Den Vorgang stuft Christian-Oliver Moser anders ein: "Es mag zwar den Kollegen auch um Publicity gegangen sein. Das Anliegen ist aber legitim. Ich beobachte mit zunehmender Besorgnis, dass vertrauliche Informationen aus Ermittlungsakten zum öffentlichen Gut werden." Moser hat bereits eigene Erfahrungen gemacht: "Ich habe in meiner Praxis sogar schon mehrfach erlebt, dass Anklageschriften der Presse vorlagen, bevor der Betroffene oder seine Verteidiger hiervon Kenntnis erlangt haben. Das hat mit einem rechtstaatlichen Verfahren wenig zu tun und kann auch nicht damit abgetan werden, dass es bei der Justiz einfach zu viele undichte Stellen gibt." Er befürchte zwar leider auch, "dass die Strafanzeige im Fall Hoeneß keine Ergebnisse bringen wird". Das Zeichen, das hiermit gesetzt werden solle, hält Moser unterdessen für "für richtig und wichtig". Der Berliner Anwalt ist derzeit in einem ähnlich prominenten Verfahren involviert: Er vertritt den Filmproduzenten David Groenewold, der im Korruptionsverfahren gegen den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff mitangeklagt ist.

Doch zurück zur Causa Uli Hoeneß: Sauberer Journalismus zahlt sich auch hier aus. Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat vergangene Woche ein Exklusivinterview mit dem Steuersünder veröffentlicht. Dass Cathrin Gilbert, Hans Werner Kilz und Stephan Lebert mit dem FCB-Präsidenten sprechen konnten, rechnet sich für die Hamburger: Die digitalen Einzelverkäufe über den hauseigenen pdf-Kiosk auf Zeit Online und der Einzelverkauf der "Zeit"-App über den AppStore bei Apple sind mit der Ausgabe signifikant höher als zu einem "normalen" Verkaufsstart, wie beim Verlag zu erfahren ist. Auch die Druckauflage hatte das Blatt etwas erhöht. An der Steueraffäre Hoeneß dürfte der deutsche Fiskus ganz ordentlich verdienen.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.