen sich tatsächlich die meisten Anbieter von Video in Demand (VoD). Zu einer monatlichen Zahlung von 15 bis 25 Euro wären nur 13 Prozent der Befragten bereit, mehr als 25 Euro würden nur 5 Prozent der Befragten zahlen wollen.
Es bleibt dabei: Werbung ist doof
Trotz der überschaubaren Zahlungsbereitschaft bleiben die Befragten dabei: Werbefrei soll das Streamingabo schon sein. Next Media bestätigt damit seine eigenen Befragungsergebnisse aus dem Vorjahr und die anderer Umfragen (etwa von Media Analyzer): Für mehr als 35 Prozent kommt Werbung bei der Nutzung von kostenpflichtigen Streamingdiensten überhaupt nicht infrage.
Weitere 41 Prozent würden nur gegen eine Vergünstigung von mindestens 50 Prozent Werbung bei bezahlpflichtigen Streamingservices akzeptieren. Geringe Vergünstigungen bis zehn Prozent sind für die meisten hingegen kein Grund, Werbung zu akzeptieren. 99 Prozent gaben an, dass sich bei diesem Preisnachlass ihre Haltung zu Werbung bei Streamingangeboten nicht verändern würde.
Ganz gut kamen in der Befragung algorithmusbasierte Programmempfehlungen weg: 59 Prozent gaben an, dass solche Bewegtbild-Guides bei der Wahl der richtigen Filme oder Serien helfen können. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es mit 68 Prozent sogar noch mehr. 35 Prozent dieser Nutzergruppe sprechen sich gegen solche Hilfssysteme aus und glauben nicht an den Nutzen von Algorithmen.
Interaktive Geschichten sind weniger gefragt
Skeptisch zeigen sich die Nutzer gegenüber dem Thema "interaktives Storytelling", bei dem sich zum Beispiel mit der Fernbedienung oder dem Smartphone der Verlauf einer Geschichte beeinflussen lässt. 61 Prozent sehen diesen Bewegtbildtrend als uninteressant an. Nur die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen zeigt zu 55 Prozent Interesse an interaktiven Bewegtbildformaten.
Ein Hinweis am Rande: Bereits 1991 experimentierten ARD und ZDF gemeinsam mit interaktivem Storytelling - damals, um dem Zappen der Zuschauer angesichts der wachsenden Zahl von Kanälen zu begegnen. am 15. Dezember 91 lief auf beiden Sendern zeitgleich der Krimi "Mörderische Entscheidung" - aber in alternativen Fassungen, einmal aus der Perspektive der Figur Christine (ARD), einmal aus der Perspektive Stefans (ZDF). Regie bei dem TV-Ereignis, das solide 13,8 Millionen Zuschauer erreichte, führte Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang"). Und das zu einer Zeit, in der "interaktives Fernsehen" bedeutete, dass man dort anrufen konnte. (Amazon Prime hat den Krimi derzeit im Streamingangebot.)
Die Befragung zum Media Innovation Report wurde im Januar von Statista onlinerepräsentativ mit 1000 Teilnehmern durchgeführt. die 18- bis 65-Jährigen wurden quotiert nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Teil eins des Media Innovation Reports wurde vor einem Monat veröffentlicht. Next Media Hamburg veranstaltet am 28. März in Hamburg den New TV Kongress. Die Bewegtbildkonferenz findet zum zehnten Mal statt.