Aufs Image des Blatts dürfte auch einzahlen, dass Uli Hoeneß nach Vorlage der seit Wochen zusammengetragenen Fakten Ende vergangener Woche dem "Focus" als einzigem Medium per Zitat bestätigt hat, dass er sich im Januar beim Finanzamt selbst angezeigt hat. Kollegen anderer Medien ist im Nachgang eigentlich nur noch gelungen, ein "Kein Kommentar" oder gar eine Drohung einzufangen. Auch wenn "Focus" der Auslöser des riesigen Medienwirbels war: Das Burda-Team rechnet nicht damit, dass Hoeneß gegen den Artikel klagen wird, wie ein Sprecher betont. Die Fakten seien belegt. Ob sich der Clou auch in harten Verkaufszahlen des seit Jahren schwächelnden "Focus" ausdrückt, wird sich zeigen.

Übrigens: Eigentlich hätte der "Focus" einen weiteren Kenner des FC Bayern an Bord. Seit einigen Wochen wirkt Gerald Selch als stellvertretender Chefredakteur mit. Er war zuletzt Vize-Chef und Leiter des Unterhaltungsressorts der "Bild"-Zeitung, kennt aber das Münchner Fußball-Geschäft bestens aus seiner Zeit als Sportressortchef der "tz". Zusammen mit Max Breitner, Sohn des Ex-Bayern-Stars und Fußball-Weltmeisters Paul Breitner, überhob er sich 2006 bei einer Enthüllung über angeblich an Wettmanipulationen beteiligte Profis der Münchner Klubs FC Bayern und 1860. Allen voran regte sich damals Bayern-Manager Uli Hoeneß auf - äußerst lautstark. Allein bei Richtigstellungen und Widerrufen im Blatt blieb es in der Folge nicht: In einer auf der Titelseite gedruckten Entschuldigung hieß es wenige Tage später, Selch habe die Verantwortung für die Berichterstattung im Fußball-Wettskandal übernommen und scheide "im gegenseitigen Einvernehmen aus der "tz"-Redaktion" aus. Auch der Sportjournalist Max Breitner musste gehen. Er tauchte allerdings ein Jahr später an prominenter Stelle wieder auf: in der Pressestelle des FC Bayern. Selch war nach "Focus"-Angaben an den Recherchen zur Steuersache Hoeneß nicht beteiligt.

In den Medien hat sich der "Focus"-Scoop schon jetzt fest verankert. Es bleibt abzuwarten, ob der FC Bayern mit dem Einkauf des BVB-Lieblings Mario Götze lange (und überhaupt) vom Skandal in seiner Chefetage ablenken kann - den er wohl über die Achse "Bild" durchgestochen hat, wie Branchengerüchte vermuten lassen. 


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.